Pflegende müssen Intimsphäre bei Blasenschwäche achten

Wittener Pflegewissenschaftlerin plädiert im neuen Praxishandbuch zur Harninkontinenz für vertrauensvolles Verhältnis von Pflegenden und Patienten

 

Witten / Herdecke (7. Oktober 2008) – Schätzungen zufolge sieht sich jede vierte Frau und einer von acht Männern im Laufe des Lebens mit einer Form von Blasenschwäche konfrontiert. "Harninkontinenz ist weiter verbreitet als man vielleicht denkt und für viele Betroffene nach wie vor ein Tabuthema", sagt Daniela Hayder von der Universität Witten/Herdecke. Die Pflegewissenschaftlerin hat sich bereits mit viel beachteten Studien zu diesem facettenreichen, aber bislang relativ wenig untersuchten Problem einen Namen gemacht. Nun gehört sie zu den Autorinnen eines Praxishandbuchs für Pflegende mit dem Titel "Kontinenz – Inkontinenz – Kontinenzförderung".

Eine Blasenschwäche kann in jedem Alter auftreten. In jüngeren Jahren sind vorwiegend Frauen betroffen. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko sowohl für Frauen als auch für Männer stark an. Auch wenn konkrete Zahlen bisher fehlen, wird vermutet, dass bis zu acht Millionen Menschen in Deutschland an einer Harninkontinenz leiden. In Einrichtungen der Altenhilfe sind häufig bis zu 80 Prozent der Bewohner von Harninkontinenz betroffen.

Nicht wenige schämen sich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Von den Pflegenden ist daher ein hohes Maß an Sensibilität gefordert. "Die Intimsphäre der Betroffenen ist unbedingt zu schützen", betont Daniela Hayder. Nur wenn ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Pflegenden und Patienten bestehe, könnten erfolgreiche Beratungs- und Unterstützungsangebote überhaupt erst entwickelt werden. "Zum Schutz der Intimsphäre gehört auch, dass Angehörige nur mit Einverständnis der Betroffenen über die Harninkontinenz informiert werden dürften", so Hayder weiter.

Die Publikation baut auf den aktuellen Erkenntnissen des Nationalen Expertenstandards "Förderung der Harnkontinenz in der Pflege" auf. Der Expertenstandard enthält eine kommentierte Zusammenstellung des praxisrelevanten Wissens zur Kontinenzförderung und Rahmenrichtlinien mit verbindlichem Charakter für die Qualitätssicherung in der stationären und ambulanten Pflege. Alle drei Autorinnen des jetzt erschienenen Praxishandbuchs für Pflegende, neben Daniela Hayder auch Elke Kuno und Margit Müller, haben maßgeblich an dem Expertenstandard mitgewirkt.

Das Praxishandbuch der drei Fachfrauen beginnt mit Erläuterungen und Hinweisen zum Expertenstandard. Im folgenden Kapitel "Das von Inkontinenz geprägte Leben" thematisiert Daniela Hayder das Schamgefühl der Betroffenen und dessen Auswirkungen auf die Pflegebeziehung. In einem weiteren Kapitel geht es darum, wie Anzeichen von Inkontinenz erkannt und Kontinenzprobleme differenziert eingeschätzt werden können. Zentrales Thema dieses Kapitels sind die so genannten Kontinenzprofile, die von den Pflegeexpertinnen neu entwickelt wurden. Mit den Kontinenzprofilen soll den Pflegenden eine Hilfestellung gegeben werden bei der Beschreibung der Ausgangssituation, beim Festlegen der Ziele und bei der Auswahl der kontinenzfördernden Maßnahmen.

Im weiteren Verlauf werden eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Kontinenzförderung und die zur Verfügung stehenden Hilfsmittel beschrieben. Darüber hinaus gibt das Praxishandbuch einen Überblick, mit welchen Maßnahmen die Haut der Betroffenen gesund erhalten werden kann. Abschließend beschreiben die Autorinnen, wie die Pflegenden den Prozess der Kontinenzförderung evaluieren können. Auf diese Weise entsteht ein Werk mit Nachschlagecharakter, besonders für alle Pflegefachkräfte, die an der Umsetzung des Expertenstandards arbeiten oder planen, daran zu arbeiten.

Die Pflegewissenschaftlerin Daniela Hayder untersucht zurzeit in einem Forschungsprojekt der Universität Witten/Herdecke, wie Menschen mit Harninkontinenz und ihre pflegenden Angehörigen den Alltag bewältigen. Das Projekt hat im Februar 2007 begonnen und wird voraussichtlich noch bis Juni 2009 fortgeführt.

Das Praxishandbuch "Kontinenz – Inkontinenz – Kontinenzförderung" ist im Hans Huber Verlag erschienen, es kostet 24,95 Euro. ISBN 978-3-456-84544-9.


 

Quelle: Pressemitteilung der Universität Witten/Herdecke, Institut für Pflegewissenschaft, vom 07.10.2008.

 

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