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Aktuelle Daten zur Antibiotikabehandlung aus pharmaökonomischer Sicht
Positive Bewertung der Kosten-Nutzen-Relation von Tigecyclin
Bremen (18. Februar 2010) – Die Zunahme multiresistenter Infektionserreger in Krankenhäusern in den letzten Jahren stellt Ärzte nicht nur vor große klinische sondern auch ökonomische Herausforderungen. Mit einer frühzeitigen und effektiven antibiotischen Initialtherapie lassen sich sowohl Morbidität und Mortalität als auch Klinikverweildauer und damit letztlich Kosten senken. Moderne Antibiotika wie das Glycylcyclin Tigecyclin (Tygacil®), das ein besonders breites Wirkspektrum und einen – im Vergleich zu herkömmlichen Breitspektrum-Antibiotika – andersartigen Wirkmechanismus aufweist, leisten dabei einen wichtigen Beitrag zur antibiotischen Vielfalt und somit zur Verminderung von Resistenzentwicklungen.
Mit der Zunahme multiresistenter Erreger in Krankenhäusern ergeben sich nicht nur neue klinische sondern auch besondere ökonomische Herausforderungen, wie Dr. Michael Wilke (München) erläuterte. Da das Krankenhaus im Rahmen der pauschalierten Vergütung bei komplexen Fällen das volle Risiko für Mehrkosten trägt, die bei einer komplizierten Infektion nachweislich entstehen, kommen auf die Klinik erhebliche zusätzliche Kosten zu, wenn eine Infektion nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird.
Dies konnte Wilke anhand typischer Fallbeispiele zur Kosten-Nutzen-Bewertung von Antibiotikastrategien demonstrieren: In einem vorgestellten Fall führte eine nicht ausreichende Antibiotikatherapie zu einem prolongierten Verlauf und letztlich höheren Arzneimittelkosten für Antibiotika, weil eine höherpreisige aber wirksame antimikrobielle Substanz im weiteren Verlauf ohnehin verabreicht wurde. Die Gesamtkosten lagen dabei deutlich über dem erzielten Erlös. Bei idealer klinischer Therapie hingegen, die u.a. den frühzeitigen Einsatz wirksamer Substanzen umfasst, lassen sich Verluste für das Krankenhaus vermeiden, wie Wilke am Beispiel von Tigecyclin erläuterte: Durch den Einsatz von Tigecyclin mit seinem sehr breiten Wirkspektrum lassen sich Klinik- und Intensivverweildauer sowie Antibiotikakosten reduzieren. Hierbei wird deutlich, dass eine frühzeitig einsetzende adäquate Antibiotikatherapie nicht nur zu wesentlich besseren klinischen Ergebnissen führt, sondern auch erheblich das Kostenrisiko für die Klinik senken kann.
Wilkes Empfehlungen: Wichtig ist der möglichst frühzeitige Beginn der adäquaten Antibiotikatherapie. Zudem sollten bei der Bewertung nicht die Einzelkosten sondern vielmehr der Behandlungsprozess umfassend berücksichtigt werden.
Frühzeitiger Einsatz der adäquaten Antibiotikatherapie überlebenswichtig
Wie wichtig die frühestmögliche Einleitung einer adäquaten Antibiotikatherapie für die Überlebenschancen schwer kranker Intensivpatienten ist, verdeutlicht eine Untersuchung von Kumar et al.: Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die Überlebenschancen signifikant höher sind, je früher eine wirksame antibiotische Initialtherapie begonnen wird: Wurde eine effektive Antibiotikatherapie zügig innerhalb einer Stunde nach Blutdruckabfall eingeleitet, so überlebten rund 80 Prozent der Betroffenen.
Ohne adäquate Therapie in den ersten vier Stunden verstirbt hingegen die Hälfte der Patienten.1
Antibiotische Vielfalt als wichtige Strategie gegen Resistenzentwicklung
Die Möglichkeiten und Grenzen rationaler Antibiotikastrategien bei schwer kranken Patienten wurden von Dr. Peter Walger (Bonn) erläutert. Als Hauptgrund für die Resistenzentwicklungen sieht der Intensivmediziner den breiten und immer intensiveren Antibiotika-Einsatz, der zu einem zunehmenden Selektionsdruck führt. So werden die bakteriellen Erreger veranlasst, durch Entwicklung von Resistenzmechanismen dem Angriff der Antibiotika zu entkommen, entweder indem bereits resistente Bakterien einen Überlebensvorteil nutzen oder aber spezielle Resistenzmechanismen erst entwickelt bzw. zwischen Bakterien weitergegeben werden. Die Folge ist eine Zunahme von Infektionen durch multiresistente Bakterienstämme in den Krankenhäusern und dort insbesondere auf Intensivstationen. Alarmierend ist die Beobachtung, dass das Auftreten von Infektionen durch Erreger, gegen die keine oder nur noch wenige Antibiotika wirksam sind, in den letzten Jahren immer häufiger zur Realität wird. „Es gehört daher zu den wichtigsten Aufgaben der klinischen Infektiologie, die Prinzipien einer rationalen Antibiotikatherapie durch die Herausforderungen von Multiresistenz zu aktualisieren und den Erfordernissen anzupassen“, betonte Walger.
Extra breites Spektrum von Tygacil erhöht therapeutische Chancen
Zu den Strategien zur Vermeidung einer raschen Resistenzentwicklung zählen eine ausreichend hohe Dosierung und die Nutzung der antibiotischen Vielfalt, d.h. eine ausgewogene Anwendung verschiedener verfügbarer Antibiotika-Klassen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Verminderung des Selektionsdrucks. In diesem Zusammenhang kommt innovativen Antibiotika wie dem Glycylcyclin Tigecyclin (Tygacil®) große Bedeutung zu: Aufgrund seines besonders breiten Sektrums, das im Gegensatz zu zahlreichen anderen Antibiotika multiresistente Erreger mit einschließt und auch den gram-negativen Bereich besonders gut abdeckt, kann es einen entscheidenden Beitrag zu einer größeren therapeutischen Vielfalt leisten.
Besonders bedeutsam ist ein adäquater Antibiotika-Einsatz bei der empirischen Initialtherapie, also in den häufigen Fällen, in denen noch keine mikrobiologische Diagnostik vorliegt. Dabei gilt es, sowohl einerseits den Selektionsdruck und andererseits die Sterblichkeit zu minimieren.
Tagestherapiekosten reflektieren nicht die ganze ökonomische Wirklichkeit
„Das Bemühen um eine adäquate Antibiotikatherapie gerade bei schwerkranken Patienten mit Infektionen durch potenziell multiresistente Erreger darf nicht durch eine eingeengte ökonomische Diskussion überlagert werden“, betonte auch Walger. „Die ökonomische Last der Multiresistenz wird mehr durch lange Liegedauer, Isolations- und Hygienekosten und mikrobiologische Diagnostik als durch Tagestherapiekosten der Antibiotika geprägt.“
In Bezug auf Behandlungskosten und Wirksamkeit bei schwerst kranken Patienten ist Tigycclin mit Standard-Antbiotikaregimes vergleichbar. Darauf weisen die Ergebnisse einer in Deutschland durchgeführten multizentrischen, nicht-interventionellen Beobachtungsstudie hin, über die Prof. Wolfgang Krüger (Konstanz) berichtete.
Studie zeigt gute Kosten-Nutzen-Relation von Tigecyclin
Dabei wurde eine Tigecyclin-Therapie (n = 49) in Bezug auf klinische Charakteristika und Behandlungskosten mit Standard-Antibiotikaregimen (n = 129) bei Patienten mit sekundärer Peritonitis verglichen. Es wurden nur Patienten mit schwerem Krankheitsbild (APACHE [= Acute Physiology And Chronic Health Evaluation] II-Score > 15) aufgenommen, bei denen eine mindestens zweitägige intensivmedizinische Behandlung indiziert war. Die Auswertung ergab, dass ein größerer Anteil von Patienten mit schweren Begleiterkrankungen mit Tigecyclin behandelt wurde (Leberzirrhose: 16,3 % vs. 5,4 %; p = 0,019; koronare Herzkrankheit oder Arteriosklerose: 40,8 % vs. 28,7 %; p = 0,121), was laut Krüger mit dem günstigeren Nebenwirkungsprofil erklärbar ist. Diese Begleiterkrankungen und ein höherer APACHE-II-Score erklären eine tendenziell höhere Letalität in der Tigecyclin-Gruppe. Darüber hinaus zeigte sich für die erfolgreich behandelten Patienten aus der Tigecyclin-Gruppe ein Trend zu einer kürzeren Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation (15,13 vs. 19,21 Tage; p = 0,068). Bezüglich der Kosten waren beide Patientengruppen vergleichbar. „Tigecyclin kann somit als wertvolle Alternative in der Behandlung von Patienten mit schwerer Peritonitis betrachtet werden“, so Krüger.
Tigecyclin (Tygacil®) ist seit 2006 in der EU zugelassen zur Behandlung komplizierter intraabdomineller Infektionen und komplizierter Haut- und Weichgewebeinfektionen.2 In beiden Indikationen hat sich Tigecyclin gegenüber einem Standardregime als vergleichbar wirksam und sicher erwiesen, wie die zulassungsrelevanten Studien zeigen.3,4
Quellen
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Kumar A. et al.; Crit Care Med 2006;34: S1589-S1596
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Tygacil® Fachinformation, Stand: Juli 2009
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Babinchak T. et al. Clin Infect Dis 2005; 41 (suppl 5): S354-S367
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Ellis-Grosse E.J. et al. Clin Infect Dis 2005; 41 (suppl 5): S341-S353
Download
Dr. med. Peter Walger: Rationale Antibiotikastrategien bei schwerkranken Patienten –
Abstract_Walger.pdf (59.99 KB)
Keycharts_Walger.pdf (478.66 KB)
Dr. med. Michael H. Wilke: Infektiologische Fallbeispiele aus ökonomischer Sicht –
Prof. Dr. med. Wolfgang A. Krüger: Klinische Antibiotikatherapie: Aktuelle pharmaökonomische Daten –
Abstract_Krüger.pdf (68.65 KB)
Quelle: Pressegespräch der Firma Wyeth Pharma (Pfizer) im Rahmen des Symposiums Intensivmedizin und Intensivpflege am 18. Februar 2010 in Bremen (Medizin und Markt) (tB).