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Gute Blutdrucksenkung gepaart mit günstigen Begleitwirkungen auf den Glukose- und Lipidmetabolismus sowie die Nieren
Telmisartan bei der Therapie der Hypertonie
Berlin (24. November 2005) – Die Hypertonie entwickelt sich meist auf dem Boden eines metabolischen Syndroms. Besonders günstig sind bei der Therapie deshalb Wirkstoffe wie das Telmisartan, die sich nicht nur durch eine ausgeprägte Senkung des systolischen und des diastolischen Blutdrucks sowie der Blutdruckamplitude auszeichnen sondern zugleich auch den Glukose- wie auch den Lipidmetabolismus günstig beeinflussen, so das Fazit bei einem Satellitensymposium anläßlich der Hochdruckligatagung in Berlin.
Die Bedeutung der essentiellen Hypertonie als Einzelrisikofaktor wurde lange Zeit überschätzt. Denn der Bluthochdruck entwickelt sich in der Mehrzahl der Fälle nicht isoliert sondern auf dem Boden eines metabolischen Syndroms. „Das muß auch unsere Therapieentscheidungen beeinflussen“, berichtete Prof. Dr. Klaus Parhofer aus München bei einem Satellitensymposium im Rahmen der 29. Wissenschaftlichen Tagung der Hochdruckliga in Berlin.
Blutdruck senken und metabolische Begleiteffekte nutzen
Es geht bei Hypertonikern mit metabolischem Syndrom nach seinen Worten nicht allein um die Blutdrucksenkung und den Schutz des Patienten vor Endorganschäden. Vielmehr muß gleichzeitig versucht werden, positiven Einfluß auf die Stoffwechselsituation zu nehmen und möglichst den Glukose- wie auch den Lipidmetabolismus günstig zu beeinflussen. Dies ist ein durchaus realistisches Ziel, wie Parhofer bei dem von Bayer Vital organisierten Symposium darlegte. Denn sowohl für ACE-Hemmer wie auch für die AT1-Rezeptorenblocker sind nach seiner Darstellung günstige metabolische Begleitwirkungen dokumentiert worden.
So führen vor allem Wirkstoffe wie Telmi-sartan (Kinzalmon® , Kinzalkomb®) nach Parhofer zu einer günstigen Modulation des Kohlenhydrat- wie auch des Lipidstoffwechsels, wodurch sich neben dem Blutdruck auch insgesamt die metabolische Situation des Patienten bessert. Für Telmisartan spricht nach Parhofer die sehr ausgeprägte Blutdrucksenkung, die sowohl den systolischen wie auch den diastolischen Blutdruck umfaßt und darüber hinaus auch die Blutdruckamplitude, die inzwischen als eigenständiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Ereignisse akzeptiert ist. Die Blutdruckreduktion erfolgt gleichmäßig und anhaltend mit zuverlässiger Wirkung über 24 Stunden. Dies erklärt sich unter anderem durch die ausgesprochen hohe Affinität von Telmisartan zum Angiotensin-Rezeptor und die mit mehr als 20 Stunden sehr lange Halbwertszeit.
Auch auf den Glukosestoffwechsel hat Telmisartan einen positiven Einfluß, wie eine Vergleichsstudie zu Losartan belegt. In der Studie wurden 40 Patienten mit der üblichen Dosierung als Monotherapie behandelt, was unter der Vergleichsmedikation praktisch keine Effekte auf den Glukosestoffwechsel hatte, unter Telmisartan aber zu einem signifikanten Abfall des Nüchternblutzuckers und des Nüchterninsulins führte und zu einer deutlichen Verbesserung der Insulinresistenz.
Eine Gewichtsreduktion möglichst erleichtern
Ein besonders wichtiges Problem ist nach Prof. Dr. Jürgen Scholze, Berlin, die Adipositas. Bei fast jedem zweiten adipösen Hypertoniker ist das Übergewicht nach seinen Worten der entscheidende Risikofaktor, der den Bluthochdruck unterhält. „In der Praxis muß deshalb beachtet werden, daß die Behandlung keinesfalls zu einer weiteren Gewichtszunahme führen darf“, mahnte Scholze in Berlin.
Es sollte im Gegenteil alles daran gesetzt werden, eine Gewichtsabnahme zu provozieren oder zu erleichtern. Deshalb darf durch die Behandlung der Hypertonie nicht die körperliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt werden und die antihypertensive Therapie sollte ferner so ausgerichtet werden, daß sie möglichst die gesamte metabolische Situation des Patienten günstig beeinflußt.
Als problematisch nannte Scholze vor diesem Hintergrund die Betablocker, da sie die Gewichtsabnahme erschweren und außerdem die Insulinempfindlichkeit mindern, die Triglyzeride erhöhen und das HDL-Cholesterin absenken. Auch Diuretika sind nach Scholze ungünstig, weil sie der Diabetesmanifestation Vorschub leisten.
PPAR-g-Rezeptoren – „antidiabetische Rezeptoren“
Anders ist dies bei den ACE-Hemmern und den AT1-Rezeptorblockern, welche den Blutdruck stoffwechselneutral senken, die körperliche Leistungsfähigkeit nicht beeinträchtigen und Endorganschäden vorbeugen. Einzelne Vertreter der Sartane wie das Telmisartan haben laut Scholze darüber hinaus günstige Effekte auf den Stoffwechsel, von denen in besonderer Weise adipöse Hypertoniker profitieren. So bessert der Wirkstoff die bei adipösen Hypertonikern fast immer vorliegende Insulinresistenz, die ein zentraler pathogenetischer Faktor des metabolischen Syndroms ist und Wegbereiter des Diabetes mellitus.
Erklärt werden kann dieser Effekt laut PD Dr. Ulrich Kintscher, Berlin, durch die Aktivierung von PPAR- g -Rezeptoren (Peroxisome Proliferator Activated Receptor- g durch Telmisartan, wobei es sich offensichtlich um eine substanzspezifische Eigenschaft und nicht um einen Klasseneffekt handelt. Die PPAR- g Rezeptoren gehören ebenso wie der Östrogenrezeptor und der Mineralkortikoidrezeptor zur Familie der nukleären Hormonrezeptoren und gelten inzwischen auch als „antidiabetischer Rezeptor“.
SPPARMs – Selektive Rezeptor-Modulation
Telmisartan wirkt als partieller Agonist auf diese Rezeptoren, es steigert über diesen Mechanismus die Insulinsensitivität und verbessert die Glukosetoleranz, wie der Mediziner anhand von in-vitro-Untersuchungen belegte.
Der Wirkstoff vermittelt eine selektive Modulation des Rezeptors und fungiert damit anlog den SERMs, den selektiven Östrogenrezeptormodulatoren, als SPPARM, also als selektiver PPAR-Modulator. Anders als Glitazone, die ihre antidiabetische Wirkung dem Effekt als voller PPAR- g -Agonist verdanken, kommt es nach Kintscher unter Telmisartan infolge des partiellen Agonismus nicht zu einer Flüssigkeitsretention und zur Ödembildung.
Auch auf die Nieren achten
Allerdings ist bei Hypertonikern nicht nur auf die metabolische Situation, sondern in besonderem Maße auch auf die Nieren zu achten, bemerkte PD Dr. Ulrich Wenzel aus Berlin. Mit Blick auf die Nieren ist nach seinen Worten eine konsequente Blutdrucksenkung und auch eine Reduktion der Proteinausscheidung anzustreben, da diese ihrerseits als Risikofaktor für ein terminales Nierenversagen bekannt ist.
„Es gibt nur zwei Medikamentengruppen, für die eine Nephroprotektion belegt wurde und das sind die ACE-Hemmer und die AT1-Rezeptorantagonisten“, so der Mediziner. ACE-Hemmer haben in Studien ihren nephroprotektiven Effekt nach seinen Worten vor allem bei Typ 1-Diabetikern unter Beweis gestellt, während es andererseits mehrere Studien gibt, die dokumentieren, daß bei Typ 2-Diabetikern insbesondere die Sartane und auch die Statine nephroprotektiv wirken.
Daß Telmisartan bei Diabetikern tatsächlich nephroprotektiv wirksam ist, hat unter anderem die DETAIL-Studie (Diabetics exposed to Telmisartan and Enalapril) dokumentiert, eine Endpunktstudie über fünf Jahre, in der 250 Typ 2-Diabetiker mit leichter bis mittelschwerer Hypertonie und beginnender Nephropathie doppelblind randomisiert mit 40 bis 80 mg des Sartans oder 10 bis 20 mg Enalapril behandelt wurden. Beide Therapieregime wirkten eindeutig nephroprotektiv, wobei sich Telmisartan dem ACE-Hemmer als ebenbürtig erwies.
Wenzel stellte in Berlin zudem ausdrücklich fest, daß durchaus auch Patienten mit manifester Nierenerkrankung mit den krankheitsmodulierenden ACE-Hemmern und Sartanen behandelt werden können und sollen. Wenzel: „Wenn die Therapie adäquat kontrolliert wird, sind in aller Regel der Kreatinin-Anstieg und die Hyperkaliämie auch bei nierenkranken Patienten kein Problem“.
Quelle: Satellitensymposium „Hochdrucktherapie als interdisziplinärer Ansatz. Welchen Beitrag können Sartane leisten?“ am 24. November 2005 bei der 29. Wissenschaftlichen Tagung der Deutschen Liga zur Bekämpfung des hohen Blutdruckes, Deutsche Hypertonie Gesellschaft, in Berlin (tB).