Opioid-Therapie chronischer Schmerzen:

Leitlinie gefährdet die Versorgung von Patienten

 

Frankfurt am Main (17. März 2010) – Eine Therapie-Leitlinie mit gravierenden methodischen Schwächen gefährdet die medikamentöse Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen“, erklärt Dr. Gerhard H. H. Müller-Schwefe, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag in Frankfurt.

 

Auf massive Kritik von Schmerztherapeuten stößt eine S3-Leitlinie zur Langzeitanwendung von Opioiden bei nicht tumorbedingten Schmerzen, die eine Gruppe von Psychologen Ende letzten Jahres im Auftrag der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes vorgelegt hat. »Massive methodische Schwächen bei der Analyse von wissenschaftlichen Studien führen zu falschen Schlussfolgerungen für die Langzeit-Therapie mit Opioiden«, erklärt Priv. Doz. Dr. Michael A. Überall, vom Institut für Qualitätssicherung in Schmerztherapie und Palliativ-medizin IQUISP, Nürnberg und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie. So würden beispielsweise die Ergebnisse von Zulassungsstudien verglichen mit anderen Untersuchungen, es würden so quasi Äpfel mit Birnen verglichen.

Die Autoren der Leitlinie monieren den Mangel an Langzeit-Studien, in denen die Wirksamkeit der Opioid-Therapie länger als 3 Monate überprüft wurde. Müller-Schwefe: »Die Tatsache, dass solche Langzeitstudien fehlen, bedeutet jedoch nicht, dass diese Therapie nicht sinnvoll ist.«

»Dass die Autoren der Leitlinie nicht Zahlen interpretieren, sondern ihre vorgefasst Meinung, wird an der Tatsache deutlich, dass sie beispielsweise psychologischen Verfahren aufgrund einer fünfprozentigen Wirkstärke eine gesicherte Wirksamkeit bestätigen, Opiaten diese Wirksamkeit trotz einer zehnprozentigen Wirkstärke hingegen nicht bescheinigen«, erklärt Überall.

Dennoch gibt es erste Institutionen, beispielsweise einige kassenärztliche Vereinigungen, welche diese Leitlinie so interpretieren, als müsse eine Opioid-Therapie  nach drei Monaten abgebrochen werden, weil entsprechende Studien fehlen. »Dies ist natürlich eine absurde Schlussfolgerung«, kritisiert Müller-Schwefe. »Sie würde uns zwingen, Menschen mit schwersten Schmerzen unversorgt zu lassen.«

Als die US-amerikanische Schmerzgesellschaft vor einem Jahr ihre wissenschaftlich basierten Leitlinien zur Langzeitanwendung von Opioiden bei nicht tumorbedingten Schmerzen veröffentlichte, beklagte sie ebenfalls den Mangel an wissenschaftlichen Studien auf diesem Gebiet. Dennoch kommen die US-Experten zum Schluss, dass eine Langzeittherapie mit Opioiden sicher und effektiv ist, wenn die Patienten  sorgfältig ausgewählt und engmaschig betreut werden.

 

 

Der Deutsche Schmerz- und Palliativtag 2010
18.03. – 20.03.2010
Congress Center Frankfurt
 

 


 

Quelle: Pressemitteilung  Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2010 vom 17.03.2010 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…