„Pflege“ zukünftig am Schreibtisch statt am Krankenbett?

 

  • Weiterer dramatischer Anstieg des bürokratischen Aufwands droht
  • Dokumentation geht erneut zu Lasten von Pflegebedürftigen
  • Mehr als ein Wochentag für Erfassung von Leistungen

 

Berlin (8. Juli 2011) – Die Zeit, die Pflegekräfte effektiv für die unmittelbare Versorgung von Patienten aufwenden können, könnte in Zukunft noch knapper bemessen sein. Darauf hat jetzt der Bundesverband Geriatrie e.V. vor dem Hintergrund aktuell diskutierter Abbildungs- und Abrechnungsmodalitäten für hochaufwendige Pflegemaßnahmen verwiesen. Mit dem sogenannten Pflegekomplexmaßnahmen-Score für Erwachsene (PKMS-E) sollen hochaufwendige Pflegeleistungen im Rahmen des DRG-System – auf dessen Basis die Leistungsvergütung in Krankenhäusern erfolgt – besser abgebildet werden.

 

"Der PKMS-E erweist sich jedoch eher als Hemmnis für die effiziente und fachgerechte Versorgung von pflegebedürftigen Patienten", erklärt Dirk van den Heuvel, Geschäftsführer des Bundesverbandes Geriatrie. "Der ausufernde zusätzliche Aufwand für Dokumentation und Schulungen im Rahmen der bisherigen Gestaltung des PKMS-E geht letztlich von der Zeit ab, die den Pflegekräften zur Verfügung steht. Gerade im Bereich der Geriatrie, in dem ein hoher Anteil aufwendiger Pflegeleistungen zu verzeichnen ist, droht hier die Patientenversorgung zu leiden." Van den Heuvel verwies auf Testläufe mit der aktuellen Version 1.0 des PKMS-E in Einrichtungen der stationären Geriatrie. So mussten in einem Haus 10,37 Wochenstunden für das Erstellen von Erfassungsbögen, die Dokumentation von Leistungen und die Einweisung von Mitarbeitern aufgewendet werden.

 

Zudem gebe es erhebliche fachlich-inhaltliche Kritikpunkte an dem derzeitigen Pflegekomplexmaßnahmen-Score für Erwachsene. Dazu gehörten unter anderem nicht eindeutige Abgrenzungen von Begrifflichkeiten und fachliche sowie inhaltliche Verwerfungen, erläutert Dirk van den Heuvel. "Hinzu kommen Fragen, die direkt das Pflegepersonal betreffen: Ist es beispielsweise tatsächlich nötig, dieses nahezu unüberschaubare Geflecht von Pflegemaßnahmen und ihren Begründungen zu konstruieren? Diese Praxisferne führt zu einer schweren Handhabbarkeit und hohen Dokumentationszeiten.“ Genau das war der Grund, warum eine Expertengruppe des Deutschen Pflegerates eine Weiterentwicklung des Pflegekomplexmaßnahmen-Scores erarbeitet hat. Diese Version 2.0 liegt aktuell zur Entscheidung über die Einführung den verantwortlichen Gremien vor.

 

„Die aufgezeigten Probleme betreffen die Einrichtungen der geriatrischen Versorgung mit ihrem hohen pflegerischen Aufwand im besonderen Maße. Darüber hinaus eignet sich der PKMS-E Version 1.0 nur unzureichend, die hochaufwendigen Leistungen des Konzeptes der „Aktivierend-therapeutischen Pflege in der Geriatrie“ sachgerecht abzubilden. Deshalb hat sich die Geriatrie an der fachlichen Überarbeitung des Instruments aktiv beteiligt“, so der Geschäftsführer, „sodass diese Aspekte teilweise aufgegriffen wurden.“

 

Somit hängt von der Entscheidung über die weitere Ausgestaltung des PKMS-E zumindest indirekt auch die Qualität der geriatrischen Versorgung in Deutschland ab.

 

 


Quelle: Bundesverband Geriatrie e.V., 08.07.2011 (tB).

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