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Schmerzen bei Endometriose

Helfen anstelle von Schmerzmedikamenten auch andere Verfahren?

 

Köln (7. Mai 2021) — Vorläufiger HTA-Bericht findet nur unzureichende Evidenz für den Nutzen nicht medikamentöser oder nicht operativer Verfahren zur Schmerzlinderung bei Endometriose. Bitte um Stellungnahmen bis zum 08.06.2021.

Vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) beauftragte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) untersuchen derzeit, ob für die Behandlung der Schmerzen bei Endometriose auch nicht operative oder nicht medikamentöse Alternativen infrage kommen. Vorläufiges Ergebnis: Trotz hoher Erwartungen gibt es nur unzureichende Evidenz dafür.

Zu diesem vorläufigen HTA-Bericht bittet das Institut nun bis zum 08.06.2021 um Stellungnahmen. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Health Technology Assessment (HTA) in dem seit 2016 etablierten IQWiG-Verfahren ThemenCheck Medizin. Die Fragestellungen der HTA-Berichte gehen stets auf Vorschläge von Bürgerinnen und Bürgern zurück – auch für den vorliegenden Bericht.

 

Endometriose ist eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen

Die Endometriose ist eine meist gutartige aber oft schmerzhafte chronische Erkrankung, bei der Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, auch an Stellen außerhalb der Gebärmutterhöhle vorkommt (etwa an den Eierstöcken). Auch infolge der häufig individuellen Symptomatik wird die Diagnose einer Endometriose vielfach erst spät im Krankheitsverlauf gestellt. Die Erkrankung tritt überwiegend im gebärfähigen Alter auf, ist hormonabhängig und kann mit unerfülltem Kinderwunsch einhergehen (wobei ein kausaler Zusammenhang nicht abschließend geklärt ist).

Man schätzt, dass in Deutschland jährlich ca. 40.000 Neuerkrankungen auftreten. Etwa 20.000 Frauen werden in Deutschland jedes Jahr wegen Endometriose zur Krankenhausbehandlung eingewiesen. Die volkswirtschaftliche Bedeutung durch medizinischen Aufwand und Krankschreibungen ist beachtlich.

 

Anfrage einer Bürgerin als Ausgangspunkt des Berichts

Als Goldstandard bei der Therapie der Endometriose gilt derzeit die operative Entfernung der Gewebeherde zur Symptomkontrolle. Oft werden auch Hormonpräparate zur Unterdrückung der ovariellen Funktion eingesetzt. Die Einlage einer hormonhaltigen Verhütungsspirale in die Gebärmutterhöhle kann ebenfalls Linderung bringen. Auch Schmerzmittel kommen zum Einsatz. Allerdings vertragen viele Frauen die Hormonpräparate und manchmal auch die Schmerzmittel nicht oder lehnen sie ab.

Ausgangspunkt des jetzt vorliegenden vorläufigen HTA-Berichts war die beim ThemenCheck Medizin des IQWiG gestellte Frage einer Bürgerin, ob es erfolgsversprechende Alternativen bei der Behandlung endometriosebedingter Schmerzen gibt, wenn operative Methoden nicht in Frage kommen oder bereits ausgeschöpft sind. Das Thema ist besonders relevant bei aktuellem Kinderwunsch und/oder Unverträglichkeit der Medikamente, weil dann eine Therapie mit Hormonpräparaten und/oder Schmerzmitteln häufig nicht gewünscht oder nicht möglich ist.

 

Evidenz für den Nutzen nicht medikamentöser oder nicht operativer Verfahren unzureichend

Die vorläufige Nutzenbewertung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Hannover stützt sich auf elf für die Fragestellung relevante randomisierte kontrollierte Studien zu nicht medikamentösen oder nicht operativen Verfahren. Die meisten dieser Studien zeigten allerdings ein hohes Verzerrungspotenzial und eine geringe statistische Aussagekraft; einige davon waren daher zur Ableitung des Nutzens nicht verwertbar.

Die Evidenz für den Nutzen nicht medikamentöser oder nicht operativer Verfahren bei Frauen mit Endometriose ist daher trotz hoher Erwartungen unzureichend. Bei der vorliegenden Datenlage lässt lediglich die Therapie mit Laktobazillen sowie mit pulsierender hochintensiver Lasertherapie eine gewisse Schmerzlinderung erwarten. Aber auch diese Ergebnisse sollten durch weitere aussagekräftige Studien bekräftigt werden, bevor allgemeine Empfehlungen zur Durchführung dieser Verfahren gegeben werden können.

 

Das IQWiG bittet um Stellungnahmen

Zu dem nun vorliegenden vorläufigen HTA-Bericht bittet das IQWiG bis zum 08.06.2021 um Stellungnahmen. Stellungnahmen können alle interessierten Personen, Institutionen und Gesellschaften abgeben. Gegebenenfalls wird eine wissenschaftliche Erörterung zur Klärung von weitergehenden Fragen aus den schriftlichen Stellungnahmen durchgeführt. Die Anhörung kann zu Änderungen und/oder Ergänzungen des vorläufigen HTA-Berichts führen.

 

Bürger fragen, Wissenschaftler antworten

Zu den Besonderheiten von „ThemenCheck Medizin“ gehört, dass die Fragestellungen der Berichte immer auf Vorschläge aus der Bevölkerung zurückgehen. Das IQWiG sammelt diese und wählt pro Jahr bis zu fünf Themen aus. Ein Auswahlbeirat bringt dabei die Bürger- und Patientensicht mit ein, ein Fachbeirat die Expertenperspektive.

Die HTA-Berichte werden nicht vom IQWiG selbst verfasst, sondern von beauftragten externen Sachverständigen. Deren Bewertung wird gemeinsam mit einer allgemein verständlichen Kurzfassung (HTA kompakt) und einem Herausgeberkommentar des IQWiG veröffentlicht.

 

Weitere Informationen:

 

 


Quelle. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), 07.05.2021 (tB).

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