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„Sicher leben nach Sepsis“ für die ersten 50 Patienten
Jena (20. Dezember 2011) – Seit Beginn der von Jenaer Allgemeinmedizinern geleiteten SMOOTH-Studie konnten in enger Kooperation mit den Hausärzten 50 Sepsis-Patienten nach dem Klinikaufenthalt erfolgreich wieder in den Alltag begleitet werden. Die Studie ist Bestandteil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums für Sepsis und Sepsisfolgen (CSCC) am Universitätsklinikum Jena (UKJ).
Berühmtheiten wie Rainer Maria Rilke, Gustav Mahler und Christopher Reeves starben an einer Sepsis, der schwersten Entzündungsreaktion des gesamten Körpers. Auch heute sterben noch über ein Drittel der Patienten an dieser Erkrankung. Doch dank stärkster medizinischer Behandlung überleben inzwischen immer mehr Menschen.
So auch der Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Steinburg in Schleswig-Holstein Dr. Rolf Koschorrek (CDU): „Dieser starken Medizin verdanke ich mein Leben“. Während der Behandlung auf der Intensivstation befand er sich oft in einer Art Dämmerzustand. Weder konnte er sprechen, noch sich mitteilen, ob etwas schmerzt, und ernährt wurde er über eine Magensonde. Dazu kamen die vielen unbekannten Geräusche von technischen Geräten, die ihm am Leben hielten. „Ich weiß, dass ich ohne all das keine Chance gehabt hätte. Die Ärzte haben um mein Leben gekämpft, und dafür bin ich ihnen zutiefst dankbar. Aber noch einmal möchte ich so etwas nicht durchmachen müssen.“ berichtet der 55-jährige. Als der erfahrene Zahnarzt wieder wacher wurde, zeigte sich eine häufige Folge: Beine und Füße fühlten sich taub an, etwas in die Hand zu nehmen, fiel schwer, die Kraft fehlte, das Gefühl in den Fingern war nicht mehr wie früher. Die Sepsis hatte auch seine Nervenbahnen angegriffen und die Muskeln funktionierten nicht richtig – eine sogenannte „Critical Illness Polyneuropathie/ Myopathie.
Im Kampf gegen die Sepsis hatten die Intensivmediziner die erste Schlacht gewonnen, sein Leben war gerettet. Doch die Folgeerkrankungen erfordern umfassende und langwierige Behandlungen: Zunächst in der Rehabilitationsklinik, dann beim Hausarzt, der den Patienten auf seinem langen Weg zurück ins Leben begleitet und dabei späte Sepsisfolgen erkennen, vorzubeugen und behandeln muss. Keine einfache Situation, denn oft können chronische Schmerzen, Depressionen, Gedächtnisstörungen oder dauerhafter Gewichtsverlust hinzukommen.
Jetzt haben Wissenschaftler vom Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Jena gemeinsam mit Intensivmedizinern und Reha-Spezialisten ein Projekt an bislang 16 Kliniken vor allem in Thüringen, Sachsen und Berlin gestartet, um eine „Brücke“ auf dem langen Heilungsweg zwischen der starken, aber kurzzeitigen Intensivmedizin und der langen hausärztlichen Begleitung zu schlagen. Die vom BMBF geförderte Studie „SMOOTH“ (Sepsis survivors Monitoring and cOordination in OutpatienT Health care) ist ein strukturiertes Nachsorgeprogramm, das mit der Idee „Sicher leben nach Sepsis“ Ärzte, Therapeuten und Patienten zu einer optimalen Sepsis-Behandlung „in einem Guss“ vereint.
Die teilnehmende Hausärztin Dr. Susanne Bücker in Berlin begrüßt dieses Programm: „Da im Praxisalltag meist wenig Zeit bleibt, hilft mir der Austausch mit den Kollegen über die sehr komplexen Bedingungen dieser Patienten.“ Die Hausärztin und ihr Patient können bei der Planung eines guten Nachsorgeplans auf SMOOTH-Mitarbeiter zählen.
„In einer Zeit der immer stärkeren Spezialisierung in unserer Medizin wird SMOOTH zeigen, dass wir letztlich dem Patienten besser helfen, wenn die vielen Beteiligten wieder zusammen kommen und gemeinsam überlegen, was heilsam für die Patient ist“, so der Studienleiter und Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin Prof. Dr. Jochen Gensichen.
Heute fühlt Rolf Koschorrek, dass seine Kraft langsam wieder zurückkommt. Die regelmäßigen Untersuchungen und Gespräche bei seiner Hausärztin helfen ihm, zurück in sein normales Leben zu finden und optimistisch nach vorne zu blicken. „Der Preis, den ich für meine zweite Chance bezahlt habe, war hoch. Doch nun verlasse ich mich auf die sichere Begleitung durch meine Hausärztin und freue mich, dass ich Weihnachten zuhause erleben kann“.
Quelle: Universitätsklinikum Jena, 20.12.2011 (tB).