MEDIZIN
AWARDS
Forschergeist gefragt: 14. Novartis Oppenheim-Förderpreis für MS-Forschung ausgelobt
FernstudiumCheck Award: Deutschlands beliebteste Fernhochschule bleibt die SRH Fernhochschule
Vergabe der Wissenschaftspreise der Deutschen Hochdruckliga und der Deutschen Hypertoniestiftung
Den Patientenwillen auf der Intensivstation im Blick: Dr. Anna-Henrikje Seidlein…
Wissenschaft mit Auszeichnung: Herausragende Nachwuchsforscher auf der Jahrestagung der Deutschen…
VERANSTALTUNGEN
Wichtigster Kongress für Lungen- und Beatmungsmedizin ist erfolgreich gestartet
Virtuelle DGHO-Frühjahrstagungsreihe am 22.03. / 29.03. / 26.04.2023: Herausforderungen in…
Pneumologie-Kongress vom 29. März bis 1. April im Congress Center…
Die Hot Topics der Hirnforschung auf dem DGKN-Kongress für Klinische…
Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2023 startet am 14.3.
DOC-CHECK LOGIN
Neue Hoffnung für HIV-Infizierte
Neue Substanz gegen den Virenbefall
Köln (2. Oktober 2008) – Heute erscheinen die Ergebnisse zweier Studien von Prof. Gerd Fätkenheuer, Infektiologe an der Uniklklinik Köln und seinem Kollegen Roy Gulick aus New York mit Teams im New England Journal of Medicine, in denen ein neues Medikament zur Behandlung für die HIV- Infektion vorgestellt wird. Maraviroc, so der Name der neuen Substanz, hat einen bisher einzigartigen Wirkungsmechanismus: Es greift nicht das Virus direkt an, sondern schützt die menschlichen Zellen vor dem Befall mit dem Virus.
Durch Blockierung einer Schlüsselstelle auf der Zellmembran, des Korezeptors R5 (CCR5) wird das Virus am Eintritt in die Zelle gehindert. Für dieses Wirkprinzip gibt es ein Modell der Natur. Man weiß seit längerem, dass Menschen, bei denen CCR5 fehlt, nicht mit HIV infiziert werden, sondern gewissermaßen einen natürlichen Schutz besitzen. Das Fehlen des Korezeptors scheint keine negativen Folgen zu haben, denn diese Menschen führen ein normales Leben und zeigen keine Auffälligkeiten.
In den beiden Studien wird die Wirksamkeit von Maracviroc bei HIV-Patienten nachgewiesen, die bereits intensiv vorbehandelt waren und bei denen die herkömmlichen Medikamente nicht mehr anschlugen. Insgesamt 1049 Patienten wurden entweder mit Maraviroc (in zwei Dosierungen) oder mit Placebo behandelt, wobei alle Patienten zusätzlich eine individuell abgestimmte Kombination bereits zugelassener Medikamente erhielten.
Während in den beiden Maraviroc-Gruppen zwischen 42 und 47 Prozent der Patienten nach 48 Wochen keine nachweisbare Viruslast hatten (HIV-RNA kleiner als 50 Kopien pro Milliliter), war dies in den Placebogruppen nur bei 16 bis 18 Prozent der Fall.
In verschiedenen Untergruppen von Patienten, die ein besonders hohes Risiko für ein Therapieversagen aufweisen, zeigte sich Maraviroc eindeutig überlegen. Auch die Verträglichkeit von Maraviroc war sehr gut, es gab keinen Unterschied in den Nebenwirkungen zu Placebo. Die vorläufigen Daten aus den beiden heute veröffentichten MOTIVATE- Studien hatten bereits Ende 2007 zur Zulassung von Maraviroc in Deutschland geführt.
Bisher ist die Substanz nur zur Behandlung von HIV- Patienten zugelassen, die bereits vielfach vorbehandelt sind. Ein anderes Einsatzgebiet liegt aber in Zukunft möglicherweise in ganz anderen Bereichen. Man weiß zum Beispiel, dass CCR5 eine ganz zentrale Rolle bei der Neuinfektion mit HIV spielt. Derzeit laufen weltweit große Studien, in denen das Prinzip der Präexpositionsprophylaxe (auch PREP genannt) geprüft wird. Durch die Gabe von Medikamenten soll hier eine Infektion bei vorhandenem Risiko verhindert werden. Das Prinzip ist zum Beispiel aus der Malaria- Prophylaxe bekannt. Falls sich die grundlegende Wirksamkeit einer PREP bei HIV zeigen lässt, böte sich Maraviroc hier als ideales Medikament an: es hemmt einen zentralen Übertragungsmechanismus, es ist sehr gut verträglich und es gibt nicht die Gefahr einer Resistenzentwicklung gegen andere HIV- Medikamente.
Quelle: Pressemitteilung der Universität Köln vom 02.10.2008.