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Stiftung für Patientensicherheit, Schweiz
"Nutzung von Smartphones während der Visite"
Nürnberg (19. Dezember 2012) – Smartphones, Blackberrys und andere mobile Internet-taugliche Geräte werden auch im Gesundheitswesen zunehmend genutzt. In Spitälern werden Smartphones auch als Kommunikationsmittel in der medizinischen Tätigkeit eingesetzt um beispielsweise den Zugriff auf Patientendaten schnell und ortsungebunden zu ermöglichen, um die Erreichbarkeit im Spital zu verbessern oder um aktuelles Fachwissen „am Patientenbett“ verfügbar zu haben. Neben den Vorzügen der neuen Technologie können Smartphones jedoch auch von der eigentlichen Tätigkeit ablenken. Da Smartphones häufig privat und beruflich genutzt werden, können die Grenzen leicht verschwimmen und parallel private Angelegenheiten erledigt werden. Es existieren bislang jedoch kaum Daten über die Häufigkeit und Art der Nutzung von Smartphones im klinischen Kontext.
Katz-Sidlow und Kollegen untersuchten in ihrer Studie, wie häufig Smartphones während der Lehrvisite verwendet werden, also einer Visite, die sowohl der Patientenversorgung als auch der Supervision von Assistenzärzten dient. Sie befragten dazu leitende Ärzte des Lehrkörpers und Assistenten eines US-amerikanischen Spitals zur Smartphone-Nutzung während der Lehrvisiten. Die Befragten sollten dabei sowohl ihre eigene Smartphone Nutzung berichten als auch die der anderen an der Visite teilnehmenden Personen. Fast alle Befragten gaben an, ein Smartphone zu besitzen (89% der Assistenten; 98% des Lehrkörpers). 57% der Assistenten und 28% der leitenden Ärzte verwendeten das Smartphone regelmässig während der Visite.
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Als Nutzung wurden angegeben: Patientenversorgung, z.B. Abruf von Fachinformationen oder Berechnung von patientenindividuellen Daten wie Nierenfunktion (85% Assistenten; 48% Lehrkörper); Bearbeiten privater Nachrichten (37% Assistenten; 12% Lehrkörper); andere nicht patientenbezogene Tätigkeiten z.B. Surfen im Internet (15% Assistenten; 0% Lehrkörper).
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19% der Assistenten und 12% der leitenden Ärzte gaben an, durch die Smartphone Nutzung wichtige klinische Informationen während der Visite verpasst zu haben.
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Eine Mehrheit beider Gruppen bestätigte, dass Smartphones eine ernstzunehmende Ablenkung während der Visite sein können (56% Assistenten; 73% Lehrkörper).
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77% des Lehrkörpers waren der Auffassung, dass Lehrkrankenhäuser Regeln für die Nutzung des Smartphones aufstellen sollten um Gefahren zu reduzieren.
Die für sich selbst berichtete Smartphone-Nutzung wich in beiden Gruppen systematisch von der Beobachtung der Nutzung der anderen Visite-Teilnehmer ab. So gaben 12% der leitenden Ärzte an, das Smartphone für die Bearbeitung privater Nachrichten während der Visite zu nutzen. Demgegenüber berichteten 47% der Assistenten diese Beobachtung für den Lehrkörper. 34% der Assistenten hatten beobachtet, dass andere Assistenten wichtige Informationen in der Visite durch die Smartphone-Nutzung verpasst hatten, während dies nur 19% der Assistenten für sich selber angaben.
Die zentrale Limitation der Studie liegt in der Selbstauskunft als Datenerhebungsmethode. Dies unterstellt, dass die Mitarbeiter korrekte Auskunft über ihre Smartphone Nutzung geben können und wollen. Vermutlich unterschätzen die meisten Personen jedoch die Intensität des Smartphone Gebrauchs. Dies legt auch der Unterschied zwischen der berichteten eigenen Nutzung und der Einschätzung der Nutzung der Kollegen nahe. Die Ergebnisse unterschätzen also wahrscheinlich die tatsächliche Nutzung von Smartphones. Gleichwohl zeigt die Studie deutlich, dass Smartphones im klinischen Alltag präsent sind und dort regelmässig genutzt werden. Davon können Patientenversorgung und Patientensicherheit profitieren, wenn beispielsweise individuelle Berechnungen für Patienten vorgenommen werden. Gleichzeitig können Ablenkungen und Multitasking zu eigenen, erheblichen Risiken für die Patientensicherheit führen. Hinzu kommen hygienebezogene Bedenken. Formale Regeln für die Smartphone-Nutzung während der klinischen Tätigkeit werden von vielen leitenden Ärzten begrüsst und sind in Erwägung zu ziehen.
Studie
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Katz-Sidlow R, Ludwig A, Miller S, Sidlow R:
Smartphone use during inpatient attending rounds: prevalence, patterns, and potential for distraction
Journal of Hospital Medicine 2012, Vol. 7, 595-599
Verfasser des Abstacts
Prof. Dr. D. Schwappach, MPH, Wissenschaftlicher Leiter der Stiftung für Patientensicherheit.
Dozent am Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM), Universität Bern
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Link zum Abstract: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22744793
(Den Volltext können wir aus Copyright Gründen leider nicht mit versenden).
Quelle: CIRSmedical Anästhesiologie (CIRS-AINS) von DGAI/BDA in: www.cirs-ains.de, Paper of the Month #36, 19.12.2012 (tB).