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Schmerz außer Kontrolle
Wenn Medikamente und Operationen nicht helfen
Düsseldorf (17. Mai 2014) – Für die meisten Menschen ist es leicht, den Schlüssel aus der Tasche zu nehmen und die eigene Haustür aufzuschließen. Acht Millionen Menschen in Deutschland, die an chronischen Schmerzen leiden, gelingt dies oft nicht – denn der stete Begleiter Schmerz lässt sie alles wie durch einen Nebelschleier wahrnehmen. „Wir behandeln häufig Patienten, die am Failed Back Surgery Syndrome leiden – einer Schmerzerkrankung, die durch Narbenbildung nach einer Bandscheibenoperation auftritt“, so Professor Dr. Volker Tronnier, Direktor der Klinik für Neurochirurgie, Campus Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Die Meisten trifft es rund um das 40. Lebensjahr herum – also mitten im Familien- und Berufsleben. Eine der Behandlungsmöglichkeiten ist die Einnahme stärkster Schmerzmittel, der Opiate. Ergänzt wird die Schmerztherapie mit Physio- und Psychotherapie. „Das Einsetzen eines Schmerzschrittmachers ist für diese Betroffenen eine großartige Option. Denn vor dem Implantieren des Schrittmachers lässt sich dessen Wirkung testen und zweitens kommt er ohne Nebenwirkungen aus“, sagt Professor Dr. Volker Tronnier. „Besonders vorteilhaft ist es, dass modernste Geräte eine Untersuchung per Magnetresonanztomografie zulassen – einem Standardverfahren bei der Diagnose von Schilddrüsen-, Bauch- oder Rückenerkrankungen“, stellt er fest.
Jährlich werden 180.000 Menschen in Deutschland wegen Bandscheibenschäden im Krankenhaus behandelt1, meist ist eine Operation erforderlich. Doch ereilt ungefähr 30 Prozent der Patienten wenige Monate später eine chronische Schmerzerkrankung, in der Fachsprache Failed Back Surgery Syndrome genannt. Narbengewebe hat sich gebildet und drückt auf die Nerven. Dabei kommt es erneut zu heftigen, vom Rücken meist ins Bein ausstrahlenden Schmerzen. Betroffene lähmt der Schmerz. Einfachste Dinge werden zur intellektuellen Herausforderung – Sport, Spielen mit den Kindern, Kinobesuche oder Urlaub werden unmöglich. „Viele Patienten können nicht mehr schlafen oder ihrer Arbeit nachgehen. Zunächst werden diese Patienten mit Medikamenten, Physio- und Psychotherapie behandelt“, fasst Professor Tronnier zusammen. Oft sind die Nebenwirkungen der Medikamente ebenso fatal: Benommenheit, Übelkeit, Schlafstörungen und die Beeinträchtigung des Denkens. „Hier ist die Rückenmarkstimulation – oder der Schmerzschrittmacher – eine hervorragende Alternative“, sagt Professor Tronnier. Auch bei allen anderen Formen von Schmerzen, die durch eine Verletzung des Nervs entstehen, ist die Rückenmarkstimulation hoch wirksam. Von diesen neuropathischen Schmerzen sind deutschlandweit 3,5 Millionen Menschen betroffen.
„Vor der dauerhaften Implantation kann die Wirkung getestet werden. Der Schrittmacher wird dabei vom Patienten äußerlich getragen. Sinken die Schmerzen um mindestens 50 Prozent, kann der Schrittmacher unter die Haut in den Bauchraum implantiert werden“, so Professor Tronnier. Dazu werden dünne Drähte, die Elektroden, in die Nähe des Rückenmarks geschoben. An den Spitzen dieser Drähte werden winzige Stromimpulse – ähnlich der natürlichen, von den Nerven selbst erzeugten – abgegeben. „Die Signale werden von den Fasern des Rückenmarks aufgegriffen und an die gleichen Hirnregionen weitergeleitet wie die Schmerzsignale. Diese künstlich erzeugten Impulse werden erheblich schneller verarbeitet, so dass der Schmerz überholt wird“, veranschaulicht Professor Tronnier. Damit verspürt der Patient ein Kribbeln, wo er zuvor den Schmerz verspürt hat. „Ein besonderer Vorteil für die Patienten ist es, dass sie trotz des Implantates neuerdings auch mittels MRT untersucht werden können – angesichts von knapp 8 Millionen MRT-Untersuchungen jährlich ist das nicht unerheblich“, sagt Professor Tronnier.
Anmerkung
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Gesundheitsberichterstattung des Bundes, 2012
Rückenmarkstimulationstherapie
Die Rückenmarkstimulationstherapie
Rückenmarkstimulationstherapie (Spinal Cord Stimulation, SCS), auch Neurostimulation genannt, ist eine schmerzlindernde Therapie, bei der ein implantierbares medizinisches Gerät (Neurostimulator) feine elektrische Impulse über einen oder mehrere Drähte in den Epiduralraum nahe dem Rückenmark abgibt.
Die Schmerzsituation in Deutschland
Rund acht Millionen Menschen in Deutschland leiden an chronischen Schmerzen. Als chronisch werden Schmerzen dann eingestuft, wenn diese ununterbrochen und länger als drei Monate bestehen. Chronische, neuropathische Schmerzen betreffen 3,5 Millionen Menschen in Deutschland (Deutscher Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz; Torrance et al. 2006 neruropahtic painnetwork). Neuropathische Schmerzen entstehen nach Verletzungen von Nervenfasern und sind eines der Hauptanwendungsgebiete der Rückenmarkstimulation.
Therapiegebiete der Rückenmarkstimulation
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Failed‐Back‐Surgery‐Syndrom (FBSS) oder Postlaminektomieschmerzen: Schmerzen, die sich auch nach einer anatomisch erfolgreichen Bandscheiben‐ oder Wirbelsäulenoperation nicht bessern oder nach einer kurzen Linderung wieder auftreten; Schmerz nach Bandscheibenresektion.
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Radikuläres Schmerzsyndrom oder Radikulopathien, die zu Schmerzen infolge von FBSS oder eines Bandscheibenvorfalls führen.
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Degenerative Bandscheibenerkrankungen, die auf konservative und chirurgische Interventionen nicht ansprechen.
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Komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS) auch Morbus Sudeck genannt, tritt oft nach Traumata auf.
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Ischämische Schmerzen, wie bei refraktärer Angina pectoris.
Implantation eines Rückenmarkstimulators
Das System wird in zwei Schritten implantiert. Anfangs erhält der Patient einen vorläufigen externen Stimulator, um festzustellen, ob die Therapie wirksam ist. Wenn der Test erfolgreich war, wird das vollständige Neurostimulationssystem implantiert. Die Implantation dauert weniger als zwei Stunden. Nach dem Eingriff programmiert der Arzt die Einstellungen des Neurostimulators für eine optimale Schmerzlinderung. Das System besteht aus folgenden Komponenten:
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• implantierter Neurostimulator („Schmerzschrittmacher“),
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• einer oder mehreren Elektroden, die elektrische Stimulation abgeben,
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• einem Programmiergerät für Patienten, das Anpassungen der Stimulation ermöglicht.
Diagnosen mittels Magnetresonanztomografie
In Deutschland wurden 2009 knapp 8 Millionen MRT-Untersuchungen durchgeführt1. MRT-Scans werden im Wirbelsäulenbereich häufiger durchgeführt als von jedem anderen Körperteil2. Man glaubt, dass ca. 70 % der Patienten mit Neurostimulator während der mittleren Lebensdauer des Gerätes mindestens eine MRT-Untersuchung benötigen3. Die MRT-Untersuchung ist ein Versorgungsstandard für die Diagnose von Erkrankungen wie Schilddrüsenfunktionsstörungen, Schlaganfall, Krebs und orthopädischen Veränderungen.
Quellen
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Barmer GEK Report 2011, Schwerpunkt Bildgebende Diagnostik , Computer und Magnetresonanztomograhie
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IMV Benchmark Report 2010. IMV Medical Information Division. Des Plaines, Illinois, Des Plaines, Ill. 2010. Seite 7.
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MarketScan® Commercial Claims and Encounters Database, 2008. Data Compiled from Truven Health Analytics, Inc.
Quelle: Medtronic, 17.05.2014 (tB).