Das painDETECT®-Projekt

Ein internationales wissenschaftliches Tool für die tägliche Praxis

 

Priv.-Doz. Dr. Rainer Freynhagen, Tutzing

 

Berlin (21. Oktober 2009) – Seit über 5 Jahren führen Wissenschaftler des Deutschen Forschungsverbundes Neuropathischer Schmerz (DFNS) unterstützt durch die Pfizer Pharma GmbH das produktunabhängige painDETECT®-Projekt durch, welches die Firma nicht für eigene Zwecke nutzt. Die Koordination erfolgt einzig durch den DFNS, der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt wird und sich Fragen der Pathophysiologie, Prävention und Therapie neuropathischer Schmerzen widmet. Die Daten werden ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke in streng anonymisierter Form unter Wahrung der Interessen aller Beteiligten ausgewertet und publiziert. Es ist unmöglich, aus Publikationen oder internen Verlautbarungen Rückschlüsse auf einzelne Patienten oder Ärzte zu ziehen.

 

Das Projekt diente initial dazu, epidemiologische Anhaltszahlen über die Häufigkeit und den Schweregrad von (neuropathischen) Schmerzen bei verschiedenen Erkrankungen zu gewinnen. Es entwickelte  sich aber von Beginn an aufgrund seiner Einfachheit und Vielseitigkeit zu einem Standardtool für die Datenerhebung und Qualitätssicherung in vielen Praxen und Kliniken. Im Laufe der letzten Jahre wurde so eine der weltweit größten epidemiologischen Schmerzdatenbanken geschaffen. Mehr als 500 Teilnehmer in niedergelassenen Praxen und an mehr als 100 Kliniken haben bis heute über ein hunderttausend  Patienten befragt, und damit dem DFNS viele hunderttausend Daten zu Schmerzlokalisation, Schmerzverlauf und einer Vielzahl von Komorbiditäten wie Depression, Angst- oder Schlafstörungen beschert. Das Projekt wurde sukzessive nach Österreich und in die Schweiz transferiert, derzeit laufen schon erste Piloterhebungen mit einer englischen Version in Großbritannien.

 

Die Datenerhebung im painDETECT®-Projekt erfolgt über elektronische Medien in Form von Palm-Handhelds, die die Patienten selbständig ausfüllen. Ca. 80 % der Patienten finden die Benutzung der Geräte einfach, 11 % habe Mühe und nur 9 % benötigen permanente Hilfe durch die Schwester oder Arzthelferin. Damit erfolgt eine erste eingehende Anamnese schon vorab alleinig durch den Patienten, ohne die Zeit des Arztes oder Personals dafür in Anspruch zu nehmen. Durchgeführte Validierungsstudien zeigen, dass kein signifikanter Unterschied zwischen dem Gebrauch klassischer Papierskalen und moderner elektronischer Methoden besteht. Der Vorteil der elektronischen Dokumentation liegt in der einfachen weiteren Nutzung der erhobenen Daten. Einerseits können die Daten lokal vom Teilnehmer zur medizinischen Analyse genutzt werden. Andererseits können die anonymisierten Pooldaten vom Anwender direkt zur Qualitätssicherung verwendet werden und erlauben darüber hinaus jedem Teilnehmer ein anonymes, fachübergreifendes Benchmarking.

 

Der sicher größte Erfolg des Projektes ist die Entwicklung des painDETECT®-Frage-bogens. Dieser unterstützt vor allem Nichtspezialisten beim Screening auf das Vorliegen möglicher neuropathische Schmerzkomponenten und erlaubt so auf sehr einfache Weise auch fachfremden Ärzten, konkrete Hinweise auf mögliche Nervenschmerzen zu finden. Der painDETECT®-Fragebogen findet mittlerweile eine weltweite Verbreitung. Er ist hochwertig publiziert und bis heute in über 20 Sprachen validiert übersetzt, darunter sogar in Hindi.

 

 

Literatur zu painDETECT

 

  • Freynhagen R., Baron R., Tölle T.R.T,  Stemmler E., Gockel U., Stevens MF., Maier C. Screening on neuropathic pain components in patients with chronic back pain: prospective observational pilot study (MIPORT). Curr Med Res Opin 2006; Mar;22(3):529-37
  • Freynhagen R., Baron R., Gockel U., Tölle T.R.T. painDETECT: a new screening questionnaire to identify neuropathic components in patients with back pain. Curr Med Res Opin  2006; Vol. 22, No. 10, 1911–1920
  • Bennet, MI, Attal, N, Backonja, MM, Baron, R, Bouhassira, D, Freynhagen, R, Scholz, J, Tölle, TR, Wittchen, HU, Jensen, TS. Using screening tools to identify neuropathic pain.
    PAIN  2007 Feb;127(3):199-203.
  • Junker, U., Freynhagen, R., Längler K, Gockel U, Schmidt U, Tölle TR, Baron R, Kohlmann T. Paper versus electronic rating scales for pain assessment: a prospective, randomised, cross-over validation study with 200 chronic pain patients. Curr Med Res Opin. 2008 Jun;24(6):1797-806
  • Modelling the prevalence and cost of back pain with neuropathic components in the general population. Schmidt CO, Schweikert B, Wenig CM, Schmidt U, Gockel U, Freynhagen R, Tölle TR, Baron R, Kohlmann T. Eur J Pain. 2009 Feb 5. [Epub ahead of print]

 


 

Quelle: Pressekonferenz der Firma Pfizer zum Thema “Schmerzen kosten nicht nur Nerven – Neueste Daten zur differenzierten und ökonomischen Bewertung und Therapie von chronischen Schmerzpatienten” am 21.10.2009 in Berlin (MCG-Medical Consulting Group) (tB).

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