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Paliperidonpalmitat (Xeplionâ) – eine neue Zukunftsperspektive in der Schizophrenietherapie

 

Frankfurt am Main (6. Mai 2011) – Mit Paliperidonpalmitat (Xeplionâ) steht ab sofort ein neues, nur einmal monatlich zu injizierendes langwirkendes Antipsychotikum zur Therapie der Schizophrenie zur Verfügung. Im Vergleich zu Plazebo kann Paliperidonpalmitat wirksam die Symptome der Schizophrenie verringern, das psychosoziale Funktionsniveau verbessern und stabilisieren sowie das Rückfall- und Hospitalisierungsrisiko senken. Dabei zeigte das Depot-Antipsychotikum in Studien eine signifikante Wirksamkeit bereits an Tag acht nach der ersten Applikation. Paliperidonpalmitat muss zudem nicht rekonstituiert und nicht gekühlt werden, sondern liegt als Fertigspritze vor.

 

Paliperidonpalmitat, eine Depotformulierung von Paliperidon, ist indiziert zur Erhaltungstherapie der Schizophrenie bei erwachsenen Patienten, die auf orales Paliperidon oder orales Risperidon eingestellt sind. Bei Patienten, die bereits früher auf orales Paliperidon oder Risperidon angesprochen haben, kann Paliperidonpalmitat ohne vorherige Einstellung auf eine orale Therapie mit diesen Wirkstoffen eingesetzt werden, wenn die psychotischen Symptome leicht bis mittelschwer sind und eine Behandlung mit einem Depot-Antipsychotikum erforderlich ist.

 

 

Signifikante Wirksamkeit in Studien zur Akuttherapie und zur Rezidivprophylaxe

 

Studiendaten bei Patienten mit akuter Exazerbation einer Schizophrenie [1-4] sowie die Daten einer ebenfalls doppelt verblindet durchgeführten Studie zur Rezidivprophylaxe [5] zeigen, dass das Depot-Antipsychotikum sowohl in der Akut-, als auch in der Erhaltungstherapie wirksam die Symptome der Schizophrenie vermindern, die Funktionsfähigkeit verbessern und das Wiederauftreten von Symptomen im Vergleich zu Plazebo nachhaltig verhindern kann [1-6].

 

In einer Studie von Pandina et al. zur Akutbehandlung konnte Paliperidonpalmitat das psychosoziale Funktionsniveau (PANSS-, CGI-, und PSP-Gesamtwerte) signifikant gegenüber Plazebo verbessern (PANSS p£0,034; CGI 156mg: p=0,005, 234mg: p<0,001; PSP 156mg: p=0,007, 234mg: p<0,001) [1]. Paliperidonpalmitat zeigte dabei einen frühen Wirkeintritt mit einer signifikanten Wirksamkeit an Tag 8 (25 mg, 150 mg) bzw. an Tag 22 (100 mg). 

 

Die effektive Rezidivprophylaxe von Paliperidonpalmitat konnte in einer Studie von Hough et al. gezeigt werden [5]: Bereits zum Zeitpunkt einer geplanten Zwischenanalyse (Interimsanalyse nachdem die Hälfte der geplanten Anzahl von Studienteilnehmern eingeschlossenen worden waren) sowie auch in der finalen Analyse konnte die mittlere Zeit bis zum Wiederauftreten der Symptomatik unter der Therapie mit Paliperidonpalmitat signifikant gegenüber Plazebo verlängert werden (p<0,0001). Bereits in der Interimsanalyse waren die Rückfallraten in der Paliperidonpalmitat-Gruppe signifikant geringer als im Plazebo-Arm (10 %, n=15/156 vs. 35 %, n=53/156, p<0,0001). Aufgrund der hohen Signifikanz der Studienergebnisse wurde die Studie nach Empfehlung eines unabhängigen, wissenschaftlichen Beratergremiums vorzeitig beendet.

 

Paliperidonpalmitat zeigte in den angesprochenen Studien zudem ein gutes Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil. In der Studie von Pandina et al [1] zählten zu den häufigsten Nebenwirkungen (mit einer Inzidenz von ³2 % in allen Gruppen) Reaktionen an der Injektionsstelle (Paliperidonpalmitat vs. Plazebo 7,6 % vs. 3,7 %), Somnolenz/Sedierung (2,3 % vs. 0,6 %), Schwindel (2,5 % vs. 1,2 %) und Akathisie (8-12 % vs. 9 %) [1].

 

 

Einfach, zeitsparend und praktisch in der Anwendung

 

Paliperidonpalmitat ist in einer Dosierung von 25, 50, 75, 100 und 150 mg erhältlich und liegt als Fertigspritze mit zwei Sicherheitskanülen, für die deltoidale oder gluteale Injektion, vor. Die Therapieeinleitung erfolgt mit zwei Injektionen im Abstand von einer Woche  (Tag 1, 150 mg und Tag 8, 100 mg). Mittels dieser Therapieeinleitung werden rasch therapeutische Wirkstoffkonzentrationen von Paliperidon aufgebaut und eine orale Substitution zu Beginn der Behandlung ist nicht notwendig. Im Anschluss wird die Therapie mit der ausgewählten Erhaltungsdosis von Paliperidonpalmitat als einmal monatliche intramuskuläre Injektion in den Oberarm- oder den Gesäßmuskel fortgeführt. Paliperidonpalmitat muss vor der Gabe nicht rekonstituiert und nicht gekühlt gelagert werden.

 

„Paliperidonpalmitat bietet die Möglichkeit, die Rückfallprophylaxe in der Schizophrenie mit einem modernen Depotpräparat durchzuführen, durch das rasch therapeutische Plasmakonzentrationen erreicht werden können. Die klinischen Eigenschaften und die Vorteile in der Handhabung machen Paliperidonpalmitat zu einem anwendungsfreundlichen Präparat und verbinden dies mit der zuverlässigen Wirkstoffverfügbarkeit eines Depotmedikaments“, erklärte Prof. Gerd Laux, Wasserburg am Inn, auf der Launch-Pressekonferenz von Janssen-Cilag.

 

Hans Wormann, Mitglied der Geschäftsleitung von Janssen: “Mit der Zulassung von Paliperidonpalmitat setzten wir – ganz  gemäß der Tradition des Unternehmens Janssen – unser kontinuierliches Engagement in der Entwicklung und Bereitstellung innovativer Therapieansätze in der Pharmakotherapie der Schizophrenie fort. Wir wissen, dass die Ziele in der Schizophrenietherapie nur dann erreicht werden können, wenn die Pharmakotherapie als Basis in einem nachhaltigen und ganzheitlichen Therapieansatz integriert wird. Antipsychotika können ihren vollen therapeutischen Nutzen nur dann entfalten, wenn sie kontinuierlich eingenommen werden. Ein Depot-Präparat ist unserer Erfahrung nach besonders geeignet, die Aufrechterhaltung der pharmakologischen Therapiekontinuität zu fördern. Wir vertrauen darauf, daß der Behandler als Experte die für dieses neue Medikament geeigneten Patienten auswählt und diesen die Zuverlässigkeit und Konstanz eines atypischen Depot-Antipsychotikums anbieten kann, das geeignet ist, die notwendige Adhärenz in der Behandlung zu erleichtern.“

 

 

Depottherapie fördert die medikamentöse Adhärenz als Grundlage für den Therapieerfolg

 

Mangelnde Therapietreue ist der häufigste Rückfallgrund bei Patienten mit Schizophrenie. In vielen Fällen führt mangelnde Krankheitseinsicht dazu, dass die Medikation nicht wie verordnet eingenommen wird [7]. Folgen der medikamentösen Non-Adhärenz sind höhere Rückfallraten, häufigere unfreiwillige Krankenhausaufenthalte, eine Senkung des Funktionsniveaus und ein insgesamt schlechterer Behandlungserfolg als bei einer kontinuierlichen Einnahme der Medikation [8]. Nach jedem Rückfall sinkt das Funktionsniveau weiter ab, zuvor erreichte Therapieerfolge gehen unter Umständen wieder verloren und das Risiko für eine fortbestehende Residualsymptomatik steigt. Jede Krankenhauseinweisung erhöht zudem das Risiko für eine erneute Einweisung [9, 10]. Eine kontinuierliche Pharmakotherapie ist die Basis für nachhaltige Therapieerfolge. Dies macht eine beständige Förderung der Adhärenz, vor allem auch der medikamentösen Adhärenz  notwendig, um die gemeinsam mit dem Patienten erreichten Therapieerfolge zu sichern und fortzuentwickeln. Langwirkende, injizierbare Formulierungen antipsychotischer Wirkstoffe, wie Paliperidonpalmitat, gehören zu den wichtigsten verfügbaren pharmakologischen Strategien im Umgang mit einer fehlenden oder partiellen medikamentösen Adhärenz bei Patienten mit Schizophrenie. Im Vergleich zu oral verabreichten Antipsychotika erhöhen injizierbare Depot-Antipsychotika die Transparenz der medikamentösen Behandlung, und können dazu beitragen, dass ein vorzeitiges Absetzen der Medikation zuverlässiger erkannt und geeignete Maßnahmen gemeinsam mit dem Patienten ergriffen werden können, um eine möglichst kontinuierliche Therapie zu gewährleisten. Hierdurch lässt sich das Rückfallrisiko und damit die Notwendigkeit neuerlicher stationärer Behandlung reduzieren. Viele Schizophrenie-Patienten sind einer Behandlung mit langwirksamen injizierbaren Antipsychotika gegenüber positiv eingestellt und würden diese Therapieoption für sich selbst durchaus in Erwägung ziehen, teilweise sogar bevorzugen. Dieser nicht unerheblich großen Gruppe von Patienten mit einer Schizophrenie kann und sollte die Therapie mit einem Depot-Antipsychotikum zumindest angeboten werden. In diesem Sinne empfiehlt auch die psychiatrische Fachgesellschaft in ihren Leitlinien (DGPPN-Leitlinien), dass der Einsatz von Depot-Antipsychotika in der Langzeittherapie der Schizophrenie möglichst immer in Erwägung gezogen und jedem Patienten als Option angeboten werden sollte [11].

 

 

Schizophrenie

 

Die Schizophrenie ist eine chronische, rezidivierende Erkrankung mit teils erheblichen und langfristigen Folgen für die Gesamtgesundheit, das Rückfallrisiko und das psychosoziale Funktionsniveau der Betroffenen sowie für die Kosten im Gesundheitswesen. Schizophrene Krankheitsepisoden und damit unter Umständen einhergehende Krankenhausaufenthalte sind signifikante Unterbrechungen im Lebenslauf der betroffenen Patienten und erhöhen das Risiko, dass bereits Erreichtes wieder verloren geht. Krankenhausaufenthalte gehören zudem zu den wichtigsten Kostentreibern in der Schizophreniebehandlung. Ein früher Behandlungsbeginn und eine möglichst konsequente Aufrechterhaltung der Therapie können dazu beitragen, eine Reexazerbation zu vermeiden, eine Hospitalisierung zu umgehen, Behandlungskosten zu verringern, die Unabhängigkeit der Patienten   zu unterstützen und damit deren Integration, Aktivität und Teilhabe zu erhalten. Dies kann dazu beitragen, die individuelle Belastung der Patienten und die Belastung ihrer Angehörigen zu minimieren.

 

 

Janssen-Cilag

 

Die Janssen-Cilag GmbH gehört zu den führenden forschenden Pharmaunternehmen in Deutschland. Wichtige Kompetenzfelder des Unternehmens sind Anästhesie, Schmerz, Pneumologie, Dermatologie, Gynäkologie, Mykologie, Nephrologie, Neurologie und Psychiatrie, Onkologie, die Infektiologie/Virologie, Urologie sowie die Veterinärmedizin. 180.000 Neusynthesen entwickelte die Janssen-Cilag Forschung bis heute. Aus 80 davon entstanden neue Arzneimittel. Fünf dieser Substanzen stehen auf der Liste der unverzichtbaren Arzneimittel der WHO.

 

 

Quellen 

  1. Pandina GJ et al., J Clin Psychopharmacol 2010;30: 235-244
  2. Gopal S et al., Int Clin Psychopharmacology. 2010; 25(5): 24756
  3. Kramer et al., Int J Neuropsychopharmacology. 2009; 27: S. 113
  4. Nasrallah HA et al., Neuropsychopharmacology. 2010; 35(10): 207-282
  5. Hough D et al., Schizophrenia Research 116 (2010) 107-117
  6. Xeplionâ Fachinformation, Stand März 2011
  7. Kikkert et al., Schizophr Bull 2006; 32: 786-794
  8. Weiden. J Clin Psychiatry 2007; 68(Suppl.14): 14-19
  9. Masand et al., Prim Care Companion J Clin Psychiatry 2009;11:147-154
  10. Novick et al., Psychiatry Res 2010;176:109-113
  11. DGPPN-Leitlinien 2006

 


 

Quelle: Launch-Pressekonferenz der Firma Janssen-Cilag zum Thema „XEPLION (Paliperidonpalmitat) – eine neue Zukunftsperspektive in der Schizophrenietherapie“ am 06.05.2011 in Frankfurt am Main (medical relations) (tB).

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