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Versorgungsrealität neuropathischer Schmerzen in Deutschland
Von Prof. Dr. Thomas Tölle, München
Berlin (23. Oktober 2008) – Exakte Angaben zur Prävalenz neuropathischer Schmerzen (NeP) in Deutschland fehlen. Für UK wird sie mit 8 % (Torrance et al. 2006), für Österreich mit 3,3 % angegeben, wobei die Krankheitshäufigkeit eindeutig altersabhängig ist und in höherem Alter (> 50 Jahre) mehr als 25 % betragen kann (Gustorff et al. 2008). Für Deutschland ist von vergleichbaren Zahlen auszugehen und Schätzungen der Prävalenz spezifischer Krankheitsentitäten, wie Rückenschmerzen mit neuropathischer Komponente, schmerzhafte diabetische Polyneuropathie oder Tumorschmerzen, untermauern diese Daten (Freynhagen et al. 2006; Wenig et al. 2008).
Durch die demographische Entwicklung ist in Zukunft von einer weiteren deutlichen Steigerung auszugehen. So ist Schätzungen der WHO zufolge bis zum Jahr 2025 mit weltweit 300 Millionen Diabetikern zu rechnen. Zwischen 16 und 26 % dieser Patienten leiden je nach Untersuchung an chronischen NeP (Ziegler 2008) und schon heute ist Deutschland mit 6,3 Millionen Betroffenen unter den Top Ten bezüglich der absoluten Zahl an Diabetikern weltweit. Experten gehen davon aus, dass es bereits schon 2010 in unserem Land ca. 10 Millionen Diabetiker geben wird. Bei Patienten mit Tumorerkrankungen konnte die Arbeitsgruppe um Grond bereits Anfang der 90er Jahre in einer großen Kohortenstudie an über 1.300 Patienten einen Anteil von 32 % betroffener Patienten mit neuropathischen Schmerzkomponenten dokumentieren, von denen 68 % an einem Mixed-Pain Syndrom litten (Grond et al. 1992).
Einheitliche Organisationskonzepte hinsichtlich der Zuständigkeit der einzelnen Versorgungsstufen für neuropathische Schmerzpatienten gibt es in Deutschland bis lang nicht. Es konnte aber gezeigt werden, dass Patienten mit neuropathischen Schmerzkomponenten die medizinischen Angebote unseres Gesundheitssystems eindeutig stärker utilisieren. Eine Auswertung von über 28. Tausend Patienten belegte, dass 22 % der Betroffenen mit neuropathischen Beschwerden zum Zeitpunkt der Untersuchung zwischen 112 Monate und 53 % der Patienten bereits länger als 5 Jahre an ihren Schmerzen litten. Hinzu kamen bei NeP-Patienten signifikant häufigere Komorbiditäten wie Panik‑ und Angstsyndrome, Depressionen oder Schlafstörungen (painDETECT-Projekt 3, Publikation in Vorbereitung). NeP führen damit nicht nur zu drastisch höheren direkten Kosten (Häufigkeit der Arztnutzung, Anzahl Therapeuten, Pharmakotherapie, Komorbiditäten) sondern vor allem auch zu einer übermäßig starken Generierung indirekter Kosten (AU-Tage, Rentenzahlungen). Eine aktuelle Analyse der bundesdeutschen Gesamtkosten (direkt und indirekt) nur alleine für die Subpopulation „Patienten mit neuropathischen Rückenschmerzkomponenten" beläuft sich auf eine Summe von 13 Milliarden Euro pro Jahr (Wenig et al. 2008).
Festzuhalten bleibt, dass eine Optimierung der Organisationskonzepte für Patienten mit NeP in hohem Maße zu einer Kostenreduktion im Gesundheitssystem und gleichzeitig auch zu einer deutlichen Verbesserung der Versorgung der deutschen Bevölkerung beitragen kann.
Literatur
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Freynhagen R, Baron R, Gockel U, Tolle TR. painDETECT: a new screening questionnaire to identify neuropathic components in patients with back pain. Curr Med Res Opin 2006;22(10):19111920.
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Grond S, Zech D, Meuser T, Radbruch L, Kasper M, Lehmann KA. [Prevalence and characteristics of neuropathic pain in malignant disease.]. Schmerz 1992;6(2):99‑104.
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Gustorff B, Dorner T, Likar R, Grisold W, Lawrence K, Schwarz F, Rieder A. Prevalence of selfreported neuropathic pain and impact an quality of life: a prospective representative survey. Acta Anaesthesiol Scand 2008;52(1):132‑136.
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Torrance N, Smith BH, Bennett MI, Lee AJ. The epidemiology of chronic pain of predominantly neuropathic origin. Results from a general population survey. J Pain 2006;7(4):281‑289.
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Wenig CM, Schmidt CO, Kohlmann T, Schweikert B. Costs of back pain in Germany. Eur J Pain 2008.
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Ziegler D. Treatment of diabetic neuropathy and neuropathic pain: how far have we come? Diabetes Care 2008;31 Suppl 2:S255‑261.
Quelle: Symposium der Firma Pfizer zum Thema “Rückenschmerztherapie – zwischen Kosten und Effizienz” am 23.10.2008 in Berlin (Medical Consulting Group).