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Tiefe Hirnstimulation bei der fortgeschrittenen Parkinson-Krankheit wirksamer als medikamentöse Behandlung
Berlin (19. Januar 2009) – Eine aktuelle amerikanische Studie zeigt, dass die tiefe Hirnstimulation die Beweglichkeit und Lebensqualität der fortgeschrittenen Parkinson-Erkrankung besser erhält als die medikamentöse Behandlung. Dies bestätigt die Ergebnisse einer große deutsche Studie aus dem Jahre 2006. Nebenwirkungen sind bei der Behandlung häufiger als in der medikamentös behandelten Gruppe. Es kommt aber durch die Operation nicht zu psychiatrischen Nebenwirkungen oder zu einer Gedächtnisverschlechterung. Die Therapie kann damit als wissenschaftlich erprobt und empfehlenswert für Patienten gelten, die ausgeprägte Schwankungen der Beweglichkeit aufweisen und nicht mehr zufriedenstellend medikamentös behandelbar sind.
In einer soeben im Journal der American Medical Association publizierten Studie wurde der Nachweis geführt, dass mit der tiefen Hirnstimulation bei Patienten mit ausgeprägten Schwankungen der Beweglichkeit, die nicht mehr ausreichend medikamentös behandelt werden können, ein besseres Ergebnis als mit Medikamenten erzielt werden kann. In die Untersuchung wurden 255 Patienten einbezogen. Diese waren mindestens drei Stunden am Tag immobil, wiesen Überbewegungen trotz medikamentöser Therapie auf und waren frei von Demenz. Die Patienten erhielten entweder eine operative Behandlung mit Elektroden im Nucleus subthalamicus (n=60) bzw. im Globus pallidum internum (n=61) oder eine optimierte medikamentöse Behandlung (n=134).
Patienten mit der Neurostimulation erreichten 4,5 Stunden mehr gute Beweglichkeit ohne Überbewegungen, eine bessere motorische Beweglichkeit im schlechtesten Zustand und eine bessere Lebensqualität als die medikamentös behandelte Patientengruppe. Die kognitiven Funktionen zeigten in Bereichen wie Flüssigkeit der Sprache und Denkgeschwindigkeit eine geringe Verschlechterung. Ein Patient verstarb durch eine operationsbedingte Hirnblutung. Stürze und Verkrampfungen waren in der Neurostimulationsgruppe häufiger als in der medikamentös behandelten Gruppe.
Diese Ergebnisse bestätigen inhaltlich vollständig die Ergebnisse der großen deutschen Behandlungsstudie aus dem Jahre 2006 . Die Verlängerung der Zeit mit guter Beweglichkeit betrug in der amerikanischen Studie 4,5 Stunden in der deutschen 4,4 Stunden, die Zeit guter Beweglichkeit betrug in der operierten Gruppe zehn bzw. zwölf Stunden, die Beweglichkeit im immobilen Zustand verbesserte sich auf 30/108 bzw. 28/108 und die Lebensqualität verbesserte sich um 17 bzw. 23 Prozent. Die deutsche Studie zeigte weniger schwere Nebenwirkungen, hatte aber in der operativ behandelten Gruppe mehr Todesfälle aufzuweisen. Auch die Risiken der Therapie sind mit diesen beiden und einigen anderen Studien besser einzuschätzen: Das Risiko tödlicher Komplikationen liegt bei 0,4 Prozent und das Risiko bleibender Behinderung bei einem Prozent. Das Risiko einer Implantat bedingten meist korrigierbaren Komplikation (z.B. Schmerz an der Implantationsstelle oder Infektionen) liegt bei zehn Prozent.
Zusammenfassend wurde bestätigt, dass diese Therapie der größte therapeutische Fortschritt für diese schwerstbehinderten Patienten darstellt seit der Entdeckung der Behandlung mit L-Dopa. Das Ergebnis ist bedeutsam, weil damit in zwei unabhängigen Studien die sehr gute 6-Monatswirksamkeit dieser Therapie im Vergleich zur medikamentösen Therapie bewiesen wurde.
Die Komplikationen müssen berücksichtigt werden. Wenn der Erfolg so bedeutsam ist wie hier, müssen angesichts dieser schwersten Behunderung auch riskantere Behandlungen in Betracht gezogen werden. Die Tiefe Hirnstimulation kommt daher in Frage für schwerbehinderte Patienten, die unter Schwankungen der Beweglichkeit leiden, die wenigstens noch für kurze Zeit auf Medikamente ansprechen und keine Gedächtniskrankheit zeigen.
Quellen
[1] Weaver F, Follett K, Stern M, et al; for the CSP 468 Study Group. Bilateral deep brain stimulation vs best medical therapy for patients with advanced Parkinson disease: a randomized controlled trial. JAMA. 2009;301(1):63-73
[2] Deuschl G, Schade-Brittinger C, Krack P, et al; German Parkinson Study Group, Neurostimulation Section. A randomized trial of deep-brain stimulation for Parkinson’s disease. N Engl J Med. 2006;355(9):896-908.
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) vom 19.01.2009.