BioSyn-Symposium auf dem Kongress "Intensivmedizin + Intensivpflege"

Selen in der Intensivmedizin: Internationale Leitlinien mit Lücken

 

Bremen (14. Februar 2013) – Mit Unverständnis hat der international bekannte Intensivmediziner Professor Dr. William Manzanares auf die gerade veröffentlichten internationalen Leitlinien der Surviving Sepsis Campaign zur Behandlung von Sepsis reagiert. Bezüglich einer adjunktiven Therapie mit Selen seien diese lückenhaft und berücksichtigten nicht die aktuelle und durchaus positive wissenschaftliche Datenlage, kritisierte er am Rande des 23. Symposiums Intensivmedizin und Intensivpflege in Bremen.

 

Die Studienlage, wonach die Gabe hochdosierten Natriumselenits die Sterblichkeit insbesondere von Patienten mit schwerer Sepsis signifikant senke, sei eindeutig. „Ich kann nicht einen einzigen Grund für diese Unterlassung finden“, betonte der Wissenschaftler der Universitätsklinik Montevideo auf einem Satelliten-Symposium der biosyn Arzneimittel GmbH.

 

Auch der frühere Präsident der Deutschen Sepsis-Gesellschaft und Initiator des Welt-Sepsis-Tags, Professor Dr. Konrad Reinhart, Direktor der Klinik für Anästhesiologie der Uniklinik Jena, wies in Bremen darauf hin, dass die deutschen Sepsisleitlinien unverändert gelten, wonach Selen für die Behandlung schwerer Sepsis erwogen werden kann. 

 

Manzanares stellte die Ergebnisse mehrerer Meta-Analysen vor, die mit hoher Evidenz belegen, dass Selen, frühzeitig in einer ausreichend hohen Dosierung, mit Applikation eines initialen Bolus, geeignet ist, Infektionen beziehungsweise die Letalität bei SIRS-/Sepsis-Patienten zu reduzieren.

 

Entscheidend für den Behandlungserfolg sei offensichtlich – so Manzanares –, wie früh und in welcher Dosis Selen eingesetzt wird. Therapieschemata, bei denen weniger als 500 Mikrogramm pro Tag verabreicht wurden, hatten keinen positiven Effekt auf die Sterblichkeit. Auch sei die Applikation eines initialen Bolus entscheidend für den Therapieerfolg.

 

Untermauert werden die Aussagen von Manzanares durch die im Januar 2013 erschienene Meta-Analyse „Effect of Parenteral Selenium Supplementation in Critically Ill Patients: A Systematic Review and Meta-Analysis“, die auf neun Studien mit knapp 1000 Patienten basiert (1).  

 

Auf einen ganz anderen Aspekt der Selentherapie ging der ärztliche Leiter des Universitäts-Notfallzentrums des Universitätsklinikums Freiburg, Dr. Hans-Jörg Busch, auf dem biosyn-Symposium ein: den Endothelschutz durch Reduktion der Monozytenadhäsion.

 

Ausgangspunkt war die starke Vermehrung von Mikropartikeln im Blut reanimierter Patienten, die die Expression endothelialer Adhäsionsmoleküle stimulieren, die wiederum die Endothelzellen schädigen. In vitro wurde untersucht, ob sich die Schädigung des Endothels durch Selen, das antioxidative und endothelprotektive Eigenschaften besitzt, beeinflussen lässt. Dies ist offensichtlich der Fall. Busch kommt zu dem Schluss, dass die gesteigerte Expression von Adhäsionsmolekülen durch Selengabe signifikant reduziert werden kann.

 

Parallel dazu wurde der Plasma-Selenspiegel im Blut reanimierter Patienten bestimmt. Im Ergebnis stellte sich ein enger Zusammenhang von Selenspiegel im Blut und Überleben heraus. Patienten, die die Postreanimationsphase nicht überlebten, wiesen niedrigere Selen-Plasma-Spiegel auf als Überlebende. Diese neuen Erkenntnisse bestätigen einmal mehr, dass Selen einen vielversprechenden therapeutischen Ansatz in der Postreanimationsbehandlung darstellt.

 

 

Über biosy Arzneimittel

 

Die 1984 gegründete biosyn Arzneimittel GmbH ist eines der ersten deutschen Biotechnologie-Unternehmen mit knapp 60 Beschäftigten in Deutschland und Niederlassungen in Liechtenstein, Österreich und den USA. Die Produktpalette umfasst ca. 30 Produkte, die von biotechnologisch hergestellten Medikamenten über Chemotherapeutika bis zu komplementären Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln mit dem Schwerpunkt in der Intensivmedizin und Onkologie reichen. Im Mittelpunkt steht dabei der Patient in seiner Gesamtheit. biosyn investiert als forschendes Pharmaunternehmen bis zu 25 Prozent des Umsatzes in die Forschung. Ziel ist die Erforschung, Entwicklung und der Vertrieb von hochwirksamen, nebenwirkungsarmen Arzneimitteln auf Basis neuer molekularbiologischer Erkenntnisse.

 

 

Anmerkung

 

  • (1) Huang et. Al:  http://tinyurl.com/cr2ajmv

 

 

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Quelle: Biosyn Arzneimittel GmbH, 15.02.2013 (tB).

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