Ein Drittel der Patienten leidet unter Knochenschmerzen

Nuklearmediziner warnen vor Vitamin-D-Mangel

 

Berlin (3. April 2013) – Nuklearmediziner spüren, dass der Winter in Deutschland lang und sonnenlos war. „In unsere Praxen kommen derzeit auffallend viele Patienten mit unklaren Knochen- oder Muskelschmerzen“, sagt Dr. med. Detlef Moka, Vorsitzender des Berufsverbands Deutscher Nuklearmediziner e. V. (BDN). Doch viele leiden gar nicht unter Rheuma oder entzündlichen Gelenkerkrankungen, wie zunächst vermutet. Immer häufiger sind die Beschwerden Folge eines schweren Vitamin-D-Mangels – Resultat einer anhaltenden Unterversorgung mit direktem Sonnenlicht. Zur Vorbeugung rät der BDN in den Monaten Oktober bis März zur Einnahme von Vitamin D, insbesondere bei älteren Menschen, die während der Sommermonate nicht genug Sonnenlicht „tanken“ können.

 

Hausärzte schicken Patienten, die unter unklaren Knochenschmerzen leiden, häufig zu einem Nuklearmediziner. Er soll beispielsweise durch eine Skelettszintigrafie klären, ob es sich um eine krankhafte Knochenveränderung handelt. Liegen keine szintigrafisch fassbaren Knochenveränderungen vor, nimmt der Nuklearmediziner eine Blutprobe ab, die er in seinem Labor analysiert. „Durch den Bluttest stoßen wir häufig auf einen ausgeprägten Vitamin-D-Mangel“, berichtet Detlef Moka. Eine Studie in seiner nuklearmedizinischen Praxis in Essen mit 2.500 Patienten belegt, dass 35 Prozent aller deutschstämmigen Patienten unter einem Vitamin-D-Mangel leiden. Bei Patienten mit Migrationshintergrund beträgt dieser Anteil sogar 65 Prozent – vermutlich, weil sie Sonnenlicht durch verhüllende Kleidung stärker meiden.

 

Ein Mangel liegt vor, wenn weniger als 25 Nanomol pro Liter (nmol/l) Vitamin D im Blut gemessen wird. Die Symptome eines schweren Mangels, bei weniger als 10 nmol/l, können den ganzen Körper erfassen. Zu den Beschwerden zählen Müdigkeit, verlangsamtes Denken, Depression, Muskelschwäche und -krämpfe, Schmerzen in den Knien und im Rücken, Schlafstörungen, Hautprobleme, erhöhte Anfälligkeit für Infekte und bakterielle Infektionen, Knochenbrüche, Überfunktion der Nebenschilddrüsen, Osteoporose und schmerzhafte Knochenerweichung („Osteomalazie“).

 

Der Körper bildet Vitamin D, sobald UVB-Strahlung auf die menschliche Haut einwirkt. „Wir machen Patienten mit Vitamin-D-Defiziten daher zuerst auf die Möglichkeit aufmerksam, gesunde Sonnenbäder zu nehmen“, betont Dr. Moka. „Wer sich in den Monaten März bis September zwei bis drei Mal pro Woche für fünf bis 30 Minuten mit Gesicht und Armen oder Beinen der direkten Sonne aussetzt, hat keine Schäden zu befürchten und baut ausreichend Vitamin D, auch für einen sonnenarmen Winter, auf.“ Die konkrete Dauer der Sonnenexposition hängt vom Hauttyp und vom Alter des Patienten ab. Eine Alternative stellen Kurzbesuche in modernen Solarien dar.

 

Die Vitamin-D-Zufuhr über die Nahrung ist weitaus schwieriger. „Wir können höchstens 20 Prozent unseres täglichen Vitamin-D-Bedarfs über Lebensmittel decken“, erläutert Moka. Zu den Lebensmitteln mit hohen Vitamin-D-Konzentrationen zählen neben Pfifferlingen und Champignons vor allem Fisch wie Lachs, Makrele und Hering. Ist es nicht möglich, den Bedarf über Sonnenlicht und Ernährung zu decken, können Betroffene Vitamin D in Form von Tabletten, Kapseln oder öligen Tropfen zusetzen. Ist der Mangelzustand sehr gravierend, helfen hoch dosierte Spritzen, entleerte Speicher kurzfristig wieder aufzufüllen. „Treten nach einem langen und sonnenlosen Winter unklare Knochenschmerzen auf, sollten Betroffene und behandelnde Ärzte immer auch an einen Vitamin-D-Mangel denken und dies abklären lassen“, empfiehlt der BDN-Vorsitzende Detlef Moka.

 

 

Quelle

 

  • Mahlstedt, J., and D Moka. „Vitamin-D-Mangel Und sekundärer Hyperparathyreoidismus Im Ruhrgebiet (Nordrhein-Westfalen/Deutschland).“ Der Nuklearmediziner 2009; 32: 237-244

 


 

Quelle: Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V., 03.04.2013 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…