MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

Schadet nicht nur der Strandfigur

Gewichtszunahme evtl. ein Risikofaktor für Niereninsuffizienz?

 

Heidelberg (24. Juni 2008) – Gemäß einer koreanischen Studie, die in der September-Ausgabe des wissenschaftlich hochrenommierten „Journal of the American Society of Nephrology“ (JASN) erscheinen wird, ist nicht nur Fettleibigkeit, sondern bereits eine „tolerierbare“ Gewichtszunahme (> 0,75 kg/Jahr) ein Risikofaktor für eine chronische Nierenerkrankung.

 

Während Adipositas (BMI > 30) und hohes Übergewicht (BMI 25-30) schon lange mit der Entstehung und Progression der chronischen Niereninsuffizienz in Verbindung gebracht wird – insbesondere durch das „Bindeglied“ Diabetes Typ II („Altersdiabetes“) – zeigte die neue Studie, dass bereits moderate Gewichtsschwankungen bei Normalgewichtigen das Risiko, an Nierenversagen zu erkranken, vergrößert.

 

Die koreanische Studie wertete die jährlich durchgeführten Gesundheitschecks von 8.792 (zu Studienbeginn) gesunden Arbeitern aus. Es zeigte sich, dass diejenigen, die mehr als 0,75 kg pro Jahr zugenommen hatten, ein signifikant erhöhtes Risiko für die chronische Niereninsuffizienz hatten als die, die ihr Gewicht weitestgehend hielten (+/- 0,25 kg/Jahr). Selbst nachdem gemäß spezieller Risikoparameter wie Diabetes oder Bluthochdruck adjustiert wurde, war der Unterschied zwischen den Gruppen noch signifikant. Somit wäre die Zunahme des Körpergewichts als ein unabhängiger Risikofaktor zu werten.

 

Die neu gewonnene Erkenntnis aus der Erhebung ist, dass das Erkrankungsrisiko auch dann steigt, wenn sich die Gewichtsschwankung innerhalb des Normalgewichts (BMI 19-25) abspielt. Der BMI wie auch andere Faktoren wie Alter, Trainingszustand oder Lipid- und Blutzuckerspiegel hatten keinen Einfluss auf das Ergebnis.

 

Erstaunlich war, dass die Studie nicht nur bei der Gewichtszunahme, sondern auch bei der Gewichtsabnahme um mehr als 0,75 kg/ Jahr ein erhöhtes Risiko feststellte. Die Autoren sehen die Gewichtsreduzierung jedoch per se nicht als Risikofaktor, sondern interpretieren, dass eine Gewichtsabnahme häufig in Zusammenhang mit anderen Erkrankungen steht, die wiederum auch die Nierengesundheit negativ beeinflussen können.

Die Studie ist bereits online unter http://jasn.asnjournals.org/ einsehbar.

 

Die Gesellschaft für Nephrologie rät jedoch dazu, diese Studienergebnisse generell mit Vorsicht zu interpretieren, wie Pressesprecher Prof. Jan Galle ausführt. Zum einen sei es schwierig, die Ergebnisse einer unter Asiaten durchgeführten Erhebung auf Europäer zu übertragen (andere Ernährungsgewohnheiten etc.). Zum anderen komme hier ein „Henne-Ei-Problem“ zum Tragen: Die leichte Gewichtszunahme bei den Patienten, die später ein Nierenversagen entwickelten, muss nicht unbedingt ein Risikofaktor der Erkrankung sein, sondern könnte bereits ein erstes Symptom einer nicht-diagnostizierten Nierenerkrankung darstellen. Die Nieren verlieren peu á peu ihre Filter- und Ausscheidungsfunktion und so könne die Gewichtszunahme auf erste Wassereinlagerungen im Körper deuten – die Zunahme an Körpergewicht wäre somit nicht Risikofaktor, sondern schlichtweg ein erstes Zeichen, dass die Nieren nicht mehr ausreichend arbeiten.

 

Bei nicht erklärbaren Gewichtszunahmen sollte daher durchaus der Hausarzt konsultiert werden, damit ein Mikroalbuminurietest durchgeführt und so eine chronische Nierenerkrankung ausgeschlossen werden kann.

Und generell gilt natürlich, dass nierengesunde, stark übergewichtige Menschen ihr Gewicht auf jeden Fall reduzieren sollten, da Fettleibigkeit deutlich mit der chronischen Niereninsuffizienz korreliert – und einen dauerhaften und im wahrsten Sinne des Wortes gewichtigen Risikofaktor darstellt. Hohes Übergewicht zu reduzieren, hilft nicht nur der Strandfigur, sondern auch der Nierengesundheit.


Quelle: Pressemeldung der Gesellschaft für Nephrologie vom 24.06.2008 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…