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Sycrest® bei manischen Episoden einer Bipolar-I-Störung

Gute praktische Erfahrungen bestätigen Studiendaten

 

Mannheim (30. September 2011) – Sycrest® (Asenapin), ein neues atypisches Antipsychotikum, hat sich nicht nur in klinischen Studien, sondern auch in der täglichen Praxis bewährt. Studien haben gezeigt, dass Sycrest® schnell und anhaltend die Symptomatik von erwachsenen Patienten mit manischen Episoden einer Bipolar-I-Störung kontrolliert und dabei nur wenig Gewichtszunahme verursacht, ein günstiges metabolisches Profil hat und auch den Prolaktinspiegel nur wenig beeinflusst. Die Umstellung auf Asenapin kann nach individuellen, patientenbezogenen Titrationsmodellen erfolgen.

 

„Es ist von großer Wichtigkeit, Personen mit einer Bipolaren Störung früh zu diagnostizieren und zu therapieren“, betonte Prof. Dr. Dieter Naber, Hamburg, auf dem Lundbeck-Symposium anlässlich der 11. DGBS-Jahrestagung. „Heute wissen wir, dass Patienten auch in den so genannten freien Intervallen nicht unbeeinträchtigt sind. Mit jeder manischen oder depressiven Episode gehen kognitive und affektive Veränderungen einher. Diese begünstigen Residualsymptome und erzeugen eine erhöhte Vulnerabililtät für weitere Episoden.“(1) Als medikamentöse Therapieoptionen stehen atypische Antipsychotika sowie Stimmungsstabilisierer (Phasenprophylaktika) zur Verfügung. „Bei jedem zweiten bis jedem dritten Patienten werden beide Substanzklassen kombiniert angewandt“, so Naber.

 

 

Einzigartiges Rezeptorbindungsprofil von Asenapin

 

„Charakteristisch für das neue Antipsychotikum Sycrest® ist neben dem Angriffspunkt aller Antipsychotika am postsynaptischen D2-Rezeptor eine breite Palette anderer Angriffspunkte, vor allem an serotonergen, aber auch an noradrenergen Rezeptoren“, erläuterte Prof. Dr. Hans-Peter Volz, Werneck. „So ist die Bindung von Asenapin am 5-HT2A-Rezeptor etwa 19-fach höher als am D2-Rezeptor.“ Diese Eigenschaft verstärke die erwünschte Wirkung auf den Affekt und verringere unerwünschte, etwa extrapyramidale, Wirkungen. „Zudem gibt es bei Asenapin keine relevante Bindung an muskarinerge Rezeptoren“, fügte Volz hinzu.(2) Daher seien auch anticholinerge Nebenwirkungen unwahrscheinlich.

 

 

Überzeugende Datenlage in der Monotherapie …

 

„Asenapin hat sich sowohl in Mono- als auch in Kombinationstherapie bewährt“, berichtete Volz. Studiendaten zeigen eine deutliche Überlegenheit von Asenapin in einer Tagesdosis bis zu 20 mg gegenüber Placebo. Gemessen wurde mittels Young Mania Rating Scale (YMRS). Bereits am zweiten Studientag waren die Unterschiede signifikant (-3,0 vs. -1,5 Punkte, p0,01), ebenso zum Studienende nach 21 Tagen (-10,8 vs. -5,5 Punkte, p0,0001).(3)

 

Patienten dieser und einer zweiten Kurzzeitstudie konnten an einer Langzeitstudie über weitere neun Wochen teilnehmen.(4,5) Nach insgesamt 12 Wochen zeigte sich ein Absinken des YMRS-Wertes gegenüber Baseline um 24,4 Punkte unter Asenapin vs. 23,9 Punkte unter Olanzapin“, so Volz. „Damit erreichte Asenapin die vordefinierten Kriterien der Nichtunterlegenheit gegenüber Olanzapin.“

 

Daten zur Erhaltungstherapie über weitere 40 Wochen zeigten unter anderem eine gute Verträglichkeit von Asenapin mit weniger Fällen an klinisch signifikanter Gewichtszunahme ( 7% Anstieg zum Ausgangswert) und weniger Prolaktinanstieg.(6) Auch die gepoolten Daten des Asenapin Phase-II- und Phase-III-Studienprogramms zur Schizophrenie und zu manischen Phasen einer bipolaren Störung bestätigen dies. Insgesamt nahmen 12,6 Prozent der Asenapin- und 31,7 Prozent der Olanzapin-Patienten mindestens sieben Prozent an Gewicht zu.

 

 

… und in der kombinierten Behandlung

 

Asenapin wurde außerdem zur Kombinationstherapie bei Patienten eingesetzt, bei denen die Monotherapie mit einem der Stimmungsstabilisierer Lithium oder Valproat innerhalb von mindestens zwei Wochen nicht die gewünschte Wirkung gezeigt hatten. „Nach insgesamt zwölf Wochen schnitten die Patienten unter kombinierter Behandlung signifikant besser ab als unter fortgesetzter Monotherapie mit Lithium oder Valproat“, betonte Volz.(7)

 

 

Erste Erfahrungen mit Asenapin positiv

 

Nach Auswertung seiner eigenen Patientenpopulation konnte Volz die geringe Gewichtszunahme unter Asenapin sowie dessen geringen Einfluss auf sonstige metabolische Parameter und den Prolaktinspiegel bestätigen: „Unsere Erfahrungen mit Asenapin sind gut, auch was den Schlaf anstoßenden Effekt angeht“, berichtete er. „Der sedierende Effekt in den ersten Tagen und Wochen ist ja durchaus erwünscht.“ Zudem erleichtere die zur besseren Bioverfügbarkeit von Asenapin notwendige sublinguale Darreichung die Überwachung der Einnahme.

 

 

Erhaltungstherapie nicht zu kurz ansetzen

 

Priv.-Doz. Dr. Madza Adli, Berlin, wies darauf hin, dass bipolar erkrankte Patienten mehr als die Hälfte des Jahres unter affektiven Symptomen leiden, ob nun depressiv, manisch, hypoman oder gemischt. „Rezidive kündigen sich in der Regel bereits einige Wochen vorher an, zum Beispiel durch ein verändertes Schlafverhalten“, so der Psychiater. „Mit Hilfe von Psychoedukation können wir die Patienten und ihre Angehörigen für diese Frühwarnzeichen sensibilisieren.“ Besser sei es aber, Rückfälle von vornherein zu vermeiden. Übereinstimmend mit Volz und Naber stellte Adli fest: „Wir dürfen die erfolgreiche Therapie mit einem in der manischen Phase wirksamen Medikament nicht zu früh abbrechen.“ Je nach Krankheitsverlauf kann die Behandlungsdauer deutlich variieren und es kann, so Adli, sinnvoll sein, die Therapie über Monate fortzuführen.

 

 

Unkomplizierte Umstellung auf Asenapin

 

Die Umstellung von anderen Antipsychotika auf Asenapin sei unkompliziert, da nicht viele Interaktionen zu befürchten seien, waren sich Volz und Adli einig. „Asenapin wird zwar in der Leber verstoffwechselt, ist aber nur ein schwacher Inhibitor von CYP 2D6 und kein Induktor von CYP 1A2 und CYP 3A4“, so Volz. Wechselwirkungen seien am ehesten mit Paroxetin zu erwarten, dessen Spiegel sich bei Komedikation mit Asenapin verdoppeln könne, oder mit Fluvoxamin, das seinerseits den Asenapinspiegel stark erhöhe. „Valproat – als häufiger Kombinationspartner – oder auch Carbamazepin beeinflussen dagegen die Asenapinkonzentration nicht“, so Volz.(8) Adli ergänzte: „Je nach individuellen Gegebenheiten des Patienten und abhängig von seiner Vortherapie kann eine Cross- oder eine Plateau-Cross-Titration durchgeführt werden. Auch ein abrupter Switch ist möglich. Asenapin als Folgetherapie schränkt die Auswahl dieser Umstellungsmethoden nicht ein.“

 

 

Referenzen 

  1. Kessing LV, Andersen PK, Mortensen PB, & Bolwig TG (1998) Recurrence in affective disorder. I. Case register study. Br J Psychiatry 172:23-28.
  2. Shahid M, Walker GB, Zorn SH, & Wong EH (2009) Asenapine: a novel psychopharmacologic agent with a unique human receptor signature. J Psychopharmacol 23(1):65-73.
  3. McIntyre RS, et al. (2009) A 3-week, randomized, placebo-controlled trial of asenapine in the treatment of acute mania in bipolar mania and mixed states. Bipolar Disord 11(7):673-686.
  4. McIntyre RS, et al. (2010) Asenapine in the treatment of acute mania in bipolar I disorder: a randomized, double-blind, placebo-controlled trial. J Affect Disord 122(1-2):27-38.
  5. McIntyre RS, et al. (2009) Asenapine versus olanzapine in acute mania: a doubleblind extension study. Bipolar Disord 11(8):815-826.
  6. McIntyre RS, et al. (2010) Asenapine for long-term treatment of bipolar disorder: a double-blind 40-week extension study. J Affect Disord 126(3):358-365.
  7. Calabrese RJ et al., APA-Kongress Boston 2010, Poster.
  8. Sycrest® (Asenapin) Fachinformation. Juli 2011.

 


 

Quelle: Symposium „Gute Neuigkeiten für bipolare Patienten“, 11. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen (DGBS), Mannheim, 30. September 2011 (tB).

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