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Generalisierte Angststörung ‑ Bestandsaufnahme
Von Prof. Dr. Hans-Jürgen Möller, München
Frankfurt am Main (23. Juni 2006) – Bei der generalisierten Angststörung (engl.: Generalized Anxiety Disorder = GAD) handelt es sich um eine der wichtigsten und häufigsten Angsterkrankungen. Es ist davon auszugehen, dass etwa 15 % aller Menschen mindestens einmal in ihrem Leben an einer Angststörung erkranken. In der Praxis von Allgemeinärzten geben mehr als die Hälfte der dort behandelten Patienten Angst als subjektive Beschwerde an, etwa 20 % von ihnen in einem behandlungsbedürftigen Ausmaß.
Klinisch imponiert ein anhaltendes Angstgefühl mit ausgeprägter und unrealistischer Besorgnis oder Katastrophenerwartung. Symptome wie muskuläre Verspannungen, autonom nervöse Hyperaktivität oder Hypervigilanz können hinzutreten. Aufgrund der in der Regel von den Patienten vorrangig wahrgenommenen körperlichen Symptomatik stellen sich Patienten mit dieser Erkrankung in der Regel zunächst beim Hausarzt vor.
Die Symptomatik der GAD ist mannigfaltig. Neben der ängstlichen Symptomatik stehen häufig körperliche Symptome wie motorische Anspannung, autonome Hyperaktivität und Hypervigilanz häufig im Vordergrund. Die Patienten klagen über Ruhelosigkeit, die Unfähigkeit sich zu entspannen und Müdigkeit. Die motorische Anspannung schlägt sich häufig in Kopfschmerz oder chronischen Muskelschmerzen in Schulter, Nacken und Rücken nieder.
Eines der ganz zentralen Phänomene der GAD stellt die so genannte pathologische Sorge dar. So berichten GAD‑Patienten regelmäßig über eine größere Anzahl von Problembereichen, über die sie sich sorgen, im Gegensatz zu Patienten mit anderen Angststörungen oder Gesunden. Im Einzelfall sind aber die Muster und Inhalte der Sorge zwischen den einzelnen Patienten höchst variabel. Allerdings zeigen zahlreiche Studien, dass sich grundsätzlich die Sorgen der GAD-Patienten inhaltlich nicht von den Sorgen der Gesunden unterscheiden. Häufige Inhalte stellen Besorgnis über die Familie und deren Wohlergehen, partnerschaftliche Beziehungen, Arbeit, Schule, finanzielle Angelegenheiten und Gesundheit dar. Von zentraler Bedeutung hinsichtlich der Unterscheidung der pathologischen Sorge bei GAD und den so genannten „normalen" Sorgen bei Gesunden ist die Tatsache, dass die pathologische Sorge als unrealistisch und zum Teil völlig unkontrollierbar wahrgenommen wird. In zeitlicher Hinsicht verbringen GAD-Patienten wesentlich mehr Zeit des Tages damit, sich über die Sorgen Gedanken zu machen als Gesunde. So beschäftigen sich Patienten mit GAD zirka drei- bis viermal so lange mit ihren Sorgen wie die Gesunden (bis zu 60 % der Tageszeit). Ein weiteres wesentliches Kennzeichen für GAD-Patienten ist die zum Teil exzessive Sorge über eher unwesentliche Angelegenheiten wie zum Beispiel Ärgernisse während des Tages. Allerdings fehlt es den GAD-Patienten nicht an der Fähigkeit, die Probleme im eigentlichen Sinne zu lösen. Vielmehr zeigen sie eine gewisse Unfähigkeit im Umgang mit Problemen. Die Patienten zeigen beispielsweise reduziertes Selbstvertrauen und Zuversicht, mit den Problemen zurechtzukommen. Auch neigen sie eher dazu, das Herangehen an ein Problem zu vermeiden. Zudem besteht häufig eine Fehleinschätzung hinsichtlich des Grades möglicher Gefahren oder Bedrohung.
Die Frage nach der Differenzierung von Angst und Depression stellt sich im psychiatrischen Alltag recht häufig, weil für beide Störungsbilder unterschiedliche Behandlungen als indiziert angesehen werden, ihre klinische Unterscheidung aber nicht selten Schwierigkeiten macht. Zudem sind Angst und Depression häufige psychische Störungen. Allein schon deshalb ist ein gemeinsames Auftreten teilweise zu erwarten. Darüber hinaus zeigen die epidemiologischen Daten aber auch, dass offensichtlich zwischen beiden Zuständen ein innerer Zusammenhang besteht und dass die Komorbidität häufiger ist, als rein statistisch zu erwarten wäre.
Abb. 1: Generalisierte Angststörung – ICD-10 Zusamenfassung.
Abb. 2: Patienten mit GAD berichten über stärkere Einschränkung der Arbeitsfähigkeit als Patienten mit Major Depression.
Abb. 3: GAD: Lebenszeitprävalenz in der Allgemeinbevölkerung.
Abb. 4: Diagnostik und Differentialdiagnostik der Angststörungen.
Quelle: Pressekonferenz der Firma Pfizer zum Thema „Neue Behandlungsoption in der GAD – Zulassungserweiterung für Pregabalin“ am 23.06.2006 in Berlin (MCG–Medical Consulting Group) (tB).