MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

Neuer Ansatz zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung

Abbott Park, Illinois USA (8. Mai 2008) – Phase-II-Daten belegen, dass ABT-089, der am weitesten entwickelte NNR- Wirkstoffkandidat von Abbott, sich durch gute Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit bei erwachsenen ADHS-Patienten auszeichnet.

Abbott und andere führende Wissenschaftler wollen neue Phase-II-Daten vorstellen, die belegen, dass ABT-089, ein selektiver neuronaler nikotinischer Rezeptor (NNR)-Agonist, ein möglicherweise wirksames und sicheres Medikament zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS)bei Erwachsenen darstelle. Die Studien werden heute auf 161. Jahrestagung der American Psychiatric Association (http://www.psych.org ) in Washington, D.C., vorgestellt.

Die Phase-II-Studienergebnisse zeigen, dass ABT-089 offenbar die Hauptsymptome von ADHS sowie die Lebensqualität und Arbeitseffizienz verbessert und die Gesamteinschränkung der Arbeitsfähigkeit erwachsener ADHS-Patienten senkt. Die gewonnene Daten zeigen auch, dass ABT-089 dem Anschein nach allgemein gut vertragen wird und Schlaf, Appetit oder Vitalzeichen (Herzfrequenz und Blutdruck) nicht nennenswert beeinträchtigt.

ADHS, eine Störung, die in der Vergangenheit eher mit der Kindheit in Verbindung gebracht wurde, dauert in mehr als zwei Dritteln aller Fälle bis in das Erwachsenenalter hinein an. Zwar kann medikamentös eine Verbesserung der ADHS-Symptome erzielt werden, oftmals verursachen die derzeit eingesetzten Präparate jedoch unerwünschte Nebenwirkungen, wie z. B. einen beschleunigten Herzschlag und erhöhten Blutdruck.
Verglichen mit den derzeit üblichen Behandlungen scheint ABT-089 ein verbessertes Wirkprofil aufzuweisen, da es Haupt- und Begleitsymptome von ADHS ohne klinisch relevante Nebenwirkungen lindert. Das Präparat setzt an spezifischen Typen von NNRs an, die sich an Nervenzellen im Zentralnervensystem finden. NNRs, die auch als neuronale nikotinische Acetylcholin-Rezeptoren (nAChRs) bezeichnet werden, modulieren die Freisetzung von mehreren wichtigen Neurotransmittern, u. a. Acetylcholin und Dopamin, und stellen eine wichtige Klasse von Ionenkanälen (molekulare "Tore", die den Ein- und Ausstrom von Ionen auf Zellebene kontrollieren und die von Nervenzellen ausgesandten Signale steuern) dar, die mit einer Reihe von neurologischen Erkrankungen in Verbindung gebracht wurden.

"Seit über einem Jahrzehnt liegen uns vielversprechende therapeutische Ergebnisse für Wirkstoffe, die an NNRs ansetzen, vor, und zwar sowohl bei Schmerz als auch bei kognitiven Defiziten, die mit einer Vielzahl von Erkrankungen einhergehen, so u.a. auch bei ADHS und der Alzheimer-Krankheit", erklärte Dr. James Sullivan, Abteilungsleiter Neurowissenschaftliche Forschung bei Abbott. "Wir halten die Ergebnisse unsere Arbeit zu ADHS für sehr ermutigend. Bei dieser Störung werden innovative Behandlungen benötigt, insbesondere um das Problem der Nebenwirkungen, die bei den derzeitig eingesetzten Medikamenten beobachtet werden, anzugehen."

"Die Studien zur Prüfung der Wirksamkeit haben gezeigt, dass ABT-089 die Schwere der Symptome lindern konnte und allgemein gut von erwachsenen ADHS-Patienten vertragen wurde", so Dr. Timothy Wilens, Associate Professor für Psychiatrie und Direktor der Drogen- und Alkoholmissbrauchsstation der pädiatrischen Psychopharmakologie am Massachusetts General Hospital. "Möglicherweise sind nicht alle NNR-Agonisten zur Behandlung der ADHS geeignet. ABT-089 greift selektiv an spezifischen NNR-Rezeptoren an und hat dem Anschein nach ein günstiges Wirkprofil für die Behandlung dieser Störung."

Hintergrund der Studie und Ergebnisse

Zweihunderteinundzwanzig erwachsene ADHS-Patienten wurden in die multizentrische, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie mit 2×2-Crossover-Design aufgenommen. Jeder Proband erhielt sowohl Placebo (PBO) als auch Verum (die Wirksubstanz) in zufälliger Reihenfolge. Dabei wurden fünf Dosierungen von ABT-089 geprüft: 2 mg, 5 mg, 15 mg bzw. 40 mg einmal täglich (QD) oder 40 mg zweimal täglich (BID). Die Dauer der Behandlungsphase betrug jeweils 4 Wochen, getrennt durch eine zweiwöchige Auswaschphase. Als Endpunkt diente der vom Prüfarzt am Ende einer jeden Behandlungsphase erhobene Gesamtscore der "Conners‘ Adult ADHD Rating Scale" (CAARS-Inv).

Die Ergebnisse zeigten, dass ABT-089 in Dosierungen von 40 mg einmal täglich und 40 mg zweimal täglich im Allgemeinen gut vertragen wurde, die Herzfrequenz oder den Blutdruck nicht negativ beeinflusste und wesentlich wirksamer als Placebo bei der Behandlung von erwachsenen ADHS-Patienten war. ABT-089 zeigte auch Wirksamkeit bei sekundären Endpunkten, so z. B. auf der Skala "Adult ADHD Investigator Symptom Report Scale" (AISRS) und bei der von Patienten selbst vorgenommenen Einschätzung auf der Skala "Conners‘ Adult ADHD Rating Scale" (CAARS-self).

Ausserdem zeigten die mit der Methode "Adult ADHD Quality of Live" (AAQoL)und der Skala "Work Productivity and Activity Impairment" (WPAI) erhobenen Messwerte, dass sich die Lebensqualität und Arbeitseffizienz durch die Behandlung mit ABT-089 offenbar wesentlich verbesserten. Die Versuchspersonen berichteten unter Verwendung der WPAI-Skala über Verbesserungen der Arbeitsproduktivität (17 Prozent) und Arbeitseffizienz (14,2 Prozent) sowie über eine Senkung des Arbeitsausfalls (6,7 Prozent).

Die am häufigsten beobachteten unerwünschten Ereignisse waren Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Infektionen der oberen Luftwege.

Vorträge von Abbott auf der Jahrestagung der APA Poster-Sessions zu neuer Forschung 6, 7. Mai 12:00 - 14:00 Uhr ET 

  • Wirksamkeit und Sicherheit von ABT-089 bei erwachsenen ADHS-Patienten
  • Mit ABT-089 in Zusammenhang gebrachte, von Patienten berichtete klinische Gesamtverbesserung bei erwachsenen ADHS-Patienten
  • Prüfung der klinischen Validität der Skala "Adult ADHD Quality of Life" (AAQoL) im Rahmen einer klinischen Studie an erwachsenen ADHS-Patienten
  • Mit ABT-089 assoziierte Verbesserungen der Lebensqualität und Arbeitsproduktivität bei erwachsenen ADHS-Patienten
  • Wirkungen von ABT-089 auf Herzfrequenz und Blutdruck bei Erwachsenen 

Das Neurowissenschaftsportfolio von Abbott
Abbott verfügt über eine starke wissenschaftliche Basis in den Bereichen Neurowissenschaft und Schmerz. Darauf aufbauend unternimmt das Unternehmen zurzeit bedeutende Forschungs- und Entwicklungs-Anstrengungen, um neue therapeutische Ansätze bei kognitiven Störungen, wie z. B. ADHS, Morbus Alzheimer und Schizophrenie, zu untersuchen. Abbott prüft zurzeit auch neue Therapien für nozizeptive Schmerzzustände, wie Arthrose und Krebsschmerzen, und neuropathische Schmerzzustände, wie z. B. bei diabetischer Neuropathie. Wissenschaftler von Abbott spielen seit über einem Jahrzehnt eine führende Rolle bei des Erforschung des therapeutischen Potenzials von NNRs und haben mehr als 75 Studien in diesem Bereich veröffentlicht.

Das Alpha-4-beta-2-NNR-Agonisten-Programm
ABT-089 ist ein selektiver NNR-Agonist, der am Alpha-4-beta-2-NNR-Subtyp ansetzt. Ein Wirksamkeitsnachweis wurde in präklinischen Versuchen bezüglich Aufmerksamkeit, Lernen und Gedächtnisdefizite erbracht. Auch konnte die Wirksamkeit hinsichtlich der Verbesserung der Hauptsymptome der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung bei Erwachsenen gezeigt werden. ABT-089 wird derzeit in klinischen Studien der Phase II in Bezug auf die Behandlung von ADHS und Morbus Alzheimer geprüft.
ABT-894 ist ein NNR-Agonist, der am Alpha-4-beta-2-NNR-Subtyp ansetzt. Für diese Substanz konnte die Wirksamkeit in mehreren präklinischen Tierversuchen zu neuropathischen und nozizeptiven Schmerzen mit und ohne inflammatorische Komponente nachgewiesen werden. ABT-894 weist eine hohe Affinität für den Alpha-4-beta-2-NNR-Subtyp bei vollständiger funktioneller Wirksamkeit auf. Ähnlich wie andere NNR-Agonisten weist auch diese Substanz in präklinischen Kognitionsmodellen ein verbessertes kognitives Wirkprofil auf. ABT-894 wird derzeit in klinischen Studien der Phase II bei ADHS und durch diabetische Neuropathie verursachte Schmerzen geprüft. Diese Verbindung wurde in Zusammenarbeit mit NeuroSearch entdeckt.

Das Alpha-7-NNR-Agonisten-Programm
ABT-107 ist ein potenter, selektiver NNR-Agonist, der am Alpha-7-NNR-Subtyp ansetzt. Der Wirksamkeitsnachweis konnte für diese Substanz in In-vivo-Studien erbracht werden, im Rahmen derer Versuche zur Gedächtniskonsolidierung, dem Gedächtnis für soziales Erkennen, dem Arbeitsgedächtnis und zu sensorischen Gating-Defiziten durchgeführt wurden. Eine Beeinträchtigung dieser Bereiche findet sich bei Morbus Alzheimer und Schizophrenie. ABT-107 wird zurzeit in klinischen Studien der Phase I bei einer Vielzahl von Störungen des Zentralnervensystems untersucht. Diese Verbindung wurde in Zusammenarbeit mit NeuroSearch entdeckt.

Das TRPV1-Rezeptor-Programm
Der TRPV1- bzw. Vanilloid-Rezeptor spielt eine wichtige Rolle bei der Vermittlung der körpereigenen Antwort auf verschiedenste Schmerzreize, wie z.B. Hitze und Veränderungen des pH-Werts, sowie auf einige Entzündungsmediatoren, die nach Gewebeschädigungen im Körper freigesetzt werden. Abbott konnte eine Reihe von Verbindungen ausfindig machen, die möglicherweise in der Lage sind, bei vielfältigen Schmerzzuständen Linderung zu bringen. Für die Lead-Kandidaten konnte eine mit Morphin vergleichbare Wirksamkeit in unterschiedlichen präklinischen Schmerzversuchen, wie z.B. bei Arthrose, postoperativen Schmerzen und Krebsschmerz, nachgewiesen werden.


Quelle: Pressemitteilung der Firma Abbott vom 08.05.2008.

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…