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Neue Bewertung von Disease-Management-Programmen:
Versorgungsqualität bei Diabetikern deutlich verbessert
Neuherberg (21. Juli 2009) – Durch Einführung von Disease-Management-Programmen (DMP) der gesetzlichen Krankenkassen hat sich die Versorgungsqualität bei Typ-2-Diabetikern deutlich verbessert. Das zeigt eine soeben veröffentlichte Studie des Instituts für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen am Helmholtz Zentrum München. Die Untersuchung beruht auf Daten einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe von DMP-Teilnehmern bzw. von nicht in das DMP eingeschriebenen Diabetikern aus der KORA-Bevölkerungsstudie.
Disease-Management-Programme sind systematische Behandlungsprogramme, die auf Erkenntnisse der evidenzbasierten Medizin zurückgreifen: Therapeutische Entscheidungen müssen dabei immer auf Grundlage einer nachgewiesenen Wirksamkeit der Behandlungsform getroffen werden. "Wir konnten anhand von Daten aus der KORA-Bevölkerungsstudie zeigen, dass sich die Qualität der Versorgung von Diabetikern mit Einführung der DMP deutlich verbessert hat", so Prof. Dr. Rolf Holle vom Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, der die Studie geleitet hat. "Die Patienten werden regelmäßiger untersucht, häufiger in Bezug auf ihr Gesundheitsverhalten beraten und erhalten öfter die richtigen Medikamente für die Behandlung ihrer Erkrankung ".
Einige Beispiele aus der Studie, die vom AOK-Bundesverband mitfinanziert wurde: DMP-Patienten nehmen deutlich häufiger Antidiabetika und Arzneimittel zur Behandlung des Bluthochdrucks, der bei Diabetikern häufig anzutreffen ist. Ihre Laborwerte wie Langzeit-Blutzuckerwert, Blutdruck, Cholesterin oder Eiweiß im Urin wurden häufiger kontrolliert. Auch in Bezug auf Folgeerkrankungen werden sie regelmäßiger untersucht: Knapp 83 Prozent der DMP-Teilnehmer gaben an, dass in den letzten zwölf Monaten ihre Augen kontrolliert worden waren. Bei den Nicht-Teilnehmern waren es nur 59 Prozent. Fußuntersuchungen wurden bei 67 Prozent der Patienten in DMPs im Vergleich zu lediglich 38 Prozent bei Nicht-Teilnehmern durchgeführt.
Schulungen, mit denen die aktive Teilnahme an der Behandlung gefördert werden sollen, sind ein zentraler Bestandteil der Disease-Management-Programme. Rolf Holle: "Daher ist es nicht überraschend, dass auch hier deutliche Unterschiede festzustellen sind, wenn auch weitere Verbesserungen wünschenswert wären". Knapp 63 Prozent der DMP-Diabetiker hatten eine entsprechende Veranstaltung besucht, in der Regelversorgung waren es nur 39 Prozent. Darüber hinaus achten DMP-Teilnehmer stärker selber auf ihre gesundheitliche Konstitution: knapp 61 Prozent der Patienten im DMP gaben an, mindestens einmal in der Woche ihren Blutdruck zu messen, während es bei den Nicht-Teilnehmern nur 43 Prozent waren. Eigene Kontrollen der Füße, des Gewichts und des Blutzuckers wurden von der DMP-Gruppe ebenfalls häufiger durchgeführt.
In Bezug auf den Taillenumfang und beim Body-Mass-Index (BMI) schnitten die DMP-Patienten dagegen schlechter ab – allerdings waren sie bereits vor Eintritt in das DMP stärker übergewichtig gewesen als die Nicht-Teilnehmer. Auffällig war, dass die Patienten, die nicht an einem Behandlungsprogramm teilnahmen, häufiger regelmäßigen Sport trieben. Das schlechtere Risikoprofil beim Übergewicht scheint also durch DMP nicht gezielt beeinflusst zu werden.
Weitere Untersuchungen sollen folgen, denn die DMP-Gruppe war im Schnitt lediglich zwei Jahre und drei Monate in Disease-Management-Programme für Typ-2- Diabetiker eingeschrieben. "Dieser Zeitraum ist vergleichsweise kurz, wenn man feststellen will, ob und wie sich aufgrund der strukturierten Behandlung die medizinischen Werte verändert haben", erklärt Rolf Holle, "weitere Effekte der Behandlung und Betreuung im DMP lassen sich erst über einen längeren Zeitpunkt ermitteln."
Weitere Informationen
Originalpublikation: Stark, R., Schunk, M., Leidl, R., Meisinger, C., Holle, R.: Prozessevaluation von Disease Management Programmen bei Typ 2 Diabetes auf Basis einer bevölkerungsrepräsentativen Studie in der Region Augsburg (KORA). Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis 61, 283-301 (2009)
Das Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen am Helmholtz Zentrum München (Direktor: Prof. Dr. Reiner Leidl) leistet mit seinen interdisziplinär angelegten Forschungs- und Entwicklungsarbeiten Beiträge zur Verbesserung der Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der Gesundheitsversorgung. Wichtige Methoden sind dabei die bevölkerungsbezogene Versorgungsforschung und die gesundheitsökonomischen Evaluationsforschung.
KORA (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg; Leitung: Prof. Dr. Dr. H.-Erich Wichmann) stellt eine Untersuchungs-Plattform für bevölkerungsbasierte Gesundheitsforschung in Epidemiologie, Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung dar. KORA ist ein Netzwerk von bevölkerungsrepräsentativen Surveys und darauf aufbauenden Follow-up-Studien. Die Besonderheit dieser Plattform ist die breite Beteiligung externer Partner an der Planung, Durchführung und Finanzierung der einzelnen Vorhaben.
Das Helmholtz Zentrum München ist das deutsche Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. Als führendes Zentrum mit der Ausrichtung auf Environmental Health erforscht es chronische und komplexe Krankheiten, die aus dem Zusammenwirken von Umweltfaktoren und individueller genetischer Disposition entstehen. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 1680 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens auf einem 50 Hektar großen Forschungscampus. Das Helmholtz Zentrum München gehört der größten deutschen Wissenschaftsorganisation, der Helmholtz-Gemeinschaft an, in der sich 16 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit insgesamt 26.500 Beschäftigten zusammengeschlossen haben.
Quelle: Pressemitteilung des Helmholtz Zentrums München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt vom 21.07.2009.