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Aktuelle Lebertherapie – sinnvoll erweitert durch komplementär-medizinische Maßnahmen
Von PD Dr. med. Franz-Josef Vonnahme, Hameln
Alkohol-toxische Leberschädigungen und Virushepatitiden sind die häufigsten Ursachen chronischer Lebererkrankungen. Die Sterbefälle dieser Erkrankungen sind in den letzten Jahren rückläufig, jedoch sind die Möglichkeiten einer spezifischen Therapie, die darauf abzielt, den chronischen Entzündungsprozess in der Leber gezielt zu beeinflussen, weiterhin begrenzt. Zwar haben sich in der Behandlung der chronischen Hepatitis B und C bemerkenswerte Fortschritte ergeben, dennoch bleiben bis zu 50 % der Patienten, die auf eine Therapie nicht ansprechen. Etwa 40 % dieser Patienten suchen nach komplementären und alternativen Behandlungsformen. Die dabei auch verwendeten Medikamente enthalten den Wirkstoff Silymarin.
Klinische Studien belegen den hepatoprotektiven Effekt durch die Behandlung mit Silymarin. In einer Studie an Patienten mit erhöhten Transaminasen konnte Silymarin eine signifikante Senkung der Enzyme herbeiführen. In den Leberbiopsien ergab sich eine statistisch signifikante Verbesserung. In einer weiteren Studie an Patienten mit chronisch-alkoholischer Leberkrankheit bewirkte Silymarin eine Normalisierung der Transaminasen und des Bilirubins sowie eine signifikante Abnahme des Prokollagen-III-Peptids als Marker der aktiven Fibrose. Bei Leberzirrhose ließ sich in einer klinischen Langzeitstudie an 170 Patienten eine signifikante Verlängerung der Überlebenszeit in der mit Silymarin behandelten Gruppe (58 %) gegenüber der Placebo-Gruppe (39 %) erzielen.
Wirkmechanismus von Silymarin
Silymarin wirkt durch einen protektiven Effekt auf die Leberzelle, nachgewiesen mit verschiedenen Toxinen wie Acetaminophen, Äthanol, Tetrachlor-Kohlenstoff und D-Galactosamin. Auch bei Schädigungen der Leberzelle durch Ischämie, Röntgenstrahlung und Eisenüberladung zeigte sich Silymarin wirksam. Die hepatoprotektiven Mechanismen von Silymarin sind mannigfaltig. Sie wirken durch Antioxidation, Anti-Lipidoxidation, verbesserte Entgiftung und Schutz vor Glutathionmangel. Sowohl in vivo als auch in vitro findet sich eine Stimulation der Leberregeneration durch Silymarin. Ebenso hat Silymarin einen signifikanten anti-inflammatorischen Effekt auf Lebergewebe durch Hemmung der Neutrophilen-Migration, Hemmung der Kupfferzellen und Hemmung der Leukotrien-Synthese. Der antifibrotische Effekt von Silymarin ist von besonderer Bedeutung. So konnte gezeigt werden, dass Silymarin in einem Tiermodell eine Leberfibrose bis zu 35 % reduzieren kann. In einer Langzeitstudie an Primaten mit chronischem Alkoholkonsum wurde unter Silymarin-Gabe eine Hemmung der Fibrose-Progression nachgewiesen.
Pharmakologie
Silymarin ist ein Extrakt aus der Mariendistel. Die darin enthaltenen Flavonoide bestehen aus einem Gemisch isomerer Verbindungen: dem Hauptisomer Silibinin sowie Isosilibinin, Silidianin und Silicristin. Silibinin wird als die eigentliche aktive Verbindung erachtet. Für die Vergleichbarkeit verschiedener Silymarin-Präparate sind Inhalt, Löslichkeit und die Bioverfügbarkeit von großer Bedeutung. In den meisten klinischen Studien wurde Silymarin als Legalon (Rottapharm-Madaus, Köln) verwendet. Dabei handelt es sich um einen hoch gereinigten Extrakt mit hoher Wirkstofffreisetzung (90 %) und schneller Bioverfügbarkeit. Silymarin hat eine gute Verträglichkeit. In klinischen Studien wurden keine nennenswerten Nebeneffekte beschrieben, die zu einem Abbruch der Behandlung geführt hätten. Lediglich bei sehr hohen Dosierungen kommt es zu einem laxierenden Effekt, der durch den erhöhten Gallefluss erklärt wird.
Silymarin ist in der Behandlung chronischer Lebererkrankungen ein hoch interessantes Medikament, das in der komplementären und alternativen Medizin weltweit auf Grund seiner Wirksamkeit und guten Verträglichkeit Verwendung findet. Als am besten dokumentiertes internationales Silymarin-Produkt wurde Legalon 2006 vom National Center for Complementary and Alternative Medicine (NCCAM) des NIH ausgewählt für eine mehrere Millionen US-Dollar umfassende klinische Untersuchung an großen Leberzentren zum Nachweis des therapeutischen Nutzens von Silymarin, u.a. auch bei Patienten mit chronischer Hepatitis C.
Autor
PD Dr. med. Franz J. Vonnahme
Krankenhaus d. Kreises Hameln-Pyrmont
Abt. Innere/Hepato-Gastroenterologie
31785 Hameln
Quelle: Pressegespräch der Firma Madaus zum Thema „Mariendistel bewährt bei der Therapie von Lebererkrankungen. Neue Ansätze auch bei Hepatitis C“ am 02.10.2008 in Berlin (AdLexis).