MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

Swiss Corona Stress Study

Stressniveau bleibt für viele auch nach Lockerung der Corona-Massnahmen erhöht

 

Basel, Schweiz (6. Juli 2020) — Die Angst der Schweizer Bevölkerung vor dem Coronavirus hat seit dem Ende des Lockdowns zwar abgenommen, es fühlen sich jedoch nach wie vor 40 Prozent gestresster als vor Beginn der Pandemie. Das zeigt die Auswertung der Umfrage «Swiss Corona Stress Study» der Universität Basel. Die Häufigkeit schwerer depressiver Symptome blieb auch nach den Lockerungen vergleichbar hoch. Interessanterweise scheinen ältere Personen weniger anfällig für depressive Symptome in der Coronakrise zu sein.

Die neuen Resultate aus der Swiss Corona Stress Study beziehen sich auf den Erhebungszeitraum vom 11. Mai bis 1. Juni 2020, also auf die Zeit der schrittweisen Lockerung der Massnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus. In diesem Zeitraum nahmen 10.303 Personen aus der gesamten Schweiz an der anonymen Online-Umfrage unter coronastress.ch teil. Eine erste Erhebung fand im Lockdown zwischen dem 6. und 8. April statt.

Aufgrund der Art der Datenerhebung in Form einer offenen Online-Umfrage handelt es sich per Definition nicht um eine repräsentative Umfrage. Allerdings bildet die Population der Befragten bezüglich soziodemografischer Merkmale ein breites Spektrum der Schweizer Bevölkerung ab.


Unterschiedliche Stressreaktionen

Wie bereits die Analyse der ersten Erhebung gezeigt hat, ruft die Coronakrise individuell sehr unterschiedliche Stressreaktionen hervor, wie das Forschungsteam um Prof. Dr. Dominique de Quervain berichtet:

  • 40 Prozent der Befragten fühlen sich auch in der Zeit der Lockerungen gestresster als vor der Coronakrise. Zu den Haupttreibern der Stresszunahme zählen nach wie vor die Belastung durch Veränderungen bei der Arbeit oder Ausbildung sowie die Belastung durch das eingeschränkte Sozialleben. Im Lockdown fühlten sich rund 50 Prozent der Umfrageteilnehmenden gestresster als vor der Coronakrise, also leicht mehr als in der Zeit der Lockerungen.
  • 28 Prozent der Befragten gaben keine Veränderung im Stressempfinden an. Im Lockdown waren dies 24 Prozent.
  • 32 Prozent der Befragten fühlen sich sogar weniger gestresst als vor der Krise. Die Stressabnahme hängt bei ihnen mit der nach wie vor gewonnenen Zeit für die Erholung und mit der Entlastung durch die Reduktion beruflicher oder schulischer, aber auch privater Verpflichtungen zusammen. Im Lockdown fühlten sich 26 Prozent weniger gestresst als vor der Coronakrise.


Depressive Symptome bleiben erhöht

Die Zunahme von Stress durch die Coronakrise geht mit einer Zunahme depressiver Symptome einher. Die Häufigkeit einer schweren depressiven Symptomatik bleibt mit knapp 12 Prozent auch in der Zeit der Lockerungen erhöht (im Lockdown 9 Prozent).

Psychische Probleme in der Vergangenheit (vor der Coronakrise) erhöhen das Risiko, in der Coronakrise schwere depressive Symptome zu entwickeln. Diesen Zusammenhang stellten die Forschenden in beiden Erhebungszeiträumen fest. Allerdings hatten knapp 20 Prozent der Betroffenen vor der Krise keine wesentlichen depressiven Symptome.


Ältere und Männer besonders widerstandsfähig

Ferner wurden Personen untersucht, die sich in Bezug auf depressive Symptome als besonders widerstandsfähig erwiesen haben. Diese Menschen – in beiden Erhebungszeiträumen machten sie rund ein Drittel der Befragten aus – haben während der Coronakrise keine wesentlichen depressiven Symptome entwickelt, und hatten auch vor der Krise keine.

In dieser Gruppe waren Personen mittleren und fortgeschrittenen Alters (ab 55 Jahren) und Männer überproportional vertreten. Dies ist erstaunlich, sind es doch ältere Menschen und Männer, die durch eine ernsthafte Viruserkrankung besonders gefährdet sind.


Weniger Angst vor dem Virus

Während im Lockdown 57 Prozent der Befragten generell mehr Angst im Vergleich zu vor der Krise verspürt hatten, waren dies in der Zeit der Lockerungen mit knapp 41 Prozent deutlich weniger. Insbesondere die Angst vor einer ernsthaften Viruserkrankung und die Angst vor Versorgungsengpässen sind zurückgegangen.

Zudem bestätigte sich auch im zweiten Erhebungszeitraum, dass Personen, die sich in der Zeit der Coronakrise vermehrt ihrem Hobby oder einem neuen Projekt zuwenden und körperlich aktiv sind, im Durchschnitt einen geringeren Stressanstieg in der Krise verzeichneten.

 

Originalpublikation

 

 


Quelle: Universität Basel, 06.07.2020 (tB).

Schlagwörter: , , ,

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…