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Neue Wege beschreiten dank Tysabri®
Innovative Behandlungsziele – optimiertes Sicherheitsmanagement
Berlin (10. Februar 2011) – Im Fokus einer modernen Therapie von schubförmiger Multipler Sklerose (MS) steht aktuell die erfolgreiche Besserung zahlreicher klinischer Parameter. Dieses Ziel kann durch die Behandlung mit dem monoklonalen Antikörper Natalizumab (Tysabri®)(A) realisiert werden. Das Ausbleiben klinischer sowie radiologischer MS-Aktivität wird als neues Konzept der Freiheit von Krankheitsaktivität bei MS-Patienten beschrieben und verbessert essentiell die Lebensqualität von MS-Patienten [1]. Daneben hilft ein umfassendes Forschungsprogramm zur Patientenstratifizierung und zum Therapiemonitoring, den individuellen Nutzen sowie die Risiko-Bewertung für jeden einzelnen Tysabri®-Patienten weiter zu optimieren. Die neuesten Erkenntnisse zu Wirksamkeit und Sicherheit der krankheitsmodifizierenden Therapie wurden nun auf der Pressekonferenz „Therapieerfolge im Mittelpunkt: Innovative Behandlungsziele – optimiertes Sicherheitsmanagement“ am 10. Februar in Berlin diskutiert. Namhafte Experten präsentierten dort unter anderem neue Daten, auf Basis derer sich der Anteil der Patienten unter Basistherapie mit der Indikation für eine Eskalation mit Natalizumab bestimmen lässt [2]. Präsentiert wurde zudem der vielversprechende JCV-Antikörpertest als ein potenzielles Hilfsmittel für die Risikoeinschätzung der Entwicklung einer PML (Progressive multifokale Leukenzephalopathie) bei Patienten unter Natalizumab [3].
Freiheit von Krankheitsaktivität: Hochwirksame MS-Therapie dank Natalizumab
Aus der individualisierten MS-Therapie ist die Behandlung mit Natalizumab nicht mehr weg zu denken. Daten belegen die sehr hohe Wirksamkeit der MS-Therapie mit Tysabri® hinsichtlich Schubrate und Behinderungsprogression: So zeigte die AFFIRM-Studie, dass über zwei Jahre die jährliche Schubrate um 68% und das Risiko einer über 12 Wochen anhaltenden Behinderungsprogression durch Tysabri® über zwei Jahre um 42 % reduziert werden kann [4]. Diese Reduktion der Schubrate sowie der stabile klinisch-neurologische Status gemessen anhand der EDSS (Expanded Disability Status Scale) konnte in der Langzeitstudie STRATA (Safety of TYSABRI® Redosing and Treatment) für einen Beobachtungszeitraum von bis zu vier Jahren bestätigt werden [5]. Diese Outcome-Parameter können zudem seit Kurzem durch ein neues Therapieziel ergänzt werden, wie Dr. Ralf Linker, Geschäftsführender Oberarzt der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen verdeutlichte: Für Tysabri® wurde gezeigt, dass über einen Zeitraum von zwei Jahren 37 % der behandelten Patienten im Vergleich zu 7 % im Placebo-Arm frei von Krankheitsaktivität (B) sind [1]. In der Gruppe der hochaktiven Patienten betrug der Unterschied zur Placebogruppe gar den Faktor 16 [1]. Die Ergebnisse einer Post-Hoc-Analyse der AFFIRM-Studie belegen darüber hinaus die anhaltende Verbesserung bereits bestehender Behinderungen. Bei der Therapie mit Tysabri® ließ sich eine über 12 Wochen anhaltende Verbesserung von mindestens 1,0 EDSS-Punkten bei 29,6 % der Tysabri®-Patienten mit initialem EDSS Score ³ 2,0 im Vergleich zu Placebo mit 18,7 % feststellen [6]. Linker betonte die sehr gute Wirksamkeit von Tysabri®, machte aber gleichsam auf die Notwendigkeit einer individuellen Nutzen-Risiko-Bewertung sowie engmaschiger fachärztlichen Verlaufsbeurteilungen für die sichere Anwendung von Natalizumab aufmerksam.
MS-Krankheitsparameter im Fokus: Ein Studien-Update
Durch die Behandlung mit Natalizumab können neben den bekannten Wirksamkeits-Parametern auch zusätzliche Effekte auf weitere, für den Patienten wichtige Parameter, ermöglicht werden. So zeigen Studiendaten eine klinische Besserung der Fatigue [7] sowie der Kognition [8] unter Tysabri®. Auch die Sehfähigkeit konnte durch die Behandlung mit dem monoklonalen Antikörper nachweislich erhöht werden [9]. Eine der häufigsten und schwerwiegendsten Einschränkung bei MS-Patienten stellen Gehbehinderungen dar. Eine Studie konnte jetzt belegen, dass sich unter Natalizumab sowohl die Gehgeschwindigkeit als auch die Länge der zurückgelegten Gehstrecke verbessert [10]. Insgesamt führt die Besserung dieser Parameter zu einer Steigerung der Lebensqualität bei MS-Patienten [11].
Weitere Studiendaten belegen jetzt auch, dass der Verlauf der Behinderungsprogression bei MS in zwei Stadien unterteilt werden kann. Danach lässt sich ein frühes Stadium der Erkrankung (definiert als Intervall vom Krankheitsbeginn bis Disability Status Scale, DSS 3,0) mit sehr variabler Progressionsrate und eine späte Phase (definiert als Intervall von DSS 3,0 bis DDS 6,0) unterscheiden. Die mediane Dauer der späten Phase lag zwischen 6-9 Jahren, unabhängig von der Dauer der frühen Phase (<3 Jahre bis zu ≥ 15 Jahre) [12]. Diese Erkenntnisse stützen das Konzept eines frühen, zeitlich begrenzten Zeitfensters, das für therapeutische Interventionen genutzt werden kann, resümierte Linker.
Eine aktuelle Untersuchung (TYPIC-Studie) beschäftigte sich mit den Charakteristika der MS-Aktivität unter Basistherapie und dem Zusammenhang zwischen dem Auftreten verschiedener Krankheitsparameter und der Entscheidung für einen Therapiewechsel [2]. Das Ergebnis: Etwa ein Viertel (24 %) der 7896 untersuchten Patienten weist klinisch und neuroradiologisch deutliche Anzeichen einer Krankheitsprogression auf(C) und erfüllt somit die Indikation für eine Eskalationstherapie mit Natalizumab [2].
Neue Konzepte der Risikostratifizierung erhöhen Sicherheit von Tysabri®
Die Einteilung von Patienten in unterschiedliche Behandlungsgruppen ist für eine optimale Therapieentscheidung unerlässlich geworden. Die Erfahrungen von derzeit weltweit 122.900 Patientenjahren (Stand 30.09.2010) begünstigen neue Konzepte der Risikostratifizierung von Natalizumab-Patienten. Laut Prof. Dr. Orhan Aktas, Oberarzt der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Düsseldorf sind derzeit 85 Fälle der selten auftretenden Nebenwirkung PML unter Natalizumab-Therapie bekannt geworden (Stand 07.01.2011). Die Inzidenz einer PML wird auf etwa 1 zu 1.000 mit einem wesentlich geringeren Risiko zu Therapiebeginn (im 1. Jahr ca. 1:100.000, im 2. Jahr ca. 1:2.500, Stand 07.01.2011) geschätzt, erläuterte Aktas. Neben der Behandlungdauer mit Natalizumab kann auch eine Vortherapie mit Immunsuppressiva Einfluss auf die Entwicklung einer PML haben [13]. So machte Aktas deutlich, dass bei einer vorangegangenen Therapie mit Immunsuppressiva und einer Natalizumab-Behandlungsdauer über zwei Jahren die PML-Inzidenz bei ca. 1:200 liegt, wird jedoch kein Immunsuppressivum verabreicht besteht ein wesentlich geringeres Risiko von ca. 1:1.700 [13]. Insgesamt wird das Risiko einer PML-Erkrankung neben Medikamenteneffekten auch durch das Auftreten weiterer kumulativer Faktoren, wie individueller und viraler Faktoren, bestimmt. Den bedeutendsten Parameter bei der Risikostratifizierung von MS-Patienten stellt aber die initial meist asymptomatische Infektion mit JC-Virus dar, die als Voraussetzung für die Entwicklung einer PML anzusehen ist. Es ist davon auszugehen, dass die Bestimmung des JCV-Status ein zusätzliches sinnvolles Werkzeug zur Einschätzung des individuellen Risikos einer PML-Infektion ist.
JCV-Antikörpertest verspricht hohe Sensitivität bei der Identifikation von Patienten mit PML-Risiko
Die Ermittlung des JCV-Antiköperstatus durch den von Biogen Idec und Elan entwickelten zweistufigen JCV-Antikörper-ELISA (enzyme-linked immunsorbent assay) könnte die Patientenstratifizierung zukünftig weiter vorantreiben. In der offenen, multinationalen STRATA-Studie wurde eine Untersuchung von Plasma- und Serumproben von 831 Natalizumab-Patienten vorgenommen [3]. Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass die Seroprävalenz von JCV-Antikörpern bei positiv getesteten STRATA-Patienten bei ca. 54 % liegt. Von 33 mit Natalizumab behandelten Patienten, die eine PML entwickelten, wurden jedoch alle 33 Patienten (100 %) bei bzw. kurz nach der Diagnosestellung positiv auf anti-JCV-positiv getestet [14]. Der Antikörpernachweis wird mittels eines Screening- und Konfirmationstests durchgeführt. Bei Patienten, die im ersten (Screening-) ELISA kein eindeutig positives oder negatives Ergebnis haben, wird ein Bestätigungstest durchgeführt. Der Bestätigungstest umfasst eine Vorinkubation mit löslichem JCV-Antigen und der anschließenden nochmaligen Durchführung des ELISA zur Erhöhung der Spezifität [3]. Die Ergebnisse aus der STRATA-Studie deuten darauf hin, dass der JCV- Antikörper-ELISA ein nützliches Instrument zur Erkennung einer JCV-Infektion sein könnte. Der Test könnte helfen das individuelle Risiko eines Patienten, eine PML zu entwickeln, besser einzuschätzen und damit die Therapieentscheidung von Ärzten und Patienten erleichtern, sagte Aktas. Weitere klinische Studien werden den klinischen Nutzen des JCV-Antikörpertests als Patientenstratifizierungs-Tool weiter untersuchen, so Aktas weiter. Das umfassende Forschungsprogramm von Biogen Idec umfasst weiterhin unter anderem die Studie TYSABRI® 24plus, um in Deutschland systematisch Langzeiterfahrungen mit Tysabri® ab dem dritten Therapiejahr zu sammeln. Unerlässlich bleiben daneben ein strenges Patientenmonitoring sowie die regelmäßige Aufklärung des Patienten über Nutzen und Risiken einer Therapie mit Tysabri®, machte Aktas deutlich.
Abbildungen
Abb.: Wirksamkeit von Tysabri®. Graphik: Biogen Idec
Abb.: Wirksamkeit von Tysabri®. Graphik: Biogen Idec
Anmerkungen
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A Tysabri® ist als Monotherapie zugelassen für Patienten mit hoher Krankheitsaktivität trotz Behandlung mit einem Interferon beta mit mindestens einem Schub innerhalb der vergangenen 12 Monate und bestimmten Veränderungen im MRT (³9 T2-Läsionen oder ³1 Gd+-Läsion) oder bisher unbehandelte Patienten mit rasch fortschreitender MS mit mindestens zwei Schüben mit Behinderungsprogression innerhalb der vergangenen 12 Monate und ³1 Gd+-Läsion oder signifikante Zunahme der T2-Läsionen.
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B Definiert als ausbleibende klinische Aktivität (keine Schübe und keine anhaltende Behinderungsprogression) und keine im MRT des Gehirns nachweisbare Aktivität (keine Gadolinium-aufnehmenden Läsionen und keine neuen oder vergrößerten T2-Läsionen)
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C ≥9 T2-Läsionen bei 18,2% der Patienten oder ≥1 Gd(+)-Läsionen bei 11,2% der Patienten sowie ≥ 1 klinischer MS-Schub bei 33,4% der Patienten.
Quellen
[1] Havrdova E et al. Lancet Neurol 2009; 8: 254-260
[2] Mäurer M et al. Eur J Neurol 2010, published early online
[3] Gorelik L et al. Ann Neurol 2010; 68: 295-303
[4] Polman CH et al. NEJM 2006 ; 354: 899-910
[5] O’ Conner PW et al. ECTRIMS 2010, Poster 483
[6] Munschauer F et al. AAN 2009, Poster P06.131
[7] Wilken J et al. 62. Jahrestagung AAN, Toronto 2010, Poster P 6142
[8] Mattioli et al. Neurol Sci 2010, published early online
[9] Balcer et al. ECTRIMS 2010; Poster P 541
[10] Belachew S et al. Eur J Neurol 2010 Jun 16. [Epub ahead of print]
[11] Rudick RA et al. Ann Neurol 2007; 62: 335-346
[12] Leray E et al. BRAIN 2010;133 : 1900-1913
[13] Bozic C et al. ECTRIMS 2010, Poster 893
[14] Biogen Idec Data on File
Quelle: Pressekonferenz der Firma Biogen Idec zum Thema „Therapieerfolge im Mittelpunkt: Innovative Behandlungsziele – optimiertes Sicherheitsmanagement“ am 10.02.2011 in Berlin (Ogilvy Healthworld) (tB).