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Neue Therapieoption bei Akutem Koronarsyndrom

Vorteil für Ticagrelor in der ACS-Therapie

 

Mannheim (29. April 2011) –  Mit Ticagrelor (Brilique™) steht seit Anfang des Jahres ein oraler Thrombozytenaggregationshemmer im deutschen Markt zur Verfügung, der Studiendaten(i) zufolge die kardiovaskuläre Mortalität stärker senkt als der derzeitige Therapiestandard Clopidogrel. Einsetzbar ist Ticagrelor, gleichzeitig eingenommen mit Acetylsalicyl­säure (ASS), bei einem breiten Patientenklientel: Sowohl Patienten mit instabiler Angina pectoris als auch Betroffene mit Myokardinfarkt profitieren von der Substanz, unabhängig davon, ob sie rein medikamentös, invasiv oder chirurgisch behandelt werden. Über die Daten aus der groß angelegten Zulassungsstudie PLATO1 sowie aktuelle Aspekte zum Krankheitsbild Akutes Koronarsyndrom (ACS) diskutierten führende Experten auf einem Symposium des Unternehmens AstraZeneca im Rahmen der 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim.

 

„Für Patienten ist das Überleben der entscheidende Parameter“, sagte Professor Uwe Zeymer, Ludwigshafen, und verwies auf eine Studie(ii), die Patienten nach ihrer Lebensqualität befragte. Den Ergebnissen zufolge waren die Patienten überwiegend nicht bereit, Lebensjahre zu „opfern“, um dafür zehn Jahre in vollständiger Gesundheit zu leben. Sie waren eher bereit, eine Behinderung in Kauf zu nehmen als eine Verkürzung ihrer Lebenszeit. „Das Hauptziel unserer therapeutischen Bemühungen sollte daher die Senkung der Sterblichkeit sein“, so Zeymer weiter. Trotz neuer Therapien liegt die Sterblichkeit im ersten Jahr nach einem ACS-Ereignis in Deutschland noch deutlich über 10 Prozent.(iii) Um die Sterblichkeit zu senken, sind neben dem Einsatz effektiver Therapien im Praxisalltag weitere Faktoren entscheidend. Dr. Benny Levenson, Berlin, führte aus, dass eine antithrombozytäre Erhaltungstherapie, wie in den Leitlinien empfohlen, über zwölf Monate andauern und nicht unterbrochen werden sollte. „Für ein optimales Patientenmanagement ist außerdem eine Sektor übergreifende Kooperation in der Sekundärprophylaxe des ACS relevant”, sagte Levenson.

 

Der Wirkstoff Ticagrelor ist der erste Vertreter einer neuen chemischen Substanzklasse, der sogenannten CPTPs (Cyclo-Pentyl-Triazolo-Pyrimidine) und hemmt die Plättchen-aggregation effektiver und schneller als das Thienopyridin Clopidogrel,(iv) wie Professor Evangelos Giannitsis, Heidelberg, verdeutlichte. Die Ergebnisse der groß angelegten PLATO-Studie (PLATelet Inhibition and Patient Outcomes)1 mit insgesamt mehr als 18.600 Patienten zeigen, dass Ticagrelor das Risiko eines kardiovaskulären Ereignisses (Myokardinfarkt, kardiovaskulärer Tod und Schlaganfall) signifikant stärker senkt als Clopidogrel (9,8 versus 11,7 Prozent, p<0.001).1 „Ticagrelor ist darüberhinaus der erste orale Thrombozyten­aggregations­­hemmer, der in einer kontrollierten klinischen Studie die kardio­vaskuläre Sterblichkeit von ACS-Patienten im Vergleich zu Clopidogrel signifikant senken konnte“, so Giannitsis (4,0 versus 5,1 Prozent, p=0,001). Die relative Risikoreduktion der kardiovaskulären Mortalität lag in PLATO bei 21 Prozent.1 Ein weiterer Vorteil von Ticagrelor liegt in dem breiten Patientenklientel, das von dem Wirkstoff profitiert: Gleichzeitig eingenommen mit Acetylsalicylsäure (ASS), ist Ticagrelor wirksam bei erwachsenen Patienten mit einem akuten Koronar­syndrom oder Myokardinfarkt mit ST-Streckenhebung, unabhängig davon, ob die Patienten rein medikamentös, invasiv (perkutane Koronarintervention) oder chirurgisch (Bypass-Operation) behandelt werden.(v)

 

Patienten, die mit Ticagrelor und ASS behandelt wurden, zeigten häufiger leichte Blutungen wie Nasenbluten oder Hämatome sowie ein erhöhtes Risiko für schwere Blutungen, die nicht auf eine koronare Bypassoperation zurückzuführen waren. Die Gesamtzahl der schweren Blutungen unter Ticagrelor war in PLATO jedoch nicht häufiger als unter Clopidogrel (11,6 versus 11,2 Prozent, p=0,43). Ticagrelor-Patienten klagten häufiger über Kurzatmigkeit (Dyspnoe) als Patienten, die Clopidogrel einnahmen (13,8 Prozent versus 7,8 Prozent, p < 0,001). Die Dyspnoe war in der Regel jedoch leicht und vorübergehend.1 Zudem zeigte sich in der Ticagrelor-Gruppe in der ersten Woche, jedoch nicht mehr nach 30 Tagen, eine höhere Inzidenz bezüglich des Auftretens ventrikulärer Pausen von ≥ 3 Sekunden. In PLATO insgesamt bestand zwischen den Behandlungsgruppen kein Unterschied bezüglich klinisch manifester Bradykardie sowie Synkopen, Schrittmacher-Implantationen oder Herzblockade.1

 

Im pathophysiologischen Kontext betrachtete Professor Rainer Schulz, Gießen, die neuesten Entwicklungen in der ACS-Behandlung und machte deutlich, dass eine Aktivierung von Thrombozyten zur Endothelzellschädigung und Progression der Atherosklerose beitrage. Daher sei die Effektivität der Thrombozytenaggregations­hemmung von entscheidender Bedeutung für den nachhaltigen Erfolg der medikamentösen ACS-Therapie.

 

Dass sich durch die Entwicklung neuer und effektiverer Substanzen zur ACS-Behandlung auch Fragen nach einer Differentialtherapie im Praxisalltag ergeben, verdeutlichte Professor Christoph Bode, Freiburg, und fasste zusammen: „Die Therapie mit Ticagrelor ist wirksam und verträglich und bedarf darüber hinaus keiner Individualisierung oder Wirksamkeitskontrolle durch Messung der Plättchenfunktion.“ Ticagrelors Bedeutung als neue Therapieoption bei ACS spiegele sich auch in den Empfehlungsklasse in den  aktuellen Leitlinien wider, so Bode. Ticagrelor erhielt in den „Guidelines for Myocardial Revascularization“ der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie und der European Society for Cardio-Thoracic Surgery sowohl für Patienten mit ST-Streckenhebungsinfarkt (STEMI) als auch für Patienten mit Nicht-Streckenhebungs­infarkt-ACS (NSTEMI und Instabile Angina) den Evidenzgrad IB.(vi)

 

 

Anmerkungen

 

  • [i] Wallentin L et al. N Engl J Med. 2009, 361(11): 1045-57
  • [ii] Gore JM et al. Circulation. 1995; 92(10):2811-8.
  • [iii] nach Zeymer U –  ACOS Registerdaten 2010.
  • [iv] Gurbel PA et al. Circulation. 2009; 120 (25): 2577-85
  • [v] Fachinformation Brilique, Stand Dezember 2010
  • [vi] Wijns W et al. European Heart Journal (2010) 31, 2501–2555

 

 

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Quelle: Symposium der Firma AstraZeneca zum Thema „CV Mortalität senken: Ticagrelor – von PLATO in die Praxis“ am 29.04.2011 in Mannheim (edelman) (tB).

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