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Neue Therapieoption für Non-Responder auf Standardtherapie bei chronischer Hepatitis C
Legalon® SIL erhält österreichische Zulassung als Begleitmedikation
Wien, Österreich (11. März 2011) – Seit Anfang des Jahres ist in Österreich Legalon® SIL (Silibinin-C-2’,3-bis(hydrogensuccinat), Dinatriumsalz) der Firma Rottapharm|Madaus als Begleitmedikation bei Patienten mit chronischer Hepatitis C, die nicht oder ungenügend auf die antivirale Standardtherapie ansprechen, zugelassen. Dies eröffnet neue Möglichkeiten bei der Behandlung von so genannten Non-Respondern, für die es bisher keine Therapiealternativen gab.
Nach Schätzung der WHO sind weltweit circa 170 Millionen Menschen mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) infiziert. Unbehandelt geht die akute HCV – Infektion bei 75 – 85% aller infizierten Patienten in die chronische Verlaufsform über. Man geht heute davon aus, dass bis zu 20% aller Patienten mit einer chronischen HCV-Infektion im Laufe von 10 – 20 Jahren eine Leberzirrhose entwickeln. Die Infektion verläuft oft still, so dass sie bei manchen Patienten erst nach vielen Jahren aufgrund von Komplikationen, verursacht durch schwere Leberschäden offenbar wird. Darüber hinaus weiß man heute, dass pro Jahr 1 – 5% der aufgrund chronischer Hepatitis C zirrhotisch gewordenen Patienten an Leberkrebs erkranken. Eine möglichst frühzeitige antivirale Behandlung ist daher sehr wichtig. Die heutzutage angewandte Standardtherapie ist eine Kombination aus pegyliertem Interferon und Ribavirin. Leider sprechen darauf nicht alle Virustypen an. Beim weltweit meistverbreiteten Genotyp 1 beträgt der Behandlungserfolg nur 50-60%, so dass bis heute nur etwa jeder zweite dieser Patienten geheilt werden kann. Angesichts einer solch hohen Zahl von Non-Respondern stellt die Zulassung des Wirkstoffs Silibinin in dieser Indikation einen Meilenstein für die Therapie dieser Patientengruppe dar.
Silibinin-Infusionen reduzieren deutlich HCV-Last
Es ist seit langem bekannt, dass Silibinin, Hauptkomponente des Wirkstoffes der Mariendistel, über ausgeprägte antioxidative, immunmodulierende und antifibrotische Eigenschaften verfügt. Eine wasserlösliche und damit intravenös einsetzbare Formulierung ist das Silibinin-C-2’,3-bis(hydrogensuccinat), Dinatriumsalz, das unter dem Warenzeichen Legalon® SIL bereits seit Jahren in Österreich, Deutschland und vielen weiteren Ländern zur Behandlung der akuten Lebervergiftung, zum Beispiel durch den Knollenblätterpilz, zugelassen ist und eingesetzt wird.
Im Jahre 2008 überraschte der bekannte Wiener Hepatologe, Universitätsprofessor Peter Ferenci, die Fachwelt mit sensationellen Erfolgen bei der Behandlung von Patienten mit chronischer Hepatitis C. Ferenci und seine Mitarbeiter erreichten nach 2 bis 3 Wochen täglicher Infusion von Legalon® SIL über 2-4 Stunden eine dosisabhängige Senkung der Viruskonzentration im Blut von Patienten, die zuvor auf die Behandlung mit Interferon/Ribavirin nicht oder unvollständig reagiert hatten. Fast 90% der mit Silibinin behandelten Patienten zeigten eine Senkung ihrer Viruslast um mindestens zwei Zehnerpotenzen, mehr als die Hälfte waren nach 25 Wochen noch virusfrei.
Ferenci verwendete auch ein etwas anderes Therapieschema erfolgreich. Bei der so genannten „Rettungstherapie“ (englisch: rescue therapy – ein Begriff der sich vor allem bei der HIV- Behandlung etabliert hat), wurden Non-Responder zusätzlich zur Standardtherapie in kurzen Zyklen von nur 2 aufeinander folgenden Tagen mit Legalon® SIL behandelt. Abhängig von der Viruslast wurden gegebenenfalls die Infusionen wiederholt. Bis zu 85% der so behandelten Patienten wurden HCV-RNA negativ.
Eine Arbeitsgruppe um Professor Thomas Berg aus Leipzig und Berlin war mit einem ähnlichen Ansatz erfolgreich. Auch die deutschen Ärzte konnten zeigen, dass nach wiederholten Infusionen von Legalon® SIL ein Teil der Patienten plötzlich wieder auf die Interferon/Ribavirin-Standardtherapie reagierte und einige Patienten komplett geheilt wurden. Berg und Kollegen behandelten auch solche Patienten erfolgreich, bei denen im Rahmen einer klinischen Studie auch die Dreifachkombination aus Interferon, Ribavirin und einem neuartigen Medikament (Proteasehemmer) versagt hatte.
Inzwischen wurde auch über einzelne Fälle berichtet, wo es gelang, bei Patienten, die sich nach einer dekompensierten Leberzirrhose bei chronischer Hepatitis C einer Transplantation unterziehen mussten, die normalerweise in diesen Fällen erfolgende Re-Infektion des verpflanzten Organs zu vermeiden. Darüber hinaus gelang es im vergangenen Jahr Ärzten aus der Gruppe von Professor Ferenci einen AIDS-Patienten, der zusätzlich mit HCV infiziert war, durch die Gabe von Legalon® SIL vom Hepatitisvirus zu befreien und gleichzeitig die HIV-Last zu verringern. Diese Fälle lassen hoffen, dass Silibinin auch für besonders schwer behandelbare HCV-Patienten zukünftig eine Alternative darstellen könnte.
Der der antiviralen Wirkung zugrunde liegende Mechanismus wurde in mehreren unabhängigen Laboratorien auch in vitro untersucht. Es konnte eindeutig gezeigt werden, dass Silibinin direkt das zur Vermehrung des HCV notwendige viruseigene Enzym (Polymerase) hemmt. Manche Wissenschaftler vermuten darüber hinaus, dass auch die immunmodulatorischen und antioxidativen Eigenschaften des Silibinins dazu beitragen, dass Non-Responder plötzlich wieder auf Interferon/Ribavirin reagieren. Andere Autoren schließen nicht aus, dass Silibinin außerdem das Eindringen der Viren in die Zelle erschwert.
Da es sich bei Legalon® SIL um ein seit mehr als 20 Jahre im Markt befindliches Arzneimittel handelt, liegen zahlreiche Anwendungserfahrungen und Sicherheitsdaten vor. Bis heute wurde im Zusammenhang mit Legalon® SIL über keine gravierenden Nebenwirkungen berichtet.
Literatur
Klinik
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Labor
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Quelle: Madaus, 11.03.2011 (AdLexis) (tB).