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S3-Leitlinie zu aktinischer Keratose und zum Plattenepithelkarzinom der Haut aktualisiert

Berlin (12. Januar 2023) — Die S3-Leitlinie „Aktinische Keratose und Plattenepithelkarzinom der Haut“ wurde aktualisiert und enthält nun unter anderem ein Kapitel zu Morbus Bowen und Empfehlungen zur Therapie der Cheilitis actinica.

Im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie wurde die S3-Leitlinie „Aktinische Keratose und Plattenepithelkarzinom der Haut“ aktualisiert. Zu den Änderungen der überarbeiteten Fassung zählen unter anderem ein Kapitel zu Morbus Bowen und Empfehlungen zur Therapie der Cheilitis actinica. Zudem wurden die Empfehlungen zur Behandlung des Plattenepithelkarzinoms (PEK) durch System- sowie chirurgische Therapie aktualisiert. Die S3-Leitlinie entstand unter Federführung der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO), der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) sowie unter Mitwirkung von 24 Fachgesellschaften und 13 Expert*innen. Ziel ist es, Ärzt*innen evidenzbasierte Diagnose-, Behandlungs- und Nachsorgemöglichkeiten aufzuzeigen und so die Versorgung von Patient*innen mit PEK oder/und aktinischen Keratosen zu verbessern.

Das Plattenepithelkarzinom der Haut (PEK) ist der zweithäufigste bösartige Hauttumor. Gemeinsam mit dem Basalzellkarzinom wird er auch als „weißer Hautkrebs“ oder „heller Hautkrebs“ bezeichnet.
Aktinische Keratosen sind raue, meist rötliche Hautveränderungen, die sich als präkanzeröse Vorstufe zu Plattenepithelkarzinomen weiterentwickeln können. Der wichtigste Risikofaktor für das Entstehen von aktinischen Keratosen und damit möglicherweise auch eines PEKs ist eine intensive UV-Exposition. Deswegen treten die Veränderungen hauptsächlich an Hautstellen auf, die häufig der Sonne ausgesetzt sind, beispielsweise im Gesicht, auf dem Kopf oder auf den Handrücken.

 

Neu in der Leitlinie: Kapitel zu Morbus Bowen und Empfehlungen zur Cheilitis actinica

Morbus Bowen stellt eine Vorstufe des PEKs dar, die deutlich seltener auftritt als die aktinische Keratose. Die veränderten Stellen sind in der Regel gut abgegrenzt, flach, rötlich-braun verfärbt und schuppig oder verkrustet. „Der Morbus Bowen ist zumeist gut zu behandeln. In der Leitlinie geben wir nun erstmals Empfehlungen und ordnen die Verfahren nach unterschiedlichen Gesichtspunkten wie Wirksamkeit und Nebenwirkungsprofil ein. Damit wollen wir eine bessere Orientierung für die Behandlung der betroffenen Personen geben,“ sagt Professorin Dr. Carola Berking vom Uniklinikum Erlangen. Gemeinsam mit Prof. Dr. Ulrike Leiter-Stöppke, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, und PD Dr. Markus Heppt, ebenfalls Uniklinikum Erlangen, koordinierte sie die Aktualisierung der Leitlinie. „Auch die Behandlung der Cheilitis actinica haben wir neu in die Leitlinie aufgenommen. Da diese Läsionen der Lippe zu den aktinischen Keratosen gehören, stehen theoretisch dieselben Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Allerdings sollte die gesamte Lippenregion behandelt werden. Das erfordert eine Konzentration auf bestimmte Methoden, die wir im neuen Kapitel ausführlich beschrieben haben.“
Die Cheilitis actinica ist eine Variante der aktinischen Keratose im Bereich des Lippenrots. Es wird davon ausgegangen, dass sich 10 – 30 Prozent dieser Veränderungen zu PEKs weiterentwickeln können.

 

Empfehlungsalgorithmus zur chirurgischen Therapie des PEK

Plattenepithelkarzinome werden hauptsächlich chirurgisch behandelt. Für die genaue Gestaltung dieser Behandlung und der nachfolgenden Untersuchungen gab es jedoch bislang kein einheitliches Vorgehen. Die aktualisierte Leitlinie enthält nun einen Behandlungsalgorithmus, der je nach Einstufung des PEKs durch Berücksichtigung spezieller Risikofaktoren unterschiedliche Vorgehensweisen empfiehlt.
Auch die Empfehlung zur Systemtherapie des PEKs wurde aktualisiert. Hat ein Tumor bereits Metastasen gebildet oder ist lokal weit fortgeschritten, kann die Indikation für eine Systemtherapie – also beispielsweise eine Immun- oder Chemotherapie – gegeben sein. Diese Entscheidung soll ein interdisziplinäres Tumorboard prüfen. Wird hier die Indikation zu einer Systemtherapie bestätigt, empfiehlt die Leitlinie zunächst eine Immuntherapie mit einem hierfür zugelassenen PD1-Inhibitor. Für diese Behandlung liegt aktuell auch die beste Datenlage vor. Zudem ist zu prüfen, ob die Teilnahme an einer klinischen Studie möglich ist.

Mit diesen und weiteren Ergänzungen und Präzisierungen trägt die Leitlinie dazu bei, die Behandlung von aktinischen Keratosen und Plattenepithelkarzinomen weiter zu standardisieren und nach dem aktuellen Stand der Studien auszurichten.

 

 

Das Leitlinienprogramm Onkologie (OL)

Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für Leistungserbringer und Patient*innen zur angemessenen Vorgehensweise bei speziellen Gesundheitsproblemen. Sie stellen ein wesentliches Instrument zur Förderung von Qualität und Transparenz medizinischer Versorgung dar. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. und die Deutsche Krebshilfe haben sich mit dem im Februar 2008 gestarteten Leitlinienprogramm Onkologie das Ziel gesetzt, gemeinsam die Entwicklung und Fortschreibung sowie den Einsatz wissenschaftlich begründeter und praktikabler Leitlinien in der Onkologie zu fördern und zu unterstützen. Mittlerweile umfasst das Leitlinienprogramm 32 S3-Leitlinien, die zu einem großen Teil auch als laienverständliche Patientenleitlinien vorliegen.

 

Deutsche Dermatologische Gesellschaft e. V. (DDG)

Die DDG ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft der deutschsprachigen Dermatologinnen und Dermatologen. Als eine gemeinnützige Organisation mit mehr als 3.900 Mitgliedern fördert sie Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Dermatologie und ihrer Teilgebiete. Gegründet wurde sie im Jahr 1889. Die DDG setzt sich für die Förderung der klinischen und praktischen Dermatologie, Allergologie und Venerologie sowie ihrer konservativen und operativen Teilgebiete ein. Mit der Durchführung von wissenschaftlichen Veranstaltungen und Kongressen engagiert sie sich in der Fort- und Weiterbildung, sie entwickelt Leitlinien und unterstützt Forschungsvorhaben durch Anschubfinanzierungen und Förderungen.

 

Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO)

Die ADO ist eine Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) und der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). Sie wurde 1991 gegründet, um die dermatologische Onkologie zu fördern. Ziele der ADO sind eine verbesserte Förderung, Aus- und Weiterbildung der Ärztinnen und Ärzte sowie eine qualitätsgerichtete und hochwertige medizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten.

 

 


Quelle: Deutsche Krebsgesellschaft e. V., 12.01.2023 (tB).

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