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Welt-Psoriasis-Tag 2007

Weg von der Oberfläche
Psoriasis ist eine systemische Immunerkrankung

Von Prof. Dr. med. Kristian Reich

Hamburg (29. Oktober 2007) – Psoriasis eine reine Erkrankung der Haut? Eine Grippe der Haut, die folgenlos ausheilt? Diese Einschätzungen der häufigsten chronischen Entzündungskrankheit in Deutschland gehören der Vergangenheit an. Die Psoriasis steht heute in einer Reihe mit Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis oder dem Morbus Crohn – Hautrheuma wäre vielleicht ein passender Begriff. Dies betrifft Gemeinsamkeiten in den Krankheitsmechanismen, der Krankheitslast für die betroffenen Patienten und auch den Begleiterkrankungen.

Schon seit längerem ist bekannt, dass Patienten mit einer chronisch rheumatischen Gelenkentzündung häufiger an Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen leiden und daher ein erhöhtes Risiko tragen, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden. Jetzt konnte dieser Zusammenhang auch für Patienten mit Psoriasis nachgewiesen werden. Aufgrund der chronischen Entzündung der Haut kommt es zu erhöhten Entzündungsparametern auch im Blut und in anderen Organen mit der Folge einer erhöhten kardiovaskulären Sterblichkeit. Dabei sollen entzündliche Botenstoffe wie der Tumor-Nekrose-Faktor (TNF) eine wichtige Rolle spielen, der in Hautläsionen der Schuppenflechte und auch betroffenen Gelenken erhöht ist.

Mit Medikamenten, die den TNF hemmen, kann offensichtlich zumindest bei der rheumatoiden Arthritis die Gefahr gefährliche Begleiterkrankungen zu entwickeln vermindert werden. Auch bei der Psoriasis besteht ein neuer Therapieansatz daher in einer dauerhaften Kontrolle der Krankheitsaktivität. Die Entwicklung von Therapien, die eine kontinuierliche Kontrolle der Psoriasis ermöglichen, baut zum einen auf den Gemeinsamkeiten mit anderen Entzündungskrankheiten auf. So gehören die TNF-Antagonisten aus der Gruppe der Biologics nicht nur bei rheumatischen Erkrankungen, sondern auch bei der Psoriasis zu den derzeit wirksamsten Behandlungs-Möglichkeiten.

Andererseits ist die Schuppenflechte zur Modellerkrankung geworden, für die neue Therapien auf der Basis neuer Erkenntnisse der Krankheitsmechanismen entwickelt werden. Auf dem 21. Weltkongress für Dermatologie in Buenos Aires wurden kürzlich Daten mit einem gleich gegen zwei Botenstoffe, Interleukin-12 und Interleukin-23, gerichteten Antikörper vorgestellt. Mit diesem, Ustekinumab genannten, Biologic erreichten nach nur zwei Injektionen 80% der Patienten eine weitgehende Rückbildung der Schuppenflechte. Vielleicht noch wichtiger: Nebenwirkungen wurden bei mit Ustekinumab behandelten Patienten nicht häufiger als bei mit Scheinmedikament (Placebo) behandelten Patienten beobachtet. Da die Injektionen nur alle 12 Wochen gegeben werden müssen, um den Therapieeffekt zu erhalten, besteht die Hoffnung, bald ein weiteres Präparat mit hoher Wirksamkeit bei guter Sicherheit und Praktikabilität für die Therapie der Schuppenflechte zur Verfügung zu haben.


Autor

Prof. Dr. Kristian Reich
Dermatologikum Hamburg
Stephansplatz 5
20354 Hamburg

Internet: www.dermatologikum.de

 


Quelle: Pressekonferenz anlässlich des Welt-Psoriasis-Tages 2007 in Hamburg am 29.10.2007 (tB).

 

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