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Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH)
Fachübergreifende, ambulante und stationäre Kooperation für eine optimale Patientenversorgung
Köln (22. September 2006) ‑ Trotz deutlicher wissenschaftlicher Fortschritte wird die Diagnose meist erst spät, d.h. im NYHAStadium III oder IV gestellt. „Dabei", so Dr. med. Jörg Winkler auf einer Pressekonferenz der Firma Actelion Pharmaceuticals Deutschland GmbH, „bestimmt der Schweregrad der PAH zum Zeitpunkt der Diagnosestellung die Gesamtprognose und das Ansprechen der Therapie wesentlich mit" (D’Alonzo et al 1991, Sitbon O et al 2002). Fachübergreifende Kooperationsstrukturen mit direktem Kontakt zu den PAH-Klinikzentren erweitern die Effizienz und Qualität der ambulanten PAH-Diagnostik. Zusätzlich muss der Ausbau von Therapiekonzepten und die Optimierung der Patientenbetreuung weiter vorangetrieben werden, so das Fazit des Fachpressegesprächs.
Trotz rasantem Fortschritt wird die Diagnose einer PAH bei vielen Patienten immer noch zu spät gestellt. Die Gründe für die späte Diagnosestellung sind in der unspezifischen Symptomatik zu suchen. Das Leitsymptom der PAH ist die Belastungsdyspnoe gefolgt von Synkopen und thorakalen Beschwerden. Auch wenn die Symptome zunächst relativ harmlos wirken, entspricht die Lebenserwartung von Patienten mit pulmonaler arterieller Hypertonie der von Patienten mit fortgeschrittenen Karzinomerkrankungen, so dass eine effektive Therapie möglichst frühzeitig eingeleitet werden sollte. Bis vor wenigen Jahren existierte keine wirksame medikamentöse Therapie der pulmonalen arteriellen Hypertonie (PAH). Mittlerweile sind drei Präparate zur Behandlung der PAH zugelassen, unter anderem der orale duale Endothelin-Rezeptor-Antagonist Bosentan (Tracleer®), der als erstes Medikament gegen PAH die Zulassung erhielt. Er führt nachweislich zu einer Progressionsverlangsamung und Prognoseverbesserung und wird nach wie vor in allen Leitlinien als First‑lineTherapeutikum eingestuft.
Beste Patientenversorgung
Um die Forderung nach frühzeitiger Diagnosestellung und Therapie verwirklichen zu können, braucht es mehr Wissen über diese spezielle Erkrankung im ambulanten bzw. hausärztlichen Bereich‑Wir müssen so weit kommen", fordert Dr. med. Jörg Winkler, Fachpraxis für Pneumologie / Allergologie, Leipzig, „dass jeder niedergelassene Kollege bei einer unklaren Belastungsdyspnoe eben auch an eine mögliche PAH denkt und dann erste basisdiagnostische Schritte einleitet". Zur endgültigen Diagnosestellung sowie bei der Auswahl der individuell optimalen Therapie ist allerdings die Vorstellung des Patienten in einem PH-Zentrum weiterhin unabdingbar.
Ziel ist eine optimale stationäre und ambulante Kooperation
Eine Verzahnung von ambulanter und stationärer Betreuung ließe sich mit der Etablierung regionaler interdisziplinärer PH-Qualitätsnetze mit direktem Kontakt zu den Klinikzentren verwirklichen. Damit könnte in Zukunft die Effizienz und Qualität der ambulanten PH-Diagnostik und Therapie erweitert werden. Winkler ist sich sicher, dass die optimale Vernetzung ambulanter und stationärer Versorgung sowie die enge Kooperation unterschiedlicher Fachdisziplinen in Zukunft eine bestmögliche Versorgung von PAH-Patienten gewährleistet.
Kombinationstherapie ‑ die Zukunft der PAH-Therapie
Ist die Diagnose gesichert, stellt sich die Frage nach der geeigneten Therapie. Seit Anfang der neunziger Jahre stehen Prostazykline für die Behandlung der PAH zur Verfügung. Es folgten der orale duale Endothelin-Rezeptor-Antagonist Bosentan Anfang 2002 und der Phosphodiesterase-5-Inhibitor Sildenafil Anfang 2006. Für die Auswahl der geeigneten Therapie müssen neben der wissenschaftlichen Evidenz für den Einsatz eines Wirkprinzips auch die klinischen Daten zur Wirksamkeit in der Langzeittherapie sowie das Sicherheitsprofil berücksichtigt werden.
Prof. Dr. med. Marius M. Hoeper, Medizinische Hochschule Hannover, stellte Behandlungskonzepte im Kontext internationaler Leitlinien vor. Die Evidenz‑basierten Leitlinien für die Therapie der pulmonalen arteriellen Hypertonie (PAH) gelten zunächst nur für Patienten mit PAH im funktionellem NYHA-Stadium III und IV, also ausdrücklich nicht für Patienten mit anderen Formen der pulmonalen Hypertonie.
Die Zukunft der PAH-Therapie sieht Hoeper in Analogie zu anderen chronischen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems zunehmend in einer Kombinationstherapie. Theoretisch ist jede der potenziell denkbaren Kombinationstherapien vielversprechend. Fragen wie nach den idealen Kombinationspartnern, dem optimalen Zeitpunkt einer Kombinationstherapie und möglichen Interaktionen soll eine prospektive randomisierte Langzeitstudie (COMPASS-2) beantworten. „In Hannover", so Hoeper, „haben wir mit Bosentan als First-line-Therapeutikum gute Erfahrung gemacht. In Fällen, wo dies allein nicht ausreicht, um die Behandlungsziele wie Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit, Verbesserung der Hämodynamik, Prognoseverbesserung und Verlangsamung der Progression zu erreichen, kombinieren wir zunächst mit Sildenafil und erweitern bei Bedarf um Iloprost".
Bosentan / Tracleer®
Tracleer® (Bosentan) ist das erste in Europa zugelassene oral verfügbare Medikament, das für die Behandlung der PAH in der funktionellen Klasse III (für die USA auch Klasse IV) zur Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit und der Symptome zugelassen ist. Als oraler dualer Endothelin-Rezeptor-Antagonist beruht die Wirkung von Bosentan auf der Blockade der beiden EndothelinSubrezeptoren ETA und ETB. Das Protein Endothelin-1 ist ein extrem potenter Vasokonstriktor, der von Endothelzellen synthetisiert und sezerniert wird. Darüber hinaus stimuliert es die zelluläre Proliferation und die Fibrosierung. Bei PAH-Patienten findet man erhöhte Plasma‑Konzentrationen an Endothelin, die mit der Schwere der Erkrankung korrelieren. Darüber hinaus werden Endothelin‑Rezeptoren in der Lunge von PAH-Patienten überexprimiert. Heute weiß man, dass die Plasma‑Endothelin‑Konzentration ein Prädiktor für die Prognose der PAH ist. Eine erhöhte Konzentration ist mit einer erhöhten Mortalität assoziiert. Bosentan kann die Progression der Erkrankung verzögern, indem es vasodilatierend sowie antiinflammatorisch, antihypertroph und antifibrotisch im Sinne eines Anti-Remodelling (Chen 1995, Park 1997) wirkt.