Premiere in Thüringen: UKJ schaltet sich live an Thüringens Intensivbetten

  • Thüringenweites Telemedizin-Netzwerk für COVID-19-Patienten auf Intensivstationen gestartet

 

Jena (20. April 2021) — Ein COVID-19-Patient liegt seit einigen Tagen auf der Intensivstation in einem Thüringer Krankenhaus. Er wird beatmet, doch sein Zustand verschlechtert sich zusehends. Die aktuellen Röntgenbilder zeigen weiterhin deutliche Entzündungen der Lunge, die Sauerstoffwerte sinken, eine Hirnblutung kompliziert den Verlauf. Wie kann die weitere Behandlung für ihn aussehen? Oder ist der Zeitpunkt gekommen, den Patienten in ein Level-1-Krankenhaus für COVID-19-Patienten zu verlegen? Um das beurteilen zu können, müssen die Intensivmediziner und Neurologen des Uniklinikums Jena (UKJ) nicht selbst vor Ort sein. Die Kollegen des Krankenhauses vor Ort unterstützen, als seien sie selbst anwesend, können sie aber trotzdem: Dank SAT4COV, dem einzigartigen Tele-Intensivmedizin-Projekt für COVID-19-Patienten in Thüringen. Zentral gesteuert und initiiert wird dieses Leuchtturmprojekt vom Uniklinikum Jena, beteiligt sind bislang sechs Thüringer Kliniken. Finanziell mit rund 1,5 Millionen Euro gefördert wird es vom Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie.

Bei SAT4COV werden die Jenaer Experten live auf die Intensivstation eines am Netzwerk beteiligten Krankenhauses – derzeit sind es die Kliniken Altenburg, Greiz, Schmalkalden, Sonneberg, Saalfeld und Rudolstadt – zugeschaltet und geben ein Telemedizinisches Konsil. Prototypische und auch prognosebestimmende Probleme bei COVID-19-Patienten betreffen vor allem die Beatmung und neurologische Fragestellungen. Die Intensivmediziner und Neurologen des UKJ sprechen aber nicht nur mit den behandelnden Ärzten, sondern haben gleichzeitig Zugriff auf alle relevanten Daten des Patienten wie Befunde, Röntgenbilder, Medikation oder Kreislaufparameter. „Vor allem im Bereich der Intensivmedizin sind Spezialisten rar“, weiß Professor Michael Bauer, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am UKJ. „Telemedizin ist ein Weg, diese Knappheit auszugleichen“, sagt er. Denn mithilfe von SAT4COV können die Ärzte des UKJ ihr Know-how und ihre Erfahrung einbringen, wo und wenn sie akut gebraucht wird. „Unser Ziel ist es, zum einen die Behandlung der Patienten vor Ort zu verbessern, indem wir die Kollegen beraten oder eine Zweitmeinung geben. Zum anderen können wir gemeinsam mit den vor Ort behandelnden Ärzten besprechen, ob und wann ein Patient in ein spezialisiertes Zentrum verlegt werden muss“, erklärt Oberarzt Dr. Albrecht Günther, Neurologe am UKJ.

Wie dringend eine solche Vernetzung ist, hat sich in der Corona-Pandemie deutlich gezeigt. Die Idee für SAT4COV hatten die UKJ-Experten schon während der 1. Welle, als vermehrt Anfragen nach Konsilen von Kollegen aus umliegenden Häusern kamen. In der 2. Welle nahm der Bedarf dann schlagartig zu, als sich überall die Intensivstationen füllten. Aus der Idee wurde schnell ein tragfähiges Konzept. Besonders hilfreich war den Medizinern des UKJ dabei die langjährige und gute Erfahrung mit dem SATELIT-Netzwerk zur telemedizinischen Behandlung von Schlaganfallpatienten in Thüringen. Dadurch ist das UKJ bereits mit vielen Thüringer Kliniken vernetzt und viele Kollegen kennen und schätzen bereits den telemedizinischen Austausch aus der Erfahrung in der telemedizinischen Schlaganfallbehandlung. „Wir können also das schon vorhandene Netzwerk nutzen, um eine COVID 19-Beratung zu etablieren und es zu einem tele-intensivmedizinischen Netzwerk auszubauen“, so Günther. Für SAT4COV werden derzeit noch die Intensivstationen entsprechend ausgestattet. Das große Plus des Projekts: Die Logistik, die Technik, das Netzwerk und das Know-how können auch langfristig genutzt werden, über COVID-19 hinaus für alle intensivmedizinischen Fragestellungen. „Telemedizin schreitet voran und ist grundsätzlich sehr gut interdisziplinär nutzbar“, sagt Günther.

 

 

Abb. oben: Per Liveschalte auf die Intensivstationen in Thüringer Kliniken: Intensivmediziner Professor Michael Bauer (links im Bild) und Neurologe Dr. Albrecht Günther vom UKJ beraten ihre Kolleginnen und Kollegen in Sachen COVID-19. Foto: UKJ/Inka Rodigast

 


Quelle: Uniklinikum Jena, 20.04.2021 (tB).

Schlagwörter: , , ,

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…