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Urgency to treat:
Aktuelles zu Wirksamkeit und Sicherheit von Tysabri® in der MS-Therapie
Berlin (24. Februar 2010) – Für eine erfolgreiche Behandlung der Multiplen Sklerose ist die Berücksichtigung des individuellen Krankheitsverlaufes entscheidend. Insbesondere bei der rasch fortschreitenden MS ist die Identifizierung betroffener Patienten Voraussetzung für die Wahl der optimalen Behandlung: Bei suboptimalem Ansprechen auf eine Basistherapie muss ein Wechsel zu einer Medikation mit höherer Wirksamkeit erfolgen, um die Gesamtprognose zu verbessern. Für viele Patienten ist hier eine Therapie mit dem monoklonalen Antikörper Natalizumab (Tysabri® A) empfehlenswert, um die Krankheitsaktivität besser zu kontrollieren, so das Fazit der Experten bei der Pressekonferenz „Urgency to treat: Aktuelles zu Wirksamkeit und Sicherheit von Tysabri® in der MS-Therapie“, die am 24. Februar 2010 in Berlin stattfand. So bestätigt eine aktuelle multizentrische Anwendungsbeobachtung erneut die hohe Wirksamkeit des Antikörpers gerade in dieser Patientengruppe [1]. Ein weiterer Fokus lag auf der Sicherheit in der Behandlung mit Natalizumab. Die Neubewertung des Nutzen-Risiko-Profils sowohl durch die Europäische Arzneimittelbehörde EMEA als auch durch die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) bescheinigen Tysabri® ein unverändert positives Nutzen-Risiko-Profil [2].
Verbesserte Prognose durch frühe Identifizierung des Krankheitsverlaufes
Die MS ist eine schwere Erkrankung – insbesondere ein steigender Behinderungsgrad und damit verbundene Einschränkungen wie Arbeitsunfähigkeit und soziale Belastungen verringern die Lebensqualität der Patienten. Eine zeitige Einstellung auf eine dem Krankheitsverlauf angepasste Therapie kann die klinische Manifestation von Schäden im zentralen Nervensystem reduzieren. Gerade bei der rasch fortschreitenden MS ist das Risiko groß, dass eine Behinderungsprogression durch eine Basistherapie nicht in ausreichendem Maße aufgehalten werden kann. Hier ist eine frühe Identifikation der Patienten anhand bekannter Risikofaktoren entscheidend: „Dazu zählen die Schubfrequenz unter einer krankheitsmodifizierenden Therapie, die unvollständige Symptomrückbildung nach Schüben oder das Fortschreiten kognitiver Defizite“, so PD Dr. Mathias Mäurer, Bad Mergentheim. Diese Kriterien deuten häufig auf ein suboptimales Ansprechen auf die Therapie hin. So zeigen aktuelle Zahlen, dass bis zu zwei Drittel der MS-Patienten unter einer Basistherapie noch Krankheitsaktivität zeigen [3]. „Hier gilt es zu intervenieren, denn die Anzahl von Schüben korreliert mit der Behinderungsprogression – bei jedem zweiten Patienten bilden sich die Symptome nicht mehr vollständig zurück, bei jedem dritten Patienten ist eine Zunahme des EDSS-Wertes um ≥ 1 Punkt zu verzeichnen. Krankheitsdurchbrüche sind demnach ein häufiges Problem“, so Mäurer weiter [4].
Kontrolle der Krankheitsaktivität als Therapieziel
Um die Prognose von Patienten mit einer hochaktiven MS zu verbessern, ist meist eine wirksamere Therapieoption indiziert. Hier hat sich der monoklonale Antikörper Natalizumab in klinischen Studien und in der Praxis als äußerst effektiv erwiesen. Die wichtigsten Parameter der Krankheitsprogression können durch Tysabri® kontrolliert werden: In der Zulassungsstudie AFFIRM konnte eine Reduktion der Schubrate um 68% erreicht werden [5], für hochaktive Patienten lag dieser Wert sogar bei über 80% [6]. Über einen Zeitraum von 120 Wochen wurde für Patienten mit ≥ 2 Schüben und ≥ 1 Gd+-Läsion bei Baseline eine 64%ige Verringerung der Behinderungsprogression gezeigt [6]. Eine Post-hoc-Auswertung der Zulassungsstudie zeigte, dass die Therapie mit Tysabri® sogar zu einer anhaltenden Verbesserung bereits bestehender Behinderungen führen kann [7]. Als Verbesserung galt in dieser Studie die Reduktion des EDSS-Wertes um mindestens 1 Punkt über einen Zeitraum von wenigstens 12 Wochen. „Die Ergebnisse zeigen eine über bis zu 48 Wochen robuste Steigerung der Wahrscheinlichkeit einer anhaltenden Besserung von Behinderungen um 69% gegenüber Placebo, bei hochaktiven Patienten sogar um 143%“, berichtete Professor Volker Limmroth, Köln. Die hohe Wirksamkeit von Natalizumab wird auch durch neue Daten aus dem klinischen Alltag belegt [1]: Als primärer Endpunkt definiert wurde die jährliche Schubrate nach Beginn der Therapie mit Tysabri® im Vergleich zur Schubrate innerhalb von 12 Monaten unter der vorangegangenen Behandlung. 63,9% der Patienten waren nach 12 Monaten frei von Schüben und ohne Behinderungsprogression im EDSS, 64,9% der Patienten zeigten weder neue Gd-aufnehmende Läsionen noch neue T2-Läsionen. 48,5% der eingeschlossenen Patienten zeigten damit nach einem Jahr eine vollständige Freiheit von klinischer und radiologischer Krankheitsaktivität. „Ein weiterer wichtiger Parameter einer erfolgreichen Therapie ist die Lebensqualität“, so Limmroth. „Anhand der Skalen MCS, PCS und VAS konnte für Tysabri® eine signifikante Steigerung der Lebensqualität belegt werden. Besonders profitierten Patienten mit einem rasch fortschreitenden Krankheitsverlauf.“ [8]
Neubewertung des Nutzen-Risiko-Profils von Tysabri®: unverändert positiv
Das Nutzen-Risiko-Profil von Tysabri® wurde nach einer Neubewertung durch die Arzneimittelbehörden als unverändert positiv eingestuft [2]. Die EMEA und FDA notierten ein erhöhtes Risiko einer Progressiven Multifokalen Leukenzephalopathie (PML) mit zunehmender Behandlungsdauer. Im Februar 2010 lag die Zahl der mit Natalizumab behandelten Patienten bei über 64.600 (Stand 23. November 2004 bis 31. Dezember 2009), von denen 35 an PML erkrankten. Dennoch betonten die Behörden übereinstimmend, dass der klinische Nutzen von Tysabri® weiterhin gegenüber dem potentiellen Risiko einer PML-Erkrankung überwiegt. Die Voraussetzung für eine sichere Anwendung von Tysabri® sei ein sorgfältiges klinisches Monitoring. Zusätzlich wird empfohlen, Patienten nach zwei Jahren erneut auf das Risiko einer PML hinzuweisen. Damit werden die Empfehlungen des Ärztlichen Beirats der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) aus dem vergangenen Jahr bestätigt [9]. Laut dieser Bewertung ist die Wirksamkeit von Natalizumab über mindestens drei Jahre nachgewiesen. Therapiepausen sind keine empfehlenswerte Maßnahme zur Reduktion des Risikos einer PML, da dies nicht durch Daten gestützt werden kann. Auch eine aktive Therapieumstellung von Patienten stelle keine vernünftige Maßnahme dar. „Bei richtiger Indikationsstellung und hoher klinischer Wachsamkeit ist Tysabri® eine wertvolle Therapieoption für Patienten mit hochaktiver MS“, betonte Professor Bernd Kieseier, Düsseldorf. Um die Ärzte regelmäßig über die Entwicklungen zu informieren, stellt Biogen Idec eine monatliche Aktualisierung zu den bestätigten PML-Fällen auf der Internetseite www.tysabri.de zur Verfügung.
Anmerkung
A) Tysabri® ist als Monotherapie zugelassen für Patienten mit hoher Krankheitsaktivität trotz Behandlung mit einem Interferon beta mit mindestens einem Schub innerhalb der vergangenen 12 Monate und bestimmten Veränderungen im MRT (³9 T2-Läsionen oder ³1 Gd+-Läsion) oder bisher unbehandelte Patienten mit rasch fortschreitender MS mit mindestens zwei Schüben mit Behinderungsprogression innerhalb der vergangenen 12 Monate und ³1 Gd+-Läsion oder signifikante Zunahme der T2-Läsionen.
Quellen
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Putzki N et al., Eur Neurol 2010; 63(2): 101-106: Natalizumab Reduces Clinical and MRI Activity in Multiple Sclerosis Patients with High Disease Activity: Results from a Multicenter Study in Switzerland.
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European Medicines Agency, Press Release EMA/37607/2010, 21. Januar 2010,
FDA, US Food and Drug Administration, Med Watch Alert posted on February 5, 2010, quote ”Tysabri (Natalizumab): Update of Health Care Professional Information” -
Rudick RA et al., Lancet Neurology 2009; 8 (6): 545-59: Current approaches to the identification and management of breakthrough disease in patients with multiple sklerosis
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Hirst C et al., J Neurol 2008; 255: 280-287: Contribution of Relapses to Disability in Multiple Sclerosis
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Polman CH et al., N Engl J Med. 2006; 354 (9): 899-910: A Randomized, Placebo-Controlled Trial of Natalizumab for Relapsing Multiple Sclerosis.
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Hutchinson M et al., J Neurol. 2009 Mar; 256(3): 405-15. Epub 2009 Mar 18: The efficacy of natalizumab in patients with relapsing multiple sclerosis: subgroup analyses of AFFIRM and SENTINEL.
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Munschauer F et al. Sustained Improvement in Physical Disability with Natalizumab in Patients with Relapsing Multiple Sclerosis. Präsentiert auf dem AAN 2009, Seattle
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Kieseier B et al., Improvement in Quality-of-Life Outcomes with Natalizumab in Multiple Sclerosis Patients with Highly Active Disease. Präsentiert auf dem AAN 2009, Seattle
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Gold R et al., Neurol 2009; 36: 334-344: Therapie der Multiplen Sklerose – Ergebnisse und Empfehlungen einer Arbeitstagung des Ärztlichen Beirates der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft
Quelle: Jahresauftakt-Pressekonferenz der Firma Biogen Idec am 24.02.2010 in Berlin (Ogilvy Healthworld) (tB).