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Symposium im Rahmen der GTH-Jahrestagung 2016

Einfache und sichere Antikoagulation: Geht das?

 

Münster (18. Februar 2016) – Mit Edoxaban (LIXIANA®) steht ein neues Nicht-VKA orales Antikoagulanz (NOAK) zur Prävention von kardioembolischen Schlaganfällen und systemischen embolischen Ereignissen (SEE) bei nicht-valvulärem Vorhofflimmern (nvVHF) und für die Behandlung und Rezidivprophylaxe venöser Thromboembolien (VTE) zur Verfügung.1 Für das „New Kid on the Block“ heißt es nun, sich den Anforderungen des Alltags zu stellen, so Prof. Dr. Sabine Eichinger, Wien, Österreich, auf einem Symposium im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH).


„Über zwei Drittel der Patienten mit Vorhofflimmern sind 75 Jahre alt oder älter“, erklärte Prof. Dr. Wilhelm Haverkamp, Berlin. Dies stelle besondere Anforderungen an die orale Antikoagulation: Zum einen sei das Risiko für thromboembolische und therapieassoziierte Komplikationen höher als bei jüngeren Patienten, zum anderen müssten die Besonderheiten der Pharmakologie im Alter besonders beachtet werden. Denn ältere Patienten hätten häufig eine verminderte Nierenfunktion, erhielten Polymedikationen, die mit einem erhöhten Risiko für Arzneimittelinteraktionen einhergehen, die Therapieadhärenz sei teilweise mangelhaft und die Kontrolle der Behandlung erschwert. Eine Metaanalyse der großen NOAK-Studien zeigte, dass auch ältere Patienten von NOAKs profitieren.2 In der großen Edoxaban-Zulassungsstudie ENGAGE AF-TIMI 48 waren rund 40 % der Patienten 75 Jahre oder älter.3 Eine Subgruppenanalyse bestätigte die Wirksamkeit und Sicherheit von Edoxaban in dieser Patientengruppe und zeigte, dass der absolute Nutzen von Edoxaban bei älteren Patienten sogar tendenziell größer ist.3

 

 

Orale Antikoagulation und Komorbidität: Zwischen Schutz und Risiko

 

Zum Alter gesellen sich oft Begleiterkrankungen: „Komorbiditäten sind bei Patienten mit Vorhofflimmern die Regel, nicht die Ausnahme“, betonte Prof. Dr. Dietmar Trenk, Bad Krozingen. „Aus falsch verstandener Vorsicht werden NOAKs dann häufig unterdosiert.“ Dabei sind Interaktionen mit anderen Arzneimitteln bei NOAKs sehr viel seltener als bei Vitamin-K-Antagonisten (VKA). Dies ist nach den Worten von Trenk darauf zurückzuführen, dass NOAKs im Gegensatz zu VKA nicht die Produktion, sondern direkt die Wirkung der Gerinnungsfaktoren (Faktor Xa oder Thrombin) inhibieren.

 

Die Standarddosis von Edoxaban beträgt 60 mg einmal täglich. Bei bestimmten klinischen Faktoren, die zur Erhöhung der Edoxaban-Exposition führen, wird die Dosis von 60 auf 30 mg einmal täglich reduziert. Dazu zählen ein geringes Körpergewicht (≤ 60 kg), eine Komedikation mit den P-Glykoprotein-Inhibitoren Ciclosporin, Dronedaron, Erythromycin oder Ketoconazol sowie eine eingeschränkte Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance 15-50 ml/min).1 „Das Alter allein ist zwar kein Grund für eine Dosisreduktion von Edoxaban“, so Haverkamp. Bei älteren Patienten lägen diese Kriterien für eine Reduktion der Edoxaban-Dosis jedoch häufiger vor. Eine Subgruppenanalyse der Studie ENGAGE AF-TIMI 48 bestätigte, dass Edoxaban in reduzierter Dosierung auch für Patienten mit hohem Blutungsrisiko wirksam und gegenüber Warfarin sicherer ist.4 Im Vergleich zum entsprechenden Patientenkollektiv der Warfarin-Gruppe waren die Patienten, die 30 mg Edoxaban erhielten, in einem vergleichbaren Ausmaß vor Schlaganfällen und SEE geschützt wie die Patienten, bei denen die Dosis nicht reduziert worden war.4 Zusätzlich zeigte sich in dieser Patientengruppe eine größere relative Reduktion des Risikos für schwere Blutungen (Edoxaban 60 mg vs. Warfarin: Hazard Ratio [HR] = 0,88; Edoxaban 30 mg (als Dosisreduktion) vs. Warfarin: HR = 0,63; P-Interaktion für Edoxaban = 0,02).4

 

 

Wunsch und Wirklichkeit: OAK-Behandlungsrealität in Europa

 

Nach den Worten von Prof. Dr. Paulus Kirchhof, Birmingham, Großbritannien, hat der Einsatz von NOAKs über die letzten drei Jahre hinweg deutlich zugenommen. Bislang unveröffentlichte Daten aus der Verlängerungsphase des Registers PREFER in AF zeigten, dass in der Altersgruppe der 65- bis 74- Jährigen (n = 3.599) bereits mehr Patienten mit einem NOAK behandelt werden als mit einem VKA (37,70 % vs. 32,10 %). Hauptsächlich werden NOAKs zur Prävention eines ischämischen Schlaganfalls bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern eingesetzt. „Seit die NOAKs verfügbar sind, hat der Anteil der oral antikoagulierten Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern stetig zugenommen“, so Kirchhof. „Allerdings ist der Optimierungsbedarf weiterhin groß.“

 

 

Einfach und sicher antikoagulieren: Bedeutung von Compliance, Antidot und Monitoring

 

Die Anwendung von VKA ist im klinischen Alltag mit zahlreichen Limitationen verbunden. Dies war nach den Worten von Prof. Dr. Wolfgang Korte, St. Gallen, Schweiz, der Grund für die Entwicklung neuer oraler Antikoagualanzien. „Ein ideales Antikoagulanz sollte oral eingenommen werden, schnell an- und abfluten, wenig anfällig für Interaktionen sein, ein möglichst großes therapeutisches Fenster aufweisen und kein Monitoring erfordern“, erklärte Korte. NOAKs erfüllen diese Kriterien und die Therapie gehe mit einer guten Compliance einher.

 

 

Wrap-up Edoxaban: Die Zulassungsstudien auf den Punkt gebracht

 

Die Zulassung von Edoxaban basiert auf den Daten der Studien ENGAGE AF-TIMI 48 und Hokusai-VTE, den bislang größten und längsten globalen Zulassungsstudien, in denen ein NOAK bei nvVHF bzw. VTE untersucht wurde.5,6 ENGAGE AF-TIMI 48 hatte bei 21.105 Patienten mit nvVHF die einmal tägliche Gabe von Edoxaban in zwei unterschiedlichen Dosis-Regimen (60 mg oder 30 mg einmal täglich, jeweils mit der Möglichkeit einer Halbierung der Dosis bei bestimmten klinischen Faktoren) mit Warfarin (Ziel-INR 2–3) verglichen.5 „Die Studie zeigte für Edoxaban eine mit dem VKA vergleichbare Wirksamkeit bei gleichzeitig überlegener Sicherheit“, so Prof. Dr. Viola Hach-Wunderle, Frankfurt am Main. Die jährliche Inzidenz für Schlaganfälle und SEE lag unter Edoxaban einmal täglich 60 mg (inkl. 30 mg Dosisreduktion) bei 1,18 % versus 1,50 % unter Warfarin (HR = 0,79; 97,5 %-Konfidenzintervall [KI] = 0,63-0,99; p < 0,001 für Nicht-Unterlegenheit). Im Vergleich zu Warfarin war Edoxaban mit einer signifikanten Reduktion schwerer Blutungen assoziiert (2,75 % vs. 3,43 % pro Jahr; HR = 0,80; 95 %-KI = 0,71-0,91; p < 0,001).5

Hokusai-VTE untersuchte die einmal tägliche Gabe von Edoxaban bei VTE im Vergleich mit Warfarin (Ziel-INR 2–3) bei 8.292 Patienten mit akuter, symptomatischer tiefer Venenthrombose (TVT) und/oder Lungenembolie (LE). Auch diese Studie erreichte ihren primären Wirksamkeitsendpunkt, den Nachweis der Nicht-Unterlegenheit von Edoxaban im Vergleich zu Warfarin, sowohl bei TVT als auch bei LE. Klinisch relevante Blutungen (primärer Sicherheitsendpunkt) traten unter Edoxaban signifikant seltener auf als unter der Vergleichstherapie (8,5 % vs. 10,3 %; HR = 0,81; 95 %-KI = 0,71-0,94; p = 0,004).6

 

 

Über LIXIANA® (Edoxaban)

 

LIXIANA® (Edoxaban) ist in der Europäischen Union seit Juni 2015 für die Prophylaxe von Schlaganfällen und systemischen embolischen Ereignissen (SEE) bei erwachsenen Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern (nvVHF) und mindestens einem Risikofaktor zugelassen. Zu den Risikofaktoren zählen kongestive Herzinsuffizienz, Hypertonie, Alter von ≥ 75 Jahren, Diabetes mellitus, Schlaganfall oder transitorische ischämische Attacke (TIA) in der Anamnese. Darüber hinaus ist Edoxaban für die Behandlung venöser Thromboembolien (VTE; tiefe Venenthrombosen [TVT] und Lungenembolien [LE]) sowie zur Prophylaxe rezidivierender VTE bei erwachsenen Patienten indiziert.1 Die Standarddosierung von Edoxaban beträgt einmal täglich 60 mg für alle zugelassenen Indikationen (bei VTE nach initialer Anwendung eines parenteralen Antikoagulanz über mind. fünf Tage). Patienten, die gleichzeitig mit den P-Glykoprotein-Inhibitoren Ciclosporin, Dronedaron, Erythromycin oder Ketoconazol behandelt werden, sowie Patienten mit mäßig oder stark eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance 15-50 ml/min) oder einem Körpergewicht ≤ 60 kg erhalten eine reduzierte Edoxaban-Dosis von 30 mg einmal täglich.1

 

 

Über Daiichi Sankyo

 

Daiichi Sankyo entwickelt und vermarktet innovative Arzneimittel für Patienten in Industriestaaten sowie in aufstrebenden Ländern. Im Fokus stehen hier Medikamente für bislang unzureichend behandelte Krankheitsbilder. Unsere starke und vielversprechende Entwicklungspipeline ist das Ergebnis einer über einhundertjährigen Forschungsgeschichte und einer Leidenschaft für Innovation. 17.000 Mitarbeiter in über 20 Ländern tragen dazu bei, dass Daiichi Sankyo Patienten wirksame Therapien anbieten kann. Neben einem starken Portfolio von Arzneimitteln gegen Hypertonie, Hyperlipidämie, bakterielle Infektionen und thrombotische Erkrankungen entwickelt Daiichi Sankyo auch neue Therapien für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, für die Schmerzbehandlung sowie für die Onkologie und hier zudem biologische Wirkstoffe.

 

 

 

Literaturverweise 

  1. Fachinformation LIXIANA®, Stand Oktober 2015
  2. Ruff CT et al., Comparison of the efficacy and safety of new oral anticoagulants with warfarin in patients with atrial fibrillation: a meta-analysis of randomised trials. Lancet 2014; 383: 955-62.
  3. Kato ET et al., Efficacy and Safety of Edoxaban for the Management of Elderly Patients With Atrial Fibrillation: ENGAGE AF-TIMI 48. Circulation. 2014; 130: Abstract 16612.
  4. Ruff CT et al., Relationship Between Edoxaban Dose, Anti-Factor Xa Activity, and Outcomes in the ENGAGE AF-TIMI 48 Trial. Lancet 2015; 385: 2288-95.
  5. Giugliano R et al., Edoxaban versus warfarin in patients with atrial fibrillation. N Engl J Med 2013; 369(22): 2093-104.
  6. The Hokusai-VTE Investigators. Edoxaban versus warfarin for the treatment of symptomatic venous thromboembolism. N Engl J Med 2013; 369(15): 1406-15.

 

 


Quelle: Symposium der Daiichi Sankyo Deutschland GmbH: „Einfache und sichere Antikoagulation: Geht das?“ im Rahmen der 60. Jahrestagung der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung am 18.02.2016 in Münster (tB).

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