MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

Schuppenflechte: neue Gendefekte entdeckt

Wissenschaftler belegen Zusammenhang zwischen IL-23 und TNF mit Psoriasis

 

Kiel (28. Januar 2009) – Wie das Wissenschaftsmagazin Nature Genetics von heute, 28. Januar, berichtet, sind Mutationen in weiteren Bereichen der menschlichen DNA als Verursacher von Schuppenflechte (Psoriasis) bestätigt worden. Gene aus der Interleukin-Gruppe, insbesondere das IL-23 sowie Überträgermoleküle für den sogenannten Tumornekrose-Faktor (TNF-alpha) erwiesen sich bei untersuchten Psoriasis-Patienten als verändert. Bisher war vor allem ein Gen der HLA-Gruppe bekannt, das eindeutig für diese entzündliche Hautkrankheit verantwortlich ist.

 

PD Dr. Michael Weichenthal, Universität Kiel und Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, und Dr. Andreas Rüther, Institut für klinische Molekularbiologie der Uni Kiel, sind Mitautoren der Studie, die in deutsch-amerikanischer Kooperation entstanden ist. "Die Entzündungsregulierung im menschlichen Körper ist ein kompliziertes Netzwerk. Die Ergebnisse der Studie sind ein entscheidender Baustein zu verstehen, warum manche Menschen eine Fehlregulierung des Immunsystems haben, die eine Schuppenflechte begünstigt", so Weichenthal. Die Ergebnisse wurden an der Uni Kiel in Zusammenarbeit mit der Universität von Michigan in Ann Arbor, USA, erarbeitet, mit der es seit über 20 Jahren eine enge Kooperation auf dem Gebiet der Psoriasisgenetik gibt. Im Rahmen eines Genomforschungsverbundes wurden die Gene von über 6.400 Psoriasis-Patienten mit den Genen von über 5.000 gesunden Menschen verglichen.

Die identifizierten Gene betreffen Botenstoffe des Immunsystems, die für die Aktivierung und Deaktivierung von weißen Blutkörperchen zuständig sind. Sie sorgen für die subtile Balance zwischen notwendiger Abwehr, beispielsweise gegenüber Bakterien, und der damit verbundenen Entzündung. Ist das Kommunikationsnetz des fein regulierten Immunsystems gestört, so können beispielsweise Autoimmunerkrankungen entstehen: Der Körper reagiert auf eigene Zellen mit Entzündung. "An dieser Stelle sind weitere, intensive Forschungen nötig. Wir wissen jetzt, welche zusätzlichen Gene bei der Schuppenflechte eine Rolle spielen, nun gilt es, die verantwortlichen Mutationen zu identifizieren und ihren Einfluss bei der Krankheitsentstehung zu verstehen", erklärt Rüther, der das Kieler Projekt im Rahmen des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) koordiniert.

Obwohl eine Behebung der genetischen Veränderungen, z.B. im Sinne einer Gentherapie, derzeit kein Thema ist, bedeutet die Entdeckung einen weiteren Schritt in Richtung zielgerichteter Therapie, um unerwünschte Nebenwirkungen von Arzneistoffen zu minimieren. "Können wir die molekularen Veränderungen exakt festlegen, so kann man Wirkstoffe ‚bauen‘, um gezielt diese Veränderungen zu beeinflussen", so Weichenthal, der auch Mitglied des "Exzellenzclusters Entzündungsforschung" ist.

In Deutschland sind etwa 1,6 Mio Menschen von Schuppenflechte betroffen. Schuppenflechte ist zu einem großen Anteil erblich bedingt, kann aber durch verschiedene Umweltfaktoren ausgelöst werden, wie beispielsweise Infektionen, psychischen Stress oder Medikamente. In den meisten Fällen (70 bis 80 Prozent) ist nur die Haut befallen, die Krankheit kann sich aber auch auf die Gelenke und Nägel ausbreiten. Klassisch wird in schwächeren Fällen mit Licht oder Salben therapiert. In schweren Fällen der Psoriasis helfen nur Medikamente, die oft das Immunsystem zu weiten Teilen stilllegen, wie beispielsweise Cortison. Erst die genaue Kenntnis der Krankheitsvorgänge macht die Entwicklung von Medikamenten möglich, die das Immunsystem weniger schwächen und damit weniger Nebenwirkungen entfalten.

 


 

Quelle: Pressemitteilung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel vom 28.01.2009 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…