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Internationale Studie

Schonendere Krebstherapie durch neuartigen Wirkstoffmix

 

Saarbrücken (18. November 2015) – Um Krebs zu behandeln, setzen Ärzte meist auf Chemotherapie, die mit schweren Nebenwirkungen einhergeht. Bei einigen Krebsarten kommt der Tumor jedoch trotz Therapie zurück. Ein internationales Team aus 180 Forschern und Medizinern hat nun zahlreiche Daten aus Studien ausgewertet und gezeigt, dass eine Mischung bestimmter Wirkstoffe das Wachstum solcher aggressiven Tumore hemmen könnte. Das Besondere: Die Substanzen stammen meist aus Pflanzen und wirken schonender als herkömmliche Chemotherapeutika. An der Arbeit war auch der Homburger Dermatologe Professor Dr. Jörg Reichrath beteiligt. Die Studie wurde nun in der renommierten Fachzeitschrift „Seminars in Cancer Biology“ veröffentlicht.


Bei einer Chemotherapie kommen für den Körper giftige Substanzen zum Einsatz. Sie haben nur ein Ziel: das Wachstum von Krebszellen zu stoppen – allerdings werden dabei auch gesunde Zellen in Mitleidenschaft gezogen. „Bei vielen aggressiven Krebsarten bringt solch eine Behandlung nichts, der Tumor kommt zurück“, sagt Professor Dr. Jörg Reichrath, Stellvertretender Direktor der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Uniklinikum des Saarlandes. Ursache dafür sind einzelne Tumorzellen, die gegenüber den verwendeten Medikamenten resistent sind und sich weiter teilen. Wirksame Alternativbehandlungen fehlen bislang.

An neuen Therapiemöglichkeiten arbeitet nun ein internationales Forscherteam aus 22 Ländern. Es ist der Frage nachgegangen, inwieweit sich Tumore mit einer Mischung schonenderer Wirkstoffe behandeln lassen. Dazu haben die Wissenschaftler zunächst bestimmte Schlüsselstellen in den Stoffwechselwegen verschiedener Krebsarten identifiziert. „Im Vergleich zu normalen Zellen verhalten sich Tumorzellen anders“, erläutert Reichrath, der an der aktuellen Studie auf deutscher Seite beteiligt war. „Sie nehmen zum Beispiel mehr Glukose auf, bilden verstärkt Milchzucker, ihr Mechanismus für den natürlichen Zelltod ist ausgeschaltet und in der DNA häufen sich Schäden an.“ Insgesamt 74 solcher molekularen Stellen hatten die Forscher im Fokus. „Aus zahlreichen Studien wissen wir, dass verschiedene Wirkstoffe genau an diesen Punkten das Tumorwachstum eindämmen oder gar stoppen“, so Reichrath weiter.

Das Hauptaugenmerk der Studie lag auf Substanzen, die in Pflanzen und Lebensmitteln vorkommen. Zu ihnen zählen zum Beispiel Resveratrol, das in Weintrauben vorkommt, oder Kurkuma, auch als Gelbwurz bekannt. Forscher haben für beide Substanzen schon nachgewiesen, dass sie Krebszellen abtöten.

Insgesamt haben die Wissenschaftler nun Daten aus zahlreichen Studien ausgewertet und dabei simuliert, in welcher Kombination die Stoffe ihre Wirkung am besten entfalten können. „Die einzelnen Substanzen greifen einen Tumor an verschiedenen Stellen an, etwa im Genom oder bei der Zuckeraufnahme“, so Reichrath. „Dabei können sie sich in ihrer Wirkung hemmen oder ergänzen.“ Bei rund 67 Prozent der untersuchten Stoffe haben die Forscher gezeigt, dass sich die Wirkungen ergänzen würden und dadurch das Wachstum gestoppt werden könnte.

Bislang gibt es kaum Medikamente, die helfen, aggressive Tumore zu bekämpfen. Neuartige Wirkstoffmixe, wie in der aktuellen Studie erstmals beschrieben, könnten bei künftigen Krebs-Therapien zum Einsatz kommen. „Die Wirkstoffe belasten die Patienten nicht so stark wie herkömmliche Chemotherapeutika“, so der Homburger Dermatologe.

In Folgestudien müssten die Wissenschaftler nun abklären, inwieweit solche Mischungen ihre Wirkung am besten entfalten könnten und wie die Chancen stehen, aggressive Tumore damit erfolgreich zu behandeln.

Geleitet hat die Studie der US-amerikanische Mediziner Keith I. Block, Direktor des „Block Center for Integrative Cancer Treatment“ in Skokie, Illinois. Neben Professor Reichrath und seinen deutschen Kollegen, Professor Dr. Frank Gieseler aus Lübeck und Professor Dr. Graham Pawelec aus Tübingen, waren weltweit Forscher an der Arbeit beteiligt. Unterstützt und koordiniert wurde die Arbeit von der kanadischen Nichtregierungsorganisation „Getting to Know Cancer“.

 

 

Weitere Informationen

 

 

 


Quelle: Universität des Saarlandes, 18.11.2015 (tB).

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