Multisystemerkrankung Morbus Parkinson

Kombinationstherapie: nur Problem oder auch Lösung?

Prof. Dr. med. Wolfgang Jost

Mannheim (23. September 2010) – Das optimale Parkinsonmedikament würde gegen alle Symptome helfen, hätte wenig Nebenwirkungen und müsste nur einmal täglich gegeben werden. Leider steht uns kein entsprechendes Präparat zur Verfügung. Als medikamentöser Goldstandard galt lange L-Dopa, mit dem Problem der kurzen Halbwertzeit und der motorischen Spät­komplikationen. Außerdem hilft L-Dopa kaum gegen nicht-motorische Störungen. Ein weiteres großes Problem in der Therapie sind die medikamentösen Interaktionen. Einerseits bei den Parkinsonmedikamenten, andererseits mit anderen Medikamen­ten, von denen die Patienten meist schon mehrere bekommen.

In den letzten Jahren sind wir in der Therapie ein gutes Stück vorangekommen. Die Medikamente wirken besser und länger und werden auch besser vertragen. Das Pro-blem vieler Medikamente, vieler Einnahmezeiten und auch unvorhersehbarer In­ter-aktionen besteht aber unverändert fort. Es stellt sich nun die Frage, ob dies nur negativ zu sehen ist.

Gegenüber Patienten vergleiche ich die Therapie gerne mit einem Menü, bei dem wir das Hauptgericht mit Vor- und Nachspeise kombinieren. Wir können die Vorteile ver­schiedener Substanzen nutzen, ohne die unerwünschten Wirkungen einer höheren Dosie­rung zu haben.

Paradebeispiele sind die COMT- und MAO-B-Hemmer. Betrachtet man nur die abbauhemmende Wirkung, kann der Dopaeffekt verbessert und verlängert werden. Bei den MAO-B-Hemmern haben wir darüber hinaus auch einen symptomatischen Effekt. Aber auch Amantadin und Budipin sind hier zu nennen. Das Parkinsonsyndrom ist keine reine Dopaminmangelerkrankung. Dementsprechend kann der alleinige Ersatz von L-Dopa auch nicht alle Probleme lösen.

Die medikamentöse Therapie des Parkinsonsyndroms ist somit auch eine Gratwan­derung. Einerseits der Versuch wenig Medikamente zu wenigen Einnahmezeiten zu geben, andererseits wenig Nebenwirkungen zu provozieren und eine Optimierung der Wirkung zu erzielen. Es gilt also, Synergien zu nutzen und Problemen vorzubeu­gen.

In der Frühtherapie empfehlen sich retardierte Dopaminagonisten und Rasagilin. Hier zählen einerseits die Einmalgabe, andererseits gute Verträglichkeit und wenig Inter­aktionen. Dieser Therapieansatz kann den Patienten meist die gesamte Erkrankung über begleiten. Durch den Einsatz dieser Kombination lässt sich in vielen Fällen der Einsatz von L-Dopa hinauszögern und damit auch das Auftreten motorischer Spät­komplikationen verzögern und reduzieren. Wird L-Dopa eingesetzt, empfiehlt sich initial die Gabe dreimal täglich. Werden beim Auftreten von Fluktuationen COMT-Hemmer nötig, sollte ein Kombinationspräparat bevorzugt werden. In diesem Fall sind retardierte L-Dopa Präparate zur Nacht nicht notwendig, da die Wirkspiegel der Triple-Tablette sogar höher sind. Durch die Kombination des L-Dopa mit COMT- und MAO B-Hemmern werden die Einnahmezeitpunkte reduziert und die Wirkung ge­glättet.

Ein weiterer wichtiger Punkt, der auch zukünftig diskutiert wird, ist die krankheitsmo­difizierende Wirkung der Medikation. Es wurde gezeigt, dass sich die Therapie grundsätzlich positiv auf den Verlauf und auch die Lebensqualität auswirkt. Neuere Daten belegen darüber hinaus, dass die Krankheitsprogression positiv beeinflusst werden kann. Dies lässt auch in Zukunft einen eher multimodalen Therapieansatz, d. h. eine Kombinationstherapie präferieren.

Autor

Prof. Dr. med. Wolfgang Jost
Leiter des Fachbereichs Neurologie
Deutsche Klinik für Diagnostik
Aukammallee 33
65191 Wiesbaden


Quelle: Pressegespräch der Firma Lundbeck zum Thema „Multisystemerkrankung Morbus Parkinson: Azilect® in allen Phasen“, am 23.09.2010 in Mannheim (Gianni PR) (tB).

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