Rückenschmerzpatienten in Deutschland – welchen Stellenwert hat eine optimale Versorgung?

 

Berlin (16. Februar 2010) – Wie viel kosten Schmerzpatienten? Wie hoch ist die Anzahl von Rückenschmerzpatienten in Deutschland? Wie werden Schmerzpatienten in Deutschland versorgt? Bisher war die Datenlage zur Versorgungssituation und den Versorgungskosten ungenügend. Dank einer bisher einmaligen Kooperation zwischen dem Unternehmen Grünenthal und der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) kann nun zum ersten Mal in Deutschland die Versorgungssituation von Schmerzpatienten dargestellt werden. Ziel der Studie „Versorgungsatlas Schmerz“ ist es, die Versorgungsstrukturen und Krankheitskosten transparent zu machen. „Es ist wichtig,  bestimmte Schmerzpatienten rechtzeitig zu identifizieren. Durch den Einsatz geeigneter Therapieoptionen ist es möglich, einen schweren, meist chronischen Verlauf, der immer mit erhöhten Kosten verbunden ist, zu vermeiden“, betont Prof. Dr. h. c. Herbert  Rebscher, Vorstandsvorsitzender der DAK.

 

Das Projekt startete im Juli 2008 mit einer Pilotphase, in der das IGES Institut in Berlin gemeinsam mit namhaften Schmerzexperten anhand von Diagnosemustern, die bei Versicherten mit Opioidverordnungen häufig vorkamen, neun Schmerztypen definiert hat. In der anschließenden Hauptstudie wurden aus der Grundgesamtheit von über fünf Millionen DAK Versicherten anhand dieser Diagnosemuster Schmerzpatienten herausgefiltert. Es hat sich gezeigt, dass der Rückenschmerz mit drei Rückenschmerztypen (Schmerzen bei Bandscheibenerkrankungen, andere spezifische Rückenschmerzen und unspezifische Rückenschmerzen) besonders häufig auftrat. Im Rahmen der Hauptstudie wurde die Versorgungssituation dieser Patienten daher detailliert untersucht.

 

 

Rückenschmerzen – Vermeidung von Chronifizierungen

 

Denn Rückenschmerz ist nicht gleich Rückenschmerz. Bisher war eine differenzierte Analyse nur bei kleinen Populationen möglich. Durch die Studie konnte zum ersten Mal eine detaillierte Analyse bei einer großen Population durchgeführt werden. Die Leistungsinanspruchnahme in den Rückenschmerztypen wurde mit Bezug auf die typbildenden Diagnosemuster untersucht. Je spezifischer der Rückenschmerztyp ist, desto häufiger erfolgte ein Arztbesuch. In diesem Zusammenhang wurden auch die Kosten analysiert. Die Rückenschmerzen machen je nach Typ zirka 20 bis 30 Prozent der mittleren direkten Gesamtkosten aus. Versicherte mit Hinweisen auf eine Schmerzchronifizierung wiesen höhere direkte Versorgungskosten auf. „Dies zeigt, dass sich Maßnahmen zur Verhinderung von Schmerzchronifizierung in Kosteneinsparungen niederschlagen könnten“, folgerte Prof. Dr. Gerd Glaeske, Zentrum für Sozialpolitik in Bremen. Folgende Hinweise deuten auf eine nicht optimale Versorgungssituation hin. Obwohl einem Großteil der Rückenschmerzpatienten im Jahr 2006 ein Schmerzmedikament verschrieben wurde, erhielten nur wenige Versicherte mit Rückenschmerzen eine schmerztherapeutische Behandlung im engeren Sinne, sprich: eine ambulante oder stationäre multimodale Schmerztherapie, eine schmerzinduzierte Psychotherapie oder Rehabilitation. In weiteren Datenanalysen, die in naher Zukunft geplant sind, werden auch Aspekte der Komorbidität einfließen. Darüber hinaus wird überprüft werden, inwieweit sich die genannten Hinweise auf eine Schmerzchronifizierung als belastbare Prädiktoren für Versorgungskosten bzw. Arbeitsunfähigkeitstage erweisen.

 

 

Grünenthal erkennt Zukunftstrends

 

Eine gemeinsame Studie von einem Pharmaunternehmen und einer Krankenkasse war bisher kaum vorstellbar. Umso mehr zeigt das Beispiel des „Versorgungsatlas Schmerz“, dass hier die Beteiligten den Wandel der Zeit erkannt haben und neue Wege gehen. „Detailliertes Wissen über Versorgungsstrukturen ist auch für uns als forschendes Pharmaunternehmen von elementarer Bedeutung. Um effiziente Therapieoptionen entwickeln zu können, müssen wir wissen, bei welchen Patienten es Optimierungsbedarf in welcher Form gibt. Denn nur wirkliche Innovationen, mit denen langfristig Kosten gespart werden können, haben am Markt eine Chance“, so Kai Martens, Geschäftsleiter der Grünenthal GmbH Deutschland.

 

 

Versorgungsdaten sind Voraussetzung für eine effiziente Schmerztherapie

 

Die Schmerztherapie hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Dem Engagement der einzelnen Schmerztherapeuten und der medizinischen und berufspolitischen Gesellschaften ist es zu verdanken, dass sich die Situation von Schmerzpatienten verbessert hat. Doch langfristig ist die Schmerztherapie auf die Ergebnisse der Versorgungsforschung angewiesen. Sie hilft den Ärzten, diese Patienten rechtzeitig zu identifizieren. „Je effizienter wir die Therapie steuern, umso besser können wir Folgeerscheinungen und auch mögliche Komorbiditäten beeinflussen“, betont Prof. Dr. Raimund Casser vom DGSS (Mitglied des Präsidiums der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes).

 

Diese Ziele haben natürlich auch die Krankenkassen. Längst hat man erkannt, dass chronische Schmerzpatienten sehr teuer sind. Wie sich die Kostenverteilung im Detail darstellt und wo Einsparpotenziale liegen könnten, kann nun dank der IGES-Studie genauer dokumentiert werden. „Wir wollen unsere Versicherten optimal versorgen und sicherstellen, dass in Zukunft Risikopatienten rechtzeitig stadiengerecht adäquat behandelt werden“, so Rebscher.

 

 


Quelle: Pressekonferenz der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) und der Firma Grünenthal am 16.02.2010 in Berlin (Medical Consulting Group)(tB).

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