Herausforderung Komorbiditäten

Parkinson kommt selten allein

 

Prof. Dr. Jens Volkmann, Würzburg

 

Würzburg (14. März 2013) – Morbus Parkinson ist eine chronisch progrediente Erkrankung, für die noch keine kurative Therapie existiert. Das Ziel der medikamentösen Behandlung besteht überwiegend darin, pharmakologisch den Dopaminmangel auszugleichen, welcher der Erkrankung zugrunde liegt. Bei der Auswahl der geeigneten Präparate ist eine Vielzahl von Faktoren zu beachten, welche die medikamentöse Einstellung des Morbus Parkinson zu einer der schwierigsten Aufgaben in der Neurologie macht.

 

Die "Leitlinien" der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften sind systematisch entwickelte Hilfen für Ärzte zur Entscheidungsfindung in spezifischen Situationen. Sie beruhen auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und in der Praxis bewährten Verfahren und sorgen für mehr Sicherheit in der Medizin, sollen aber auch ökonomische Aspekte berücksichtigen. Therapieempfehlungen in Leitlinien gründen sich in erster Linie auf den Ergebnissen kontrollierter klinischer Studien. Bedauerlicherweise kann die Leitlinie Parkinson bei der Kombinationstherapie aus genau diesem Grund nur eine eingeschränkte Entscheidungshilfe sein:

 

(1) In klinischen Studien werden meist diejenigen Patienten ausgeschlossen, die aufgrund ihres Alters oder ihrer Komorbiditäten eine besondere Herausforderung für die Parkinsontherapie darstellen.

(2) Medikamente werden in klinischen Studien isoliert und nicht in bestimmten Kombinationen geprüft.

 

Eine moderne Parkinson-Therapie zielt darauf ab, den Einsatz von L-DOPA-Präparaten in den Frühstadien hinauszuzögern und durch Kombinationsbehandlung in den Spätstadien die notwendige Dosis von L-DOPA zu beschränken. Dopaminagonisten haben bei leichtem bis mittlerem Schweregrad der Erkrankung eine den L-DOPA-Präparaten vergleichbare Wirksamkeit. Da sie andererseits ein geringeres Risiko von Langzeitkomplikationen aufweisen, werden sie heute in der Frühphase der Erkrankung bevorzugt eingesetzt. Eine ähnliche Strategie kann durch die Behandlung mit Rasagilin, einem Hemmer des dopaminabbauenden Enzyms Monoaminooxidase(MAO)-B verfolgt werden, das zwar schwächer wirksam ist als Dopaminagonisten, aber auch eine bessere Verträglichkeit aufweist. Hauptproblem von Dopaminagonisten sind psychiatrische Nebenwirkungen wie Psychosen oder Impulskontrollstörungen, die dosisabhängig sind. Eine Kombination von Rasagilin und Dopaminagonisten kann die notwendige Dosis begrenzen und die Verträglichkeit der Therapie verbessern.

 

Wenn das Fortschreiten der Parkinsonsymptome zum zusätzlichen Einsatz von L-DOPAPräparaten zwingt, erlaubt eine Kombinationsbehandlung die L-DOPA-Dosis niedrig zu halten, um das Auftreten von motorischen Fluktuationen und Dyskinesien weiter hinauszuzögern. Nach Auftreten motorischer Langzeitkomplikationen dient die Kombinationstherapie einer Reduktion von Levodopa-Plasmaspiegelschwankungen. Hierbei kommt ebenfalls Rasagilin neben den COMT-Inhibitoren zum Einsatz.

 

Zusammenfassend ist eine Kombinationstherapie in allen Stadien der Erkrankung aus unterschiedlichen Erwägungen sinnvoll. Die Behandlung ist jedoch zu individualisieren unter Berücksichtigung von Patientenalter, Verlauf der Erkrankung, vorherrschenden Symptomen, und Komorbiditäten mit dem Ziel die bestmögliche Lebensqualität zu erhalten. Die Sicherheit der ausgewählten Präparate steht dabei oft im Vordergrund.

 

 

Autor

 

  • Prof. Dr. Jens Volkmann
    Neurologische Klinik und Poliklinik, Julius-Maximilians-Universität Würzburg

 


 

Quelle:  TEVA Deutschland, 14.03.2013 (tB).

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