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Faszination Wundchirurgie
13. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V. (DGfW)
PD Dr. Karsten Knobloch, Prof. Dr. Peter M. Vogt
Giessen (15. Juli 2010) – Moderne Wundtherapie gelingt nur im interdisziplinären und transprofessionellen Team. Mehr als 2.500 Teilnehmer mit einem Anteil von über 40 % ärztlichen Kollegen nahmen vom 17. bis 19. Juni 2010 am 13. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung (DGfW) im Messezentrum Freiburg teil. Kongresspräsident Dr. Stephan Eder (Konstanz) stellte mit einem elfköpfigen wissenschaftlichen Komitee ein abwechslungsreiches dreitägiges eng geschnürtes Programm zusammen unter dem Leitbild „Faszination Wundchirurgie“. Bedenkt man die Geschichte der Chirurgie so war die Wundtherapie eine der ureigensten Aufgaben des operativen Kollegen.
Insofern waren insbesondere die chirurgischen Disziplinen in diesem Jahr aufgerufen ihre modernen Therapiekonzepte, die Chancen, Aussichten, aber auch die Limitationen und Komplikationen der chirurgischen Therapieoptionen aufzuzeigen, was sich in zahlreichen operativen Sitzungen widerspiegelte. Herr Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler betonte in seinem Grußwort, dass „chronische Wunden und Wundheilungsstörungen eine große Herausforderung für die Medizin darstellen“. Neben dem individuellen Leid des Betroffenen seien die hohen Kosten im Gesundheits- und Pflegesystem besorgniserregend. Die Wundtherapie bekomme in Deutschland einen immer höheren Stellenwert, was u.a. dem Engagement der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung (DGfW) unter der Präsidentschaft von Professor Dr. Peter M. Vogt (Hannover) zu verdanken sei. Professor Dr. Peter M. Vogt hebt den transprofessionellen und interdisziplinären Charakter der Fachgesellschaft hervor. Der Kongress bringe Experten unterschiedlichster Fachrichtungen aus dem ärztlichen Bereich, der Pflege, der Lymphologie, Podiatrie und Krankengymnastik wie auch Vertreter der Krankenkassen zusammen mit dem Ziel sich um die schnellstmögliche und beste Heilung zu bemühen.
In bis zu elf Parallelsitzungen wurden die Programmformate Vortrag, Poster, Workshop, Ärzte- und Patientenforum wie auch Seminare und Falldiskussionen angeboten. Das Patientenforum „Offenes Bein muss nicht sein“ unter der Leitung vom DGfW-Präsidenten Professor Dr. Peter M. Vogt führte elf Experten zusammen aus den Bereichen Wundtherapie (Christian Mossmann, Freiburg), Lymphologie (Michael Oberlin, Hinterzarten), Physiotherapie/Lymphdrainage (Hans Pritschow, Waldkirch), Viszeral-, Kinder- und Gefäßchirurgie (Hans-Bernd Reith, Konstanz), Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie (Karsten Knobloch, Hannover), Dermatologie (Andreas Körber, Essen), Krankenkasse (Johanne Wallmer, Rüsselsheim), Hautkrankheiten und Venendiagnostik (Hauke Schumann, Freiburg), Pflegewissenschaft und –management (Steve Strupeit, Hamburg), Mikrobiologie und Hygiene (Hans-Martin Seipp, Gießen) und die Amputierten Initiative e.V. (Dagmar Gail, Berlin).
Chirurgen in der Wundtherapie
Die chirurgischen Disziplinen waren in mehreren Sitzungen auch als Vorsitzende vertreten. Das Symposium Dekubitus aus den Bereich Allgemein- und Plastische Chirurgie (Vorsitzende: Holger Bannasch, Freiburg, Karsten Knobloch, Hannover, Hans-Bernd Reith, Konstanz) führte sieben chirurgische Vorträge aus Evidenz-basierter Sicht zusammen. Möglichkeiten der plastisch-chirurgischen Deckungsverfahren aus der rekonstruktiven Leiter mit im wesentlichen gestielten myokutanen und fasziokutanen Lappenplastiken wurden ebenso vorgestellt wie die Erfahrungen mit dem freien mikrovaskulären M. latissimus dorsi Transfer zur Defektdeckung von Dekubitus (Alberto Peek , Frankfurt).
Die Viszeralchirurgie mit dem Thema offenes Abdomen und Stoma (Vorsitzende Ulrich Hopt, Freiburg, Karsten Knobloch, Hannover) thematisierte sowohl chirurgische Probleme mit Stomata wie auch beispielsweise die intraabdominelle Vakuumtherapie bei sekundärer Peritonitis (Tobias Jaehn, Fürth). Insbesondere bei der Etappenlavage habe die Vakuumtherapie einen festen Stellenwert. Bei Pseudomonasinfektionen als Feuchtkeim seien die Ergebnisse mit der Vakuumversiegelung jedoch eher ungünstiger. Hier können lokal Vitamin C oder auch 3,5 %ige Essigsäure als Spülung durch Ansäuerung Pseudomonasinfektionen lokal begegnen. Der entscheidende Faszienverschluss nach Etappenlavage sei anzustreben. Gelinge dieser nicht haben möglicherweise azelluäre Dermisprodukte Ihren Stellenwert, der in prospektiven Studien zu belegen wäre.
Gynäkologie und Plastische Chirurgie (Vorsitzende Mike Rüttermann, Groningen, NL, Björn Stark, Freiburg) bestritten gemeinsam das Symposium Rekonstruktion nach Mammacarcinom und problematische Fälle mit Fragen wie Brustrekonstruktion mit Eigengewebe oder alloplastische (Christoph Andree, Düsseldorf) oder auch plastisch-chirurgische Optionen bei Strahlenschäden der Thoraxwand (Nestor Torio-Padron, Freiburg) oder nach Tumorresektionen am Beckenboden (Niklas Iblher, Freiburg). Die Gefäßmedizin vereinte Gefäßchirurgie und Angiologie (Wilfried Jungkunz, Friedberg, Penelope Kühn, Naststätten) mit Beiträgen zur Ergebnisqualität freier Lappenplastiken bei pAVK (Jonas Kolbenschlag, Ludwigshafen) oder auch freiliegende infizierte Gore-tex-Gefäßprothesen (Thomas Payrits, Wien). Die orthopädische Podologie unter dem Vorsitz von Wolf-Rüdiger Klare (Radolfzell) und Penelope Kühn (Nastätten) thematisierte die relevantesten Fußfehlstellungen vom Kinderfuß bis ins fortgeschrittene Alter mit orthotischen Hilfsmitteln und Möglichkeiten der Einlagenversorgung. Das herz- und thoraxchirurgische Symposium unter dem Vorsitz von Hans Joachim Geißler (Freiburg) und Mike Rüttermann (Groningen) betonte den Einsatz der Vakuumtherapie beispielsweise des Pleuraempyems oder auch der postoperative Mediastinitis (Michael Südkamp, Freiburg). Frau Susanne Hellmich (Ludwigshafen) stellte Prognosefaktoren für die chirurgische Sanierung der Sternumosteomyelitis vor.
Frühzeitige Kooperation von Herz-/Thoraxchirurgie und Plastische Chirurgie
Nicolas Stütz (Bonn) regte den frühen Einsatz der plastisch-rekonstruktiven Chirurgen zur gemeinsamen Entwicklung eines Therapiekonzeptes bei chronischer Sternumosteomyelitis durch Herz-/Thoraxchirurgen und Plastische Chirurgen an. Schließlich wurde die Relevanz der chronischen Osteomyelitis aus unfallchirurgischer und plastisch chirurgischer Sicht mit einem eigenem Symposium bedacht (Vorsitz: Hans-Martin Seipp, Gießen und Karsten Knobloch, Hannover). Die jährlich etwa 1.500 Fälle chronischer Osteomyelitis sind mit enormen Kosten (z.T. bis 700.000 Euro pro Fall inklusive Arbeitsunfähigkeit) assoziiert, die nicht im DRG-System ausreichend abgebildet erscheinen. Entscheidend sind das radikale Debridement und die frühzeitige resistenz-gerechte Antibiose. Häufig gelingt jedoch trotz invasiver Gewebeproben der endgültige Keimnachweis nicht, so dass nur durch multiple Implanatatwechsel ggf. durch lokale Antibiosen ergänzt die chronische Osteomyelitis beispielweise nach Kniegelenkseingriffen oder Hüft-TEP der chronischen Osteomyelitis begegnet werden könne.
Die Postersitzung war rege besucht. Frau Nocon aus Freiburg stellte die Kosten unterschiedlicher Formen des Debridements gegenüber. So belaufen sich die Kosten für ein chirurgisches Debridement in der Ambulanz ohne Narkose auf 47 Euro, gefolgt vom enzymatischen Debridement (56 Euro) und dem autolytischen Debridement (63 Euro). Das hydrochirurgische Debridement mit Kosten von 80 Euro und das biochirurgische Debridement z.B. mit Fliegenmaden der Gattung L. sericata (Kosten 176 Euro) sind deutlich kostenintensivere Debridementarten. Akrale Nekrosen spielen insbesondere bei Vaskulitiden eine nicht unwesentliche Rolle und sind chirurgisch nur schwer zu adressieren. Hier kann ggf. der Endothelinantagonist Bosentan in einer initialen Dosis von 2×62,5mg/d, ab Woche 5 2x125mg/d als konservative Therapie die assoziierten Schmerzen reduzieren und die Lebensqualität der Betroffenen signifikant verbessern.
Der nächste Jahreskongress der DGfW wird vom 23. bis 25. Juni in Hannover mit Professor Dr. Peter M. Vogt als Kongresspräsidenten stattfinden. Die Abstract-Deadline ist am 15.12.2010. Wir rufen alle interessierten Kollegen auf sich zahlreich zu beteiligen!
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V. (DGfW), 15.07.2010 (tB).
Schlagwörter: Wundversorgung