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Viagra gegen Herzinsuffizienz
Wirkstoff Sildenafil macht versteifte Herzwände wieder elastisch
Bochum (21. Dezember 2011) – Wie der Viagra-Wirkstoff Sildenafil Herzprobleme lindern kann, berichten Bochumer Forscher in Kooperation mit Kollegen der Mayo Clinic in Rochester (Minnesota) in der Zeitschrift Circulation. Sie untersuchten Hunde mit diastolischer Herzinsuffizienz, bei denen sich die Herzkammer nicht ausreichend mit Blut füllt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigten, dass Sildenafil versteifte Herzwände wieder elastisch macht. Das Medikament schaltet ein Enzym an, das das Riesenprotein Titin in den Herzmuskelzellen erschlaffen lässt. „Hiermit haben wir erstmals eine Therapie im Tiermodell entwickelt, die auch Hoffnung auf eine erfolgreiche Behandlung von Patienten macht“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Linke vom RUB-Institut für Physiologie.
„Gummiband-Proteine“ beeinflussbar
Sildenafil hemmt ein spezielles Enzym (Phosphodiesterase 5 A), was dazu führt, dass sich ein Botenstoff (cGMP) vermehrt bildet. Der Botenstoff schaltet das Enzym Proteinkinase-G an, das Phosphatgruppen an bestimmte Proteine anheftet. Diese so genannte Phosphorylierung lässt Blutgefäße erschlaffen, wofür die „Potenzpille“ Viagra ursprünglich auf den Markt kam. Die Bochumer und Rochester Forscher stellten fest, dass durch den gleichen Mechanismus auch das Herzmuskelprotein Titin phosphoryliert wird. „Die Titinmoleküle sind ähnlich wie Gummibänder“, erklärt der Bochumer Physiologe. „Sie tragen entscheidend zur Steifigkeit der Herzwände bei.“ Die Aktivität der Proteinkinase-G lässt Titin erschlaffen. Das macht die Herzwände dehnbarer. Der Effekt tritt bereits innerhalb von Minuten nach Gabe des Medikaments auf.
Medikamente gegen Herzinsuffizienz heute nicht ausreichend
„Von allen Patienten im Alter über 60, die wegen eines schwachen Herzens im Krankenhaus sind, hat die Hälfte eine diastolische Herzinsuffizienz“, erläutert Linke. „Obwohl wir wissen, dass die verminderte Dehnbarkeit der Herzwände die Ursache ist, kann die Erkrankung mit den heutigen Medikamenten nicht vernünftig behandelt werden“. In der so genannten „Relax“-Studie des „Heart Failure Network“ wird die Wirksamkeit von Sildenafil bei Menschen bereits getestet. „Sollte sich mit dem Medikament erstmals ein positiver Effekt bei Herzinsuffizienz nachweisen lassen, hätten wir schon einen molekularen Mechanismus parat, der die Wirkung erklärt“, so Linke.
Titelaufnahme
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K. Bishu, N. Hamdani, S.F. Mohammed, M. Kruger, T. Ohtani, O. Ogut, F.V. Brozovich, J.C. Burnett, W.A. Linke, M.M. Redfield (2011): Sildenafil and B-type natriuretic peptide acutely phosphorylate titin and improve diastolic distensibility in vivo, Circulation, doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.111.048520
Quelle: Ruhr-Universität Bochum, 21.12.2011 (tB).