MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

Die elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt Immunzellen des Menschen und Sporen des Schimmelpilzes Aspergillus. Bild: Jasmin Kungl, Medizinische Klinik II, Uni WürzburgPilzinfektionen

Probleme bei der Diagnostik?

 

Würzburg (4. September 2012) – Infektionen mit Schimmelpilzen können für Patienten mit geschwächtem Immunsystem lebensgefährlich sein. Die Medikamente, mit denen die Pilze bekämpft werden, wirken oft nur bedingt und könnten möglicherweise falsche Diagnosen verursachen. Würzburger Mediziner prüfen, ob das stimmt.

Der Schimmelpilz Aspergillus kommt in der Umwelt sehr häufig vor. So häufig, dass jeder Mensch am Tag mehr als 50 Aspergillus-Sporen einatmet. In Normalfall hält das Immunsystem den Pilz in Schach. Funktioniert es allerdings nicht oder nur eingeschränkt, kann sich eine Infektion entwickeln: Der Schimmelpilz wächst zuerst im Lungengewebe und wird dann invasiv. Das heißt, dass er sich im ganzen Körper ausbreitet und andere Organe wie Nieren, Herz und Gehirn befällt. Für viele Betroffene bedeutet das den Tod.

 

Die Gefahr einer Schimmelpilz-Infektion, einer Aspergillose, ist besonders groß, wenn das Immunsystem künstlich unterdrückt wird, etwa nach einer Chemotherapie sowie nach Stammzell- oder Organtransplantationen. In den beiden zuletzt genannten Fällen wird das Immunsystem gedämpft, um Abstoßungsreaktionen zu verhindern.

Nach der Transplantation von Stammzellen, zum Beispiel im Zuge einer Blutkrebstherapie, erleidet etwa jeder zehnte Patient eine Schimmelpilz-Infektion. Trotz Behandlung sterben daran 30 bis 70 Prozent der Betroffenen, denn die verfügbaren Medikamente wirken nicht bei jedem Patienten oder die Pilzinfektion wird zu spät erkannt. Unbehandelt verläuft die Infektion so gut wie immer tödlich.


Störung der molekularen Diagnostik?

Angesichts der Lebensgefahr, die von dem Pilz ausgeht, ist es besonders wichtig, den Pilz sehr früh zu erkennen und den Erfolg der Therapie zuverlässig überprüfen zu können: Hat der Patient eine invasive Infektion? Ist der Pilz noch im Körper oder ist er besiegt? Das lässt sich nur mit empfindlichen molekularen Diagnoseverfahren beurteilen.

Doch auf diesem Gebiet könnte es ein Problem geben, wie der Würzburger Biologe Jürgen Löffler sagt: „Wir vermuten schon seit langem, dass die reine Anwesenheit der Anti-Pilz-Medikamente die molekularen Diagnoseverfahren stören und somit falsch negative Befunde zur Folge haben könnte.“

Das bedeutet: Der Pilz ist im Patienten noch vorhanden, aber nicht mehr nachweisbar. Wird die Anti-Pilz-Therapie in diesem Fall beendet, kann das tödliche Folgen haben. Auf Nummer sicher gehen und den Patienten einfach weiterbehandeln, ist ebenfalls keine gute Lösung – denn die Medikamente haben teils schwere Nebenwirkungen auf Leber und Nieren.


Förderung durch den „Europe Aspire Award“

Jürgen Löffler leitet eine Forschungsgruppe an der Medizinischen Klinik II der Universität Würzburg. In einem neuen Projekt untersuchen er und sein Team nun, ob die üblicherweise gegen Pilzinfektionen verwendeten Medikamente wie Polyene, Azole und Echinocandine den molekularen Nachweis des Schimmelpilzes Aspergillus tatsächlich stören.

Für dieses Projekt hat Löffler den mit 50.000 Euro dotierten „Europe Aspire Award“ der Firma Pfizer zuerkannt bekommen. Der Preis ist für Forschungen vorgesehen, welche die Diagnostik von Pilzinfektionen verbessern helfen.

 


 

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg, 04.09.2012 (tB).

 

Die elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt Immunzellen des Menschen und Sporen des Schimmelpilzes Aspergillus. Bild: Jasmin Kungl, Medizinische Klinik II, Uni Würzburg

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…