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NOTES oder endoskopische Chirurgie über natürliche Körperöffnungen
Von Prof. Dr. Karl-Hermann Fuchs
Düsseldorf (7. Februar 2008) – Der Begriff NOTES steht für ‚Natural Orifice Transluminal Endoscopic Surgery‘. Er wurde von einer amerikanischen Arbeitsgruppe von Gastroenterologen und Chirurgen im Jahr 2006 geprägt. Das Interesse für NOTES geht quer durch die Reihen der Gastroenterologen und Chirurgen, Gynäkologen und Urologen, letztlich jede medizinische Fachrichtung, die interventionell über natürliche Körperöffnungen arbeitet. Wie bei allen ungewöhnlichen Neuerungen wird über den Sinn oder Unsinn von NOTES sehr heftig und kontrovers diskutiert. In erster Linie sind Chirurgen und Gastroenterologen mit dieser neuen Technik konfrontiert. Die prinzipielle Idee ist, über natürliche Körperöffnungen in die Bauchhöhle zu gelangen und dort Operationen durchzuführen. Gegenwärtig steckt dieses Verfahren noch in den Kinderschuhen. Die notwendigen komplexen Techniken verlangen sowohl minimal-invasive chirurgische als auch interventionell-endoskopische Fähigkeiten. Bei der NOTES-Technik werden natürliche Körperöffnungen wie Mund, Anus, Vagina, Harnröhre als primärer Zugang zur Bauchhöhle verwendet.
Um die Rahmenbedingungen, unter denen die NOTES-Technik entwickelt werden kann, festzulegen, wurde in den USA unter internationaler Beteiligung eine paritätisch chirurgisch und gastroenterologisch besetzte Arbeitsgruppe etabliert. Dieses US-amerikanische Konsortium bekam den Namen NOSCAR, d.h. ‚Natural Orifice Surgery Consortium for Assessment and Research‘. Die Intention dieser Arbeitsgruppe ist die systematische Erforschung dieser Innovation und gleichzeitig die Absicht, durch interdisziplinäre Kooperation die Einführung dieser neuen Technologie für den Patienten so sicher wie möglich zu machen. Dabei wurde eine Liste von Herausforderungen und Notwendigkeiten aufgestellt. Diese Liste beinhaltet unter anderem die freiwillige Verpflichtung der Mitglieder dieser Gruppe, experimentell diese Verfahren vorzubereiten und zu trainieren, sowie ein Institutional Review Board oder Ethik Kommitee zur kritischen Prüfung zu befragen, bevor man an den Patienten heran geht und erste klinische Erfahrungen sammelt. Darüberhinaus verpflichten sich die Mitglieder dieser Arbeitsgruppe, die Daten aller Patienten, die auf diese Weise operiert werden, in einem Register zu dokumentieren. Diese Empfehlungen und Vereinbarungen wurden gleichzeitig sowohl in der entsprechenden Fachzeitschrift für Chirurgen (Surgical Endoscopy) und in der Fachzeitschrift für Gastroenterologen (Gastrointestinal Endoscopy) abgedruckt, um damit Kollegen dieser beiden Fachbereiche zu informieren.
In Europa haben Chirurgen und Gastroenterologen ebenfalls eine solche Initiative gegründet. EURO-NOTES ist ein Kooperationsprojekt zwischen den beiden großen europäischen Gesellschaften der chirurgischen Endoskopie und der gastroenterologischen Endoskopie, d. h. der European Association of Endoscopic Surgery (EAES) und der European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE). Auch in Deutschland gibt es seit 2006 eine ähnliche Initiativ-Gruppe D-NOTES, die die gleichen Ziele verfolgt und die US-amerikanische und europäische Gruppe vertritt.
Inzwischen sind viele Eingriffe bereits trainiert worden, wie zum Beispiel die Leberbiopsie, die Gallenblasenentfernung sowie Magen- und Darmoperationen. Ob NOTES in der Lage ist, eine ähnliche Entwicklung und ähnliche tiefgreifende Veränderung in der Chirurgie und der Gastroenterologie zu erreichen wie dereinst die Einführung der minimal-invasiven Techniken, ist letztlich ungewiss. Im Unterschied zur damaligen Entwicklung sind jetzt mindestens zwei medizinische Fachgebiete, die Gastroenterologie und die Chirurgie, davon gemeinsam betroffen.
Die Industrie ist in besondere Weise gefordert, für diese Operationstechniken geeignete Endoskope und neue Instrumente mit den Anwendern zusammen zu entwickeln, um diese Eingriffe routiniert durchführen zu können und sicher zu machen. Bevor derartige Instrumente nicht entwickelt und erprobt worden sind, kann kaum eine verlässliche Vorhersage über die Zukunft von NOTES getroffen werden.
Verfasser
Prof. Dr. med Karl-Hermann Fuchs
Klinik für Viszeral-,Gefäß- und Thoraxchirurgie
Markus-Krankenhaus
Wilhelm-Epstein-Str.2
60431 Frankfurt am Main
eMail: Karl-Hermann.Fuchs@fdk.info