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Annual Meeting of American Society of Clinical Oncology (ASCO 2011)

Therapiesequenz beim metastasierten Nierenzellkarzinom (mRCC): Sunitinib und Temsirolimus weiterhin Standards in der Erstlinie

 

Berlin (26. August 2011) – „Beim metastasierten Nierenzellkarzinom (mRCC) stehen uns aktuell sechs zielgerichtete Medikamente zur Verfügung, die von nationalen und internationalen Fachgesellschaften in zwei Behandlungslinien empfohlen werden1“, sagte Professor Dr. Jürgen Gschwend* (München) auf einer Presseveranstaltung von Pfizer Oncology Deutschland2. Durch das breite Therapiespektrum hat sich die Prognose der Patienten erheblich verbessert. Zugleich steht damit im Praxisalltag die Frage nach der richtigen Therapiesequenz im Vordergrund. Ein zentrales Entscheidungskriterium, vor allem bei Behandlungsbeginn, sei die Wirksamkeit eines Präparats, ergänzte Professor Dr. Manuela Schmidinger* (Wien).

 

„Mit einer objektiven Ansprechrate von 47%, einem medianen Gesamtüberleben von 26,4 Monaten und inzwischen fünf Jahren Anwendungserfahrung ist Sunitinib (Sutent®) deshalb ein Referenzstandard in der mRCC-Erstlinientherapie“, wie die Onkologin betonte3,4,5. Daran habe sich nach dem ASCO 2011 nichts geändert. Ebenfalls ein Standard in der Erstlinie sei nach wie vor Temsirolimus (Torisel®) bei mRCC-Hochrisikopatienten, bei denen der mTOR-Inhibitor im Vergleich zu IFN-α eine signifikante Verlängerung des medianen Gesamtüberlebens (OS) zeigen konnte6. „Trotz der großen Fortschritte in der mRCC-Therapie gibt es weiterhin viel zu tun“, ergänzte Prof. Gschwend. Besonders wichtig seien die Erforschung prädiktiver Marker sowie die Entwicklung weiterer wirksamer Therapieoptionen, wie zum Beispiel der Wirkstoff Axitinib, verwies der Urologe auf neue Phase-III-Daten zur mRCC-Zweitlinientherapie, die auf dem ASCO 2011 diskutiert wurden.

 

Bei der Behandlung des mRCC kommt es darauf an, sich bei der Therapieentscheidung am einzelnen Patienten und an der Datenlage zur Wirksamkeit der Medikamente zu orientieren. Zugleich ist angezeigt, „eigene Erfahrungen bei der Wahl des Präparats heranzuziehen und von Beginn an die wirksamste Therapie einzusetzen“, sagte Prof. Schmidinger. Von besonderer klinischer Relevanz seien dabei neben den Überlebensdaten vor allem die Ansprechraten eines Medikaments. „Für den Patienten macht es sehr wohl einen Unterschied, ob die Erkrankung – gerade am Anfang der Therapie – stabil ist oder ob eine Tumorverkleinerung erreicht wird“, sagte Prof. Schmidinger.

 

Mit Sunitinib und Temsirolimus stehen effektive Erstlinientherapien beim mRCC zur Verfügung: Mit Temsirolimus konnte bei mRCC-Hochrisikopatienten im Vergleich zu Interferonalfa (IFN-α) eine signifikante Verlängerung des Gesamtüberlebens (OS) erreicht werden (10,9 vs. 7,3 Monate; p=0,008)6. In der Sunitinib-Zulassungsstudie konnte die objektive Ansprechrate im Vergleich zu IFN-α vervierfacht (47 vs. 12%; p<0,001) und das progressionsfreie Überleben (PFS) verdoppelt (median 11 vs. 5 Monate; p<0,001) werden. Das Gesamtüberleben (OS) betrug 26,4 Monate (IFN-α 21,8 Monate; p=0,051)2. Aktuelle Studienergebnisse, die auf dem ASCO 2011 präsentiert wurden, belegten die Effektivität und Verträglichkeit von Sunitinib außerdem in schwierig zu behandelnden Kollektiven wie älteren Patienten oder Dialyse-Patienten.7,8

 

Darüber hinaus stellte Prof. Schmidinger heraus, dass es sich bei Sunitinib um ein Medikament handelt, mit dem mittlerweile fünf Jahre Erfahrung im klinischen Alltag gesammelt wurden. Insgesamt wurden mit Sunitinib bisher in den zugelassenen Indikationen und in klinischen Studien bereits mehr als 130.000 Patienten weltweit behandelt9. Entsprechend umfangreich sind die Erfahrungen auch in der Langzeittherapie im Umgang mit der Substanz. Dabei haben sich Effektivität und Verträglichkeit des Medikaments im klinischen Alltag bestätigt, wie das Expanded-Access-Programm und das Tumorregister „Fortgeschrittenes Nierenzellkarzinom“ belegen4,5.

 

 

Noch viel zu tun – Forschung für den weiteren Fortschritt in der mRCC-Therapie

 

Die Studiendaten zu Sunitinib weisen darauf hin, dass das Nierenzellkarzinom auf eine Angiogenesehemmung gut anspricht. „Die Wirksamkeit von VEGF-Inhibitoren beim mRCC ist in Phase-III-Studien eindeutig gezeigt“, die Angiogenesehemmung sei damit „ein sehr etabliertes Therapieprinzip“, sagte Prof. Gschwend. Interessant seien in diesem Zusammenhang die beim ASCO vorgestellten Daten zu Axitinib10, einem oralen, selektiv wirkenden Inhibitor der bisher bekannten VEGF-Rezeptoren 1, 2 und 3. Die Phase-III-Studie mit 723 mRCC-Patienten untersuchte die Wirksamkeit der Pfizer-Entwicklungssubstanz Axitinib versus Sorafenib als Zweitlinien-Therapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms. Die auf dem ASCO präsentierten Daten wiesen darauf hin, dass die Therapiesequenz VEGF-Inhibitor gefolgt von VEGF-Inhibitor in Zukunft eine Option sein könnte „und Axitinib das Spektrum der mRCC-Zweitlinientherapien erweitern könnte“, sagte der Urologe.

 

„Das Nierenzellkarzinom bleibt ein Forschungsschwerpunkt bei Pfizer Oncology“, sagte Dr. Daniel Kalanovic, medizinischer Direktor von Pfizer Oncology Deutschland. Dazu gehört die Erforschung von verlässlichen Biomarkern und die Beteiligung an einer Reihe von RCCStudien in der neoadjuvanten, adjuvanten und palliativen Situation ebenso wie das Engagement für die weitere Verbesserung des Therapiemanagements. „Im Fokus unserer Anstrengungen liegt natürlich weiterhin die Entwicklung neuer Wirkstoffe“, betont der Mediziner. Er freue sich deshalb, dass Pfizer Inc. auf Basis der auf dem ASCO 2011 präsentierten Phase-III-Daten die Zulassung für Axitinib bei Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom nach Progress unter einer systemischen Therapie in Europa und in den USA beantragt hat. Die Zulassungsanträge wurden sowohl von der europäischen Arzneimittelbehörde EMA als auch von der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA angenommen11.

 

 

Referenten

 

  • * Prof. Dr. Jürgen E. Gschwend, Direktor der Urologischen Klinik und Poliklinik des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München
  • * Prof. Dr. Manuela Schmidinger, Oberärztin der Klinik für Innere Medizin I der Abteilung für Onkologie an der Medizinischen Universität Wien

 

 

Über Sunitinib Malat

 

Sunitinib blockiert mehrere Zielmoleküle (Targets), die an Wachstum und Ausbreitung von Krebs beteiligt sind. Zwei wichtige dieser Targets – der Rezeptor für den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGFR) und der Rezeptor für den Blutplättchen-Wachstumsfaktor (PDGFR) – werden in den Zellen vieler solider Tumortypen exprimiert. Man nimmt an, dass sie eine entscheidende Rolle in der Neoangiogenese spielen, dem Prozess der Blutgefäßneubildung zur Versorgung der Tumoren mit Sauerstoff und Nährstoffen, die für das Wachstum benötigt werden. Sunitinib hemmt darüber hinaus auch andere Targets, die für das Tumorwachstum wichtig sind, u. a. c-KIT, FLT3 und RET.

Sunitinib ist für die Erst- und Zweitlinien-Therapie von fortgeschrittenem und/oder metastasiertem Nierenzellkarzinom (mRCC) bei Erwachsenen indiziert. Außerdem ist das Medikament für die Behandlung von nicht resezierbarem und/oder metastasiertem malignen gastrointestinalen Stromatumor (GIST) beim Erwachsenen zugelassen, wenn eine Behandlung mit Imatinib fehlgeschlagen ist oder nicht vertragen wurde. In Europa ist Sunitinib seit dem 29. November 2010 zudem zur Therapie von nicht resezierbaren oder metastasierten, gut differenzierten pankreatischen neuroendokrinen Tumoren mit Krankheitsprogression bei Erwachsenen indiziert. In den USA erfolgte die Zulassung durch die FDA (Food and Drug Administration) im Mai 2011. Die Erfahrung mit Sunitinib in der Erstlinien-Therapie dieser Indikation ist begrenzt. 

Insgesamt wurde Sunitinib in der klinischen Praxis und in Studienprogrammen mittlerweile bei über 130.000 Patienten weltweit eingesetzt9.

 

 

Anwendungsgebiete von Temsirolimus

 

Temsirolimus ist angezeigt und zugelassen zur Erstlinien-Therapie des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms bei Patienten, die mindestens drei von sechs prognostischen Risikofaktoren aufweisen. Außerdem ist der Wirkstoff für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit rezidivierendem und/oder refraktärem Mantelzell-Lymphom.

 

 

Pfizer – Gemeinsam für eine gesündere Welt

 

Pfizer erforscht und entwickelt mit weltweit über 100.000 Mitarbeitern moderne Arzneimittel für alle Lebensphasen von Mensch und Tier. Mit einem der höchsten Forschungsetats der Branche setzt der Weltmarktführer mit Hauptsitz in New York neue Standards in Therapiegebieten wie Krebs, Entzündungskrankheiten, Schmerz oder bei Impfstoffen. Pfizer erzielte im Geschäftsjahr 2010 einen Umsatz von 67,8 Milliarden US-Dollar.

In Deutschland beschäftigt Pfizer derzeit rund 4.000 Mitarbeiter an fünf Standorten: Berlin, Düsseldorf, Freiburg, lllertissen und Karlsruhe. Pfizer hat in Deutschland 2009 einen Umsatz von zwei Milliarden Euro erwirtschaftet.

 

 

Referenzen 

  1. Escudier B et al. On behalf of the ESMO Guidelines Working Group: ESMO Clinical Practice Guidelines. Renal cell carcinoma: for diagnosis, treatment and follow-up. Ann Oncol. 2010;21 (Supplement 5):v137-v139.
    Ljungberg B et al.: Guidelines on renal cell carcinoma. Update 2010, www.uroweb.org/professional-resources/guidelines/online
  2. Post-ASCO-Pressegespräch der Pfizer Pharma GmbH: „ASCO 2011: Viel erreicht, noch viel zu tun – Therapiestandards und Perspektiven beim metastasierten Nierenzellkarzinom (mRCC)“. München, 4. Juli 2011
  3. Motzer RJ et al.: Overall survival and updated results for sunitinib compared with Interferon alfa in patients with metastatic renal cell carcinoma. J Clin Oncol. 2009;27:3584-3590
  4. Gore ME et al. Safety and efficacy of sunitinib for metastatic renal-cell carcinoma: an expanded access trial. Lancet Oncol. 2009;10:757-763
  5. Müller L et al. Tumorregister Fortgeschrittenes Nierenzellkarzinom – Zugang zur Behandlungsrealität von Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom in Deutschland, DGU 2010, oral presentation
  6. Hudes G et al.: Temsirolimus, interferon alfa, or both for advanced renal cell carcinoma. N Engl J Med. 2007;356:2271-2781
  7. Casper J et al.: Efficacy and safety of sunitinib in patients with metastatic renal cell carcinoma on hemodialysis. J Clin Oncol. 2011;29 (suppl; abstr. 4646)
  8. Hutson TE et al.: A pooled analysis of the efficacy and safety of sunitinib in elderly patients (pts) with metastatic renal cell carcinoma (mRCC). J Clin Oncol. 2011;29 (suppl; abstr. 4604)
  9. Pfizer, data on file
  10. Rini BI et al.: Axitinib versus sorafenib as second-line therapy for metastatic renal cell carcinoma (mRCC): Results of phase III AXIS trial. J Clin Oncol .2011;29 (suppl; abstr. 4503)
  11. Pfizer Files For European Regulatory Review Of Axitinib For Patients With Advanced Renal Cell Carcinoma. Pressemitteilung von Pfizer Inc. vom 1.6.2011, www.pfizer.com

 

 


Quelle: Pfizer Pharma, 26.08.2011 (v³ agentur) (tB).

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