Eine effektive Rückenschmerztherapie erfordert frühzeitig ein verspannungslösendes Analgetikum

Neue Studienergebnisse zu Flupirtin

 

Berlin (10. Oktober 2008) – Chronische Rückenschmerzen gehören in Deutschland zu den häufigsten Ursachen anhaltender Arbeitsunfähigkeit und konsekutiver Frühberentungen. Zusätzlich zu nichtmedikamentösen Maßnahmen müssen zur Behandlung frühzeitig pharmakotherapeutische Verfahren, die in erster Linie symptomatisch sind und frühzeitig eine starke Schmerzlinderung über eine ausreichend lange Zeit unter Einsatz von alternativen und sich ergänzenden mechanistischen Wirkprinzipien anstreben sollten, eingesetzt werden.

 

Ein Hauptaugenmerk muss auf die Verhinderung der Chronifizierung von Rückenschmerzen gelegt werden. Als Ursachen für chronische Rückenschmerzen werden heute eine Zunahme des erregenden Zustroms von nozizeptiven Neuronen und eine verminderte physiologische Hemmung im Hinterhorn des Rückenmarks angenommen. Erregungen können sich im Zentralnervensystem unkontrolliert bilden und ausbreiten. Diese neuronalen Veränderungen sind die Basis für Schmerzchronifizierung und chronische Schmerzen. Eine rationale Therapie sollte die Erregung vermindern und die hemmenden Prozesse im Zentralnervensystem verstärken, wobei die Öffnung von neuronalen Kaliumkanälen als effektiver Mechanismus und Ausgangspunkt für eine rationale Schmerztherapie angesehen wird.

 

Sehr häufig (ca. 80 %) gehen wiederkehrende Rückenschmerzen auf muskuläre Verspannungen zurück, die mit Bewegungsmangel, einseitiger Belastung oder ungünstiger Körperhaltung in Verbindung stehen.

 

Notwendig für die Identifikation von muskulären Dysfunktionen sind neurofunktionelle Untersuchungsmethoden, die die funktionellen schmerzauslösenden Veränderungen des Bewegungssystems identifizieren und sehr schnell eine ursachenorientierte Behandlung des Patienten ermöglichen. Ausschließlich die Hand des Arztes am ausgezogenen Patienten ist in der Lage, diesen Störungen auf den Grund zu gehen, sie zu tasten und Funktionsstörungen zu erfassen und von anderen Erkrankungen abzugrenzen. Noch dazu ist sie schneller und kostengünstiger als jede Apparatediagnostik, die erst in zweiter Linie ergänzende Informationen gibt, so Dr. med. Gerhard H. H. Müller-Schwefe, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie e.V. (DGS) und Leiter des Schmerz- und Palliativzentrums Göppingen im Rahmen der Pressekonferenz „Neue Daten für die Rückenschmerztherapie aus Forschung, Studien und praktischer Anwendung“.

 

Frühzeitig muss bei verspannungsbedingten Rückenschmerzen eine entsprechend kausale Therapie mit einem den Muskeltonus normalisierenden Analgetikum wie z.B. Flupirtin retard (Katadolon® S long) in Erwägung gezogen werden. Laut Priv. Doz. Dr. med. Michael A. Überall, Vizepräsident der DGS und medizinischer Leiter des Instituts für Neurowissenschaften, Algesiologie und Pädiatrie in Nürnberg belegen neueste Studien, dass retardiertes Flupirtin ein rationaler Therapieansatz ist, um muskuläre Dysbalancen positiv zu beeinflussen.

 

Das starke analgetische Potenzial von Flupirtin (3 x 100 mg Katadolon® ) wurde kürzlich wieder in einer internationalen, doppelblinden, randomisierten und aktiv kontrollierten Multizenterstudie an 209 Patienten mit subakuten Rückenschmerzen (Schmerzstärke: 6,9, Schmerzdauer ≥ 4 Wochen) im Vergleich zu Tramadol (3 x 50 mg), einem WHOStufe 2 Analgetikum, das auf Grund des im Vergleich zu anderen Opioiden guten Wirksamkeits- und Verträglichkeitsprofils bei Rückenschmerzen sehr häufig eingesetzt wird, über einen Behandlungszeitraum von 5-7 Tagen untersucht. Trotz der im Vergleich zum üblichen Vorgehen nur kurzen Behandlungsdauer von maximal einer Woche erwies sich Flupirtin analgetisch äquipotent zu Tramadol (Schmerzreduktion um 57 % bzw. 56 % auf Schmerzstärke 2,8 [Flupirtin] bzw. 3,0 [Tramadol]), aber signifikant besser verträglich.

 

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen traten unter Flupirtin nicht nur seltener auf, sondern waren darüber hinaus auch noch weniger schwerwiegend und führten signifikant seltener zu Therapieabbrüchen.

 

In einer Pilotstudie wurde mit einer objektiven Messmethode der zusätzliche verspannungslösende Effekt von Flupirtin retard gezeigt.

 

Diese überzeugenden Daten konnten im Rahmen eines Qualitätssicherungsprojekts zur Evaluation der analgetischen Wirkung von retardiertem Flupirtin (1 x 1 Retardtablette Katadolon® S long, Therapiedauer bis zu 4-12 Wochen) bei 1.791 Patienten mit therapieschwierigen – vorwiegend chronischen – Rückenschmerzen nicht nur bestätigt, sondern auch noch durch umfangreiche Daten zum positiven Einfluss von Flupirtin auf schmerzbedingte Beeinträchtigungen im Alltag, Lebensqualität und Arbeitsunfähigkeit ergänzt werden. Darüber hinaus konnten im Verlauf der Therapie mit Flupirtin in großem Umfang nicht ausreichend wirksame, jedoch nebenwirkungsträchtige Medikamente reduziert bzw. gänzlich abgesetzt, die ökonomisch wichtige Kosten-Nutzen-Relation der therapeutischen Maßnahmen zur Behandlung der betroffenen Rückenschmerzpatienten signifikant verbessert und die Tagestherapiekosten um nahezu die Hälfte (-48,3 %) gesenkt werden.

 

 

 

Download

 

 

Referat Prof. Dr. med. Jürgen Sandkühler zum Thema „Neuronale Mechanismen der Chronifizierung von Rückenschmerzen“

Abstract: Abstract_Sandkuehler.pdf Abstract_Sandkuehler.pdf (11.98 KB)

 

 

Referat PD Dr. med. Michael A. Überall zum Thema „Therapiekonzepte für Rückenschmerzen – wirksam und ökonomisch von Anfang an“

Abstract: Abstract_Ueberall.pdf Abstract_Ueberall.pdf (14.32 KB)

 

 

Referat Dr. med. Gerhard H.H. Müller-Schwefe zum Thema „Die hand am Patienten spart Kosten und Zeit – Diagnostik von schmerzhaften Muskelverspannungen in der ärztlichen Praxis“

Abstract: Abstract_Mueller_Schwefe.pdf Abstract_Mueller_Schwefe.pdf (13.91 KB)

 

 


 

Quelle: Pressekonferenz der Firma AWD Pharma zum Thema „Neue Daten für die Rückenschmerztherapie – aus Forschung, Studien und praktischer Anwendung“ am 10.10.2008 in Berlin, anlässlich des Deutschen Schmerzkongresses 2008 (BPI Service).

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