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Risiken unbehandelter Insomnien
Prof. Dr. med. Göran Hajak
Leipzig (14. November 2009) – Insomnie ist eine von der WHO klar definierte und in allen Gesundheitssystemen westlicher Staaten als behandlungsbedürftige Erkrankung anerkannte Störung. Die Betroffenen leiden, vor allem wenn ihre Beschwerden rezidivierend auftreten, und sie sich in ihrer Befindlichkeit und Leistungsfähigkeit am Tage eingeschränkt fühlen.
Es grenzt an eine Provokation für diese Patienten, die Bedeutsamkeit ihrer Beschwerden an den potenziellen Folgen festmachen zu wollen. Dies wird jedoch zunehmend von Gesundheitspolitikern und Kostenträgern, ja sogar von der Ärzteschaft selbst eingefordert. Diese Haltung ignoriert jedoch vollkommen, dass gestörter Schlaf in der Regel eine subjektive Qualität hat, durchaus vergleichbar mit Schmerz oder Depression, die für sich allein höchsten Krankheitswert für die Betroffen hat. Dies sollten sich Ärzte vergegenwärtigen, wenn sie um Hilfe bei dem Vorliegen von Ein- oder Durchschlafstörungen gebeten werden. Es sollte das subjektive Leid des Menschen zielführend sein, wenn es darum geht, eine Behandlungsindikation zu stellen und deren Kosten der Gemeinschaft in Rechnung zu stellen.
Wissenschaftler haben dennoch umfangreiche Daten zum Krankheitswert der Insomnie generiert. Experimentelle und epidemiologische Daten liegen dabei vor allem für die Schlafdeprivation vor. Verminderter Schlaf erhöht das Risiko für Unfälle in Beruf und Haushalt, für Bluthochdruck, kardiovaskuläre Erkrankungen, Störungen der Blutzuckerregulation und Immunfunktion und kann die Mortalität erhöhen. Insomnie wurde vor allem epidemiologisch und in Kohortenstudien verantwortlich gemacht für eine eingeschränkte psychosoziale Funktionsfähigkeit und ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen, insbesondere Depression sowie Substanzmissbrauch und -abhängig-keit. Sowohl für die Schlafdeprivation als auch für die Insomnie ist jedoch bisher nicht klar abzugrenzen, ob es sich bei den Folgen um assoziierte Faktoren handelt oder die Schlafstörung einen kausalen Faktor in der Genese der Folgeerkrankungen darstellt. Es erwächst jedoch eine zunehmende Evidenz aus Behandlungsstudien der Insomnie, dass eine konsequente Behandlung die Lebensqualität und Funktionsfähigkeit der Betroffenen signifikant bessern kann. Dies sollte Patienten und Ärzten genügen, sich einer Behandlung der Insomnie gegenüber offen zu zeigen.
Prof. Dr. med. Göran Hajak
Universitätsprofessor, Dr. med., Dr. med. habil., MBA
Arzt für Neurologie und Psychiatrie, Psychotherapie, Schlafmedizin
Stellvertretender Direktor und Leitender Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie der Universität am Bezirksklinikum Regensburg
Universitätsstraße 84
93053 Regensburg
Quelle: Satelliten-Symposium der Firma Lundbeck zum Thema „Primäre Schlafstörung: Eine unterschätzte Gefahr?“ am 14.11.2009 in Leipzig anlässlich der 17. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (Gianni Public Relations).