Abb. 1: Der intelligente Pflegewagen fährt autonom zum Einsatzort. Quelle: Fraunhofer IPATechnische Assistenzsysteme

Prototyp eines intelligenten Pflegewagens entwickelt

 

Stuttgart (18. Mai 2015) – Er kommt auf Anforderung, hält Pflegematerial vorrätig und dokumentiert den Verbrauch: Das Fraunhofer IPA entwickelt einen intelligenten Pflegewagen, der die Pflegekräfte im Berufsalltag informatorisch und physisch unterstützt. Einen ersten Prototyp haben die Wissenschaftler jetzt fertiggestellt. Damit engagieren sie sich weiterhin für verbesserte Arbeitsbedingungen in der Pflegebranche und entwickeln Lösungen für die Herausforderungen des demographischen Wandels.


Technische Assistenzsysteme können die schwierigen Arbeitsbedingungen in der stationären Alten- oder Krankenpflege verbessern, indem sie die Mitarbeiter bei ihrer Arbeit unterstützen und entlasten und ihnen somit mehr Zeit für die Interaktion mit den Pflegebedürftigen verschaffen. Großes Entlastungspotenzial sowohl gesundheitlicher als auch zeitlicher Art bietet der Pflegeprozess selbst, bei dem der intelligente Pflegewagen unterstützen soll.

Für einen ersten Prototyp haben die Wissenschaftler die mobile Basis des Serviceroboters Care-O-bot® 4 mit einem neuen Aufbau versehen, der mit Pflegematerial befüllt werden kann. Wenn der Pflegewagen an die Rufanlage einer Einrichtung angebunden ist, kann er automatisch zu dem Zimmer fahren, in dem ein Patient geklingelt hat. Über den integrierten Touchscreen kann die Pflegekraft ihre Anwesenheit quittieren bzw. den Roboter – wenn er dann nicht mehr benötigt wird – wieder freigeben. Zudem kann sie über das Display einfach dokumentieren, welche Pflegeutensilien sie verbraucht hat.


Verbesserungen für den Berufsalltag

Bisherige Pflegewagen bieten noch nicht die optimale Unterstützung für die Pflegekräfte. Vor allem in Notfällen stehen die Wagen oft nicht dort, wo das Personal sie gerade braucht. Außerdem sind sie oft unzureichend bestückt. Dadurch verlieren die Pflegekräfte Zeit, weil sie fehlendes Material erst separat aus dem Lager holen müssen, zumal die Laufwege in den Wohnbereichen bzw. Stationen sehr weit sind. Die Dokumentation der durchgeführten Pflegetätigkeiten und des
dabei verbrauchten Materials erfordert selbst bei Nutzung elektronischer Medien viel Zeit, weshalb die Pflegekräfte diese Arbeit oft noch nach Schichtende erledigen müssen.

»Wir möchten den Pflegewagen so weiterentwickeln, dass er mit seinen intelligenten Assistenzfunktionen den Berufsalltag verbessert. Der Wagen soll beispielsweise immer dort sein, wo die Pfleger ihn brauchen und so unnötige Laufwege ersparen«, erklärt Dr. Birgit Graf, Gruppenleiterin für Haushalts- und Assistenzrobotik am Fraunhofer IPA. Dafür ist er mit einem Navigationssystem ausgestattet, mit dem er selbstständig zum vorgegebenen Ziel fahren kann. Hindernisse, die sich ihm in den Weg stellen, erkennt er automatisch und umfährt sie. Neben der Anbindung an die Rufanlage ist die Anforderung des Wagens auch per Smartphone möglich.

In weiteren Ausbaustufen soll der Wagen den Pflegekräften automatisch folgen. Mithilfe eines komplett automatisierten Anreichemechanismus soll er die Pflegematerialien ergonomisch und hygienisch bereitstellen. Die Pflegedokumentation erfolgt direkt vor Ort am Bildschirm des Pflegewagens. Schließlich möchten die Wissenschaftler die Anbindung an ein automatisiertes Zentrallager untersuchen, das die Pflegewagen bestückt, Lagerbestände elektronisch überwacht und bei Bedarf nachbestellt.


Pflegewagen als Teil des Projekts »SeRoDi«

Der intelligente Pflegewagen entsteht im Rahmen des vierjährigen Verbundprojekts »Servicerobotik zur Unterstützung bei personenbezogenen Dienstleistungen« (SeRoDi). Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt mit knapp drei Millionen Euro. Das Fraunhofer IPA arbeitet hier mit dem Institut für Steuerungstechnik (ISW) und dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT) der Universität Stuttgart, der Universität Greifswald sowie den Altenpflegeheimen Mannheim und dem Universitätsklinikum Mannheim als Endanwendern zusammen.

Ziel ist es, drei Anwendungsszenarien aus dem Pflegealltag in die Praxis zu bringen und in mehreren Evaluierungszyklen zu untersuchen, inwieweit die neuen Technologien den Berufsalltag verbessern. Neben dem intelligenten Pflegewagen arbeiten die Projektpartner an der Weiterentwicklung des multifunktionalen und mit Assistenzfunktionen ausgestatteten Lifters »ELEVON«, der Pflegekräfte bei der Aufnahme und dem Transport von Personen unterstützt. Das dritte Anwendungsszenario beschäftigt sich mit einer Serviceassistenz, die den Bewohnern oder Patienten im Sinne eines »mobilen Kiosk« auf Anforderung z. B. Snacks, Getränke oder Zeitschriften in die Aufenthaltsräume oder direkt ans Bett bringt.


Serviceroboter weiter verbreiten

Die Projektpartner planen, die umgesetzten Assistenzsysteme auch nach Projektende in den Einrichtungen zu belassen, sodass sie unter anderem als Referenz für andere Einrichtungen genutzt werden können. »Vom Projekt SeRoDi versprechen wir uns nicht nur die Entwicklung und Erprobung neuer Anwendungen, sondern möchten auch neue Entwicklungs- und Anwendungspartner gewinnen, um den Einsatz von Servicerobotern im medizinischen und Pflegebereich weiter voranzubringen«, betont Birgit Graf.

 

Abb. 1 (oben): Der intelligente Pflegewagen fährt autonom zum Einsatzort. Quelle: Fraunhofer IPA

 

 

Abb. 2: Über das Touchpad kann der Verbrauch an Pflegeutensilien dokumentiert werden. Quelle: Fraunhofer IPA

 

Abb. 2: Über das Touchpad kann der Verbrauch an Pflegeutensilien dokumentiert werden. Quelle: Fraunhofer IPA

 


Quelle: Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, 18.05.2015 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…