Abb.: Ein Pflaster gegen Heuschnupfen: Pollenextrakte lösen in der Haut korrigierende Abwehrreaktionen aus. ©Nico Wick, USZ/SNFPflaster gegen Heuschnupfen

 

Erste klinische Versuche bestätigen die Sicherheit und Wirkung

 

Zürich, Schweiz (19. April 2012) – Ein Pflaster mit Pollenextrakten kann die Symptome des Heuschnupfens um 70 Prozent lindern. Dies zeigen Forschende am Universitätsspital Zürich in einem vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten klinischen Versuch. Laufende Nase, tränende Augen: Menschen, die an Heuschnupfen leiden, freuen sich nicht auf den Spätfrühling, wenn die Gräser blühen. In der westlichen Welt ist jede dritte Person allergisch auf Graspollen, die sich ungefähr von Anfang Mai bis Mitte Juli mit dem Wind ausbreiten.

 

Die einzige wirksame Behandlung gegen Heuschnupfen besteht darin, die überschiessende Abwehrreaktion der Allergiker mit einer sogenannten allergen-spezifischen Immuntherapie zu normalisieren. Diese Therapie nehmen jedoch höchstens fünf Prozent der Betroffenen in Anspruch, denn sie dauert mehrere Jahre, setzt Dutzende Injektionen und Arztbesuche voraus und kann – glücklicherweise nur sehr selten – lebensbedrohliche Schockzustände bewirken.

Mit einem Team von Ärzten und Forschenden arbeitet Gabriela Senti vom Universitätsspital Zürich an einer neuen Behandlungsmöglichkeit: ein Pflaster, das die Allergene von sechs verschiedenen Gräserpollen in die Haut einbringt. Wie das Team in einem kürzlich publizierten (*) klinischen Versuch mit 132 von Heuschnupfen betroffenen Personen aufzeigt, ist dieses Pflaster ein effizienter und sicherer Ansatz. Sechs eintägige Anwendungen am Oberarm, verteilt auf zwei Monate bevor sich die Gräserpollen ausbreiten, genügten, um die Symptome der Patienten auch noch im Folgejahr im Schnitt um 70 Prozent zu lindern. Pflaster mit weniger oder gar keinem Pollenextrakt linderten die Symptome der Patienten in den Vergleichsgruppen um 30 Prozent. In keiner Patientengruppe waren schwerwiegende Nebenwirkungen zu beobachten.

Haut als idealer Trainingsort

Für Senti und ihre Kollegen sind diese ermutigenden Resultate auf zwei Eigenschaften der Haut zurückzuführen. Erstens weist diese viele spezialisierte Immunzellen auf, die rasch Fremdkörper wie etwa Viren erkennen und eine gezielte Abwehrreaktion auslösen können. Wer solche Abwehrreaktionen gegen die eigentlich harmlosen Pollenallergene mit einer allergen-spezifischen Immuntherapie zähmen möchte, findet in der Haut einen idealen Trainingsort für das Immunsystem vor.

Zweitens gibt es in den äusseren Hautschichten keine Blutgefässe. Das senke das Risiko, dass die Allergene in den Blutkreislauf gelangten und sogenannte systemische Abwehrreaktionen hervorriefen, bei denen das Immunsystem im ganzen Körper durcheinandergerate und einen allergischen Schock auslöse, sagt Senti.


Verbesserungspotential

Noch ist die Behandlung nicht reif für den Einzug in den klinischen Alltag. Um etwa zu ermöglichen, dass die Pollenallergene in die Haut eindringen und mit den Immunzellen der äusseren Hautschichten in Kontakt treten, tragen Senti und ihre Kollegen die darüberliegende Hornhaut mit einem Klebeband ab – ein Verfahren, mit dem sie nicht immer optimale Resultate erzielen und das sie deshalb verbessern möchten. «Sind diese Hindernisse ausgeräumt, steht uns im Kampf gegen die neue Epidemie unserer Zivilisation, den lästigen Heuschnupfen, endlich ein einfaches Mittel zur Verfügung», meint Senti.

 

  • (*) Gabriela Senti, Seraina von Moos, Fabian Tay, Nicole Graf, Theodor Sonderegger, Pål Johansen and Thomas M. Kündig (2011). Epicutaneous allergen-specific immunotherapy ameliorates grass-pollen–induced rhinoconjunctivitis: A double-blind placebo-controlled dose-escalation study. Journal of Allergy and Clinical Immunology online: doi: 10.1016/j.jaci.2011.08.036

 


 

Quelle: Zentrum für Klinische Forschung ZKF, Universitätsspital und Universität Zürich, 19.04.2012 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…