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Eisenmangel bei chronisch-entzündlichen Darmer­krankungen:
aktuelle Daten und praxisnahe Empfehlungen zur leitliniengerechten Diagnostik und Therapie

 

  • Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) leiden häufig an Eisenmangel mit oder ohne Anämie.1,2
  • Die aktuelle ECCO-Leitlinie empfiehlt bei allen CED-Patienten mit Eisenmangelanämie eine Eisensubstitution – intravenös* (i.v.) bei klinisch aktiver CED, Unverträglichkeit von oralem Eisen, Hb-Werten < 10 g/dl und Bedarf für Erythropoese-stimulierende Agentien.1
  • Umfangreiche Evidenz-basierte Studiendaten zeigen den klinischen Nutzen einer i.v. Eisentherapie mit Eisencarboxymaltose (ferinject®) bei CED-Patienten mit Eisenmangelanämie.1,3-6

 

Berlin (20. März 2018) – Eisenmangel mit oder ohne Anämie ist eine eigenständige, klinisch bedeutsame und häufig in Verbindung mit chronischen Erkrankungen auftretende Indikation – beispielsweise mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Dort liegt die Prävalenz des Eisenmangels zwischen 60 und 80 %, und etwa ein Drittel der Patienten weist eine Anämie auf.2 Mögliche Ursachen sind verringerte Eisenzufuhr, verminderte Resorption über die geschädigte Darmmukosa und/oder erhöhter Eisenverlust durch gastrointestinale Blutungen.1,7
Hinzu kommt, dass bei entzündlichen Prozessen nicht genügend Eisen zur Verfügung gestellt werden kann. Man spricht dann von Anämie der chronischen Erkrankung.8,9
 


Entsprechend der zahlreichen Funktionen von Eisen im Organismus können die Auswirkungen eines Eisendefizits – auch ohne begleitende Anämie – vielfältig sein und die Patienten im Alltag stark beeinträchtigen. Mögliche Symptome sind unter anderem Erschöpfung und Fatigue, kognitive Einschränkungen, Kopfschmerzen sowie erhöhte Infektanfälligkeit. Bleibt der Eisenmangel unbehandelt, kann sich eine Eisenmangelanämie entwickeln.9 Diese wird bei CED-Patienten in bis zu 90 % der Fälle durch ein Eisendefizit verursacht und ist ihrerseits mit reduzierter Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit sowie erhöhten Hospitalisierungsraten assoziiert.1,9
 
Umso bedeutsamer ist eine adäquate Diagnostik und Therapie eines Eisenmangels bei Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, wie Prof. Ingolf Schiefke (Leipzig) im Rahmen des „Eisen-Gipfels ferinject®“ in Berlin betonte und anhand vorgestellter Fälle praxisnah und interdisziplinär erläuterte.
 
 
Einfache Diagnostik anhand weniger Laborparameter
 
Entsprechend der großen Bedeutung des Eisendefizits hat die European Crohn’s and Colitis Organisation (ECCO) ein Konsensuspapier zur Diagnostik und Behandlung von Eisenmangel und (Eisenmangel)-Anämie bei CED herausgegeben. Demnach sollten alle CED-Patienten regelmäßig

 

auf das Vorliegen einer Anämie kontrolliert werden.1 Die Diagnostik von Eisenmangel und Anämie ist anhand weniger Laborparameter zuverlässig, rasch und einfach durchführbar.

 

Neben dem Blutbild dienen dazu folgende Serumparameter:

 

  • Das Serum-Ferritin ist der sensitivste Marker für den Eisenstoffwechsel und korreliert (bei gesunden Personen) mit dem Speichereisen. Aufgrund seiner Eigenschaft als Akutphase-Protein kann Ferritin bei Vorliegen einer Entzündung (falsch positiv) erhöht sein, dadurch wird ein Eisenmangel gegebenenfalls maskiert.10 Dies ist insbesondere bei CED von Relevanz, so dass die ECCO abhängig vom Status der Inflammation unterschiedliche Referenzwerte definiert.1
  • Die Transferrin-Sättigung (TSAT) ist ein Maß für den beladenen Anteil des Eisentransportproteins Transferrin und damit für das verfügbare Funktionseisen und die Versorgung der Erythropoese mit Eisen.10
  • Bei Verdacht auf eine aktive Entzündung ist zudem die Bestimmung des C-reaktiven Proteins (CRP) für die richtige Interpretation des Serum-Ferritins von Bedeutung.1,10

Bei CED sind die Kriterien abhängig vom Entzündungsgrad definiert, wie Prof. Schiefke erläuterte:
Für CED-Patienten ohne klinische, endoskopische oder biochemische Anzeichen für eine aktive Erkrankung gilt ein Serum-Ferritin-Wert < 30 μg/l als Kriterium für Eisenmangel. Bei aktivem Verlauf weist auch eine Konzentration zwischen 30 und 100 µg/l auf ein Eisendefizit hin. TSAT-Werte von < 20 % bedeuten, dass nicht ausreichend Eisen für eine normale Erythropoese verfügbar ist.1
 
 
Leitlinien betonen hohen Stellenwert einer i.v. Eisensubstitution
 
Gemäß ECCO-Konsensus wird bei allen CED-Patienten mit manifester Eisenmangelanämie eine Eisensubstitution empfohlen.1 Diese kann jedoch auch bereits bei isoliertem Eisenmangel sinnvoll sein.11 Ziel der Eisentherapie ist die Restitution der Eisenspeicher und die Normalisierung des Hb-Wertes.1 Prinzipiell stehen orale und intravenöse (i.v.) Eisenpräparate zur Verfügung.
 
Eisencarboxymaltose (ferinject®) ist indiziert zur Behandlung von Eisenmangelzuständen, wenn orale Eisenpräparate unwirksam sind oder nicht angewendet werden können.12
 
Laut ECCO ist eine orale Eisensubstitution angebracht, wenn Patienten eine milde Anämie sowie eine klinisch inaktive Grunderkrankung aufweisen und zuvor keine Unverträglichkeit von oralem Eisen  hatten.1 Eine i.v. Eisengabe empfiehlt die ECCO bei CED-Patienten mit klinisch aktiver Erkrankung, mit einer Unverträglichkeit von oralem Eisen, mit einer Hb-Konzentration < 10 g/dl sowie bei Patienten mit Bedarf für Erythropoese-stimulierende Agentien.1
 
 
Gute Evidenz für i.v. Eisencarboxymaltose-Therapie
 
Umfangreiche Evidenz-basierte klinische Studiendaten belegen den Nutzen einer i.v. Eisentherapie mit Eisencarboxymaltose (ferinject®) bei CED-Patienten mit Eisenmangelanämie3-6 – sowohl im Vergleich zu Placebo3 als auch zu i.v. Eisensucrose.4 Die i.v. Eisengabe führte innerhalb von 12 Wochen bei einem Großteil der Patienten zur Normalisierung der Hb-Werte und einer Verbesserung der Lebensqualität.4
 
In einer Metaanalyse gingen die Daten von fünf randomisierten kontrollierten Studien zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von i.v. Eisen bei 1.143 anämischen CED-Patienten ein. Dort erwies sich Eisencarboxymaltose als das effektivste i.v. Eisenpräparat in Bezug auf eine Hb-Normalisierung oder einen Hb-Anstieg um mindestens 2 g/dl – gefolgt von Eisensucrose. Hierbei traten mit FCM tendenziell weniger unerwünschte Ereignisse auf als bei den anderen i.v. Eisenpräparaten.6
 
 
Auch an Anämie der chronischen Erkrankung denken
 
Die Zusammenhänge zwischen chronischer Erkrankung und Eisenmangel sind komplex und multifaktoriell, wie Prof. Schiefke erläuterte. Die systemische Eisenhomöostase wird maßgeblich durch das in der Leber gebildete Peptidhormon Hepcidin beeinflusst. Eisen und Hepcidin regulieren sich durch einen Rückkoppelungsmechanismus gegenseitig. Darüber hinaus wird Hepcidin durch die erythropoetische Aktivität und durch pro-inflammatorische Zytokine, wie Interleukin 6 reguliert.
 
Bei entzündlichen chronischen bzw. malignen Erkrankungen werden diese Entzündungsmediatoren verstärkt freigesetzt und stimulieren die Hepcidin-Synthese. Hohe Hepcidin-Spiegel senken die Eisenkonzentration im Plasma, indem sie die Freisetzung von Eisen aus den Speichern und die Eisenaufnahme im Dünndarm deutlich verringern. Infolgedessen entwickelt sich zunächst ein Eisenmangel und schließlich eine Anämie. Man spricht dann von Anämie der chronischen Erkrankung.8,13-15
 
 
 
 

Die Vifor Pharma Gruppe, ehemals Galenica Gruppe, ist ein globales Spezialitäten-Pharmaunter­nehmen. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, globale Marktführerin in den Bereichen Eisenmangel, kardio-renaler Therapien und Nephrologie zu werden. Das Unternehmen ist der bevorzugte Partner für Spezialitäten-Pharmaprodukte und innovative patientenorientierte Lösungen. Die Vifor Pharma Gruppe will Patienten mit schweren und chronischen Krankheiten auf der ganzen Welt helfen, ein Leben in besserer Gesundheit zu führen. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vermarktet pharmazeutische Produkte für eine optimale Patientenversorgung.
 
Die Vifor Pharma Gruppe nimmt in all ihren Kerngeschäften eine führende Position ein und besteht aus den folgenden Unternehmen: Vifor Pharma, Vifor Fresenius Medical Care Renal Pharma (ein gemeinsam mit Fresenius Medical Care geführtes Unternehmen), Relypsa und OM Pharma. Die Vifor Pharma Gruppe hat ihren Hauptsitz in der Schweiz und ist an der Schweizer Börse (SIX Swiss Exchange, VIFN, ISIN: CH0364749348) kotiert.

 

 
 

Vifor Pharma, ein Unternehmen der Vifor Pharma Gruppe mit Sitz in Zürich, ist die weltweit führende Gesellschaft in der Erforschung, Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von pharmazeutischen Produkten zur Behandlung von Eisenmangel. Das Unternehmen bietet zudem ein diversifiziertes Portfolio an verschreibungs- (Rx) und nichtverschreibungspflichtigen (OTC) Medikamenten an.
Vifor Pharma baut seine globale Präsenz laufend aus und verfügt über ein umfassendes, weltweites Netzwerk aus Tochtergesellschaften und Partnern.

 

 
 
ferinject® (US-Markenname: Injectafer®) ist ein innovatives, dextranfreies, intravenös zu verabreichendes Eisenpräparat, das von Vifor Pharma, erforscht und entwickelt wurde. Eisencarboxymaltose ist der pharmazeutische Wirkstoff von ferinject®. Bislang ist ferinject® in 72 Ländern weltweit für die Behandlung von Eisenmangelzuständen zugelassen, wenn orale Eisenpräparate unwirksam sind oder nicht angewendet werden können. Die Diagnose eines Eisenmangels muss durch geeignete Laboruntersuchungen bestätigt sein12.
 

Anmerkung

 

  • *Eisencarboxymaltose (ferinject®) ist zugelassen zur Behandlung von Eisenmangelzuständen, wenn orale Eisenpräparate unwirksam sind oder nicht angewendet werden können (Fachinformation ferinject® in der jeweils gültigen Fassung). 

Literatur

  1. Dignass AU, et al. European consensus on the diagnosis and management of iron deficiency and anaemia in inflammatory bowel diseases. Journal of Crohn’s and Colitis 2015; 9: 211-222.
  2. Stein J, Dignass AU. Management of iron deficiency anemia in inflammatory bowel disease – a practical approach. Ann Gastroenterol 2013; 26: 104-113.
  3. Evstatiev R, Alexeeva O, Bokemeyer B, et al. Ferric carboxymaltose prevents recurrence of anemia in patients with inflammatory bowel disease. Clin Gastroenterol Hepatol 2013; 11: 269–277.
  4. Evstatiev R et al. FERGIcor, a randomized controlled trial on ferric carboxymaltose for iron deficiency anemia in inflammatory bowel disease. Gastroenterology Gastroenterology 2011; 141: 846-853.
  5. Bonovas S et al. Intravenous Versus Oral Iron for the Treatment of Anemia in Inflammatory Bowel Disease. Medicine 2016; 95(2): e2308
  6. Aksan A et al. Systematic review with network meta-analysis: comparative efficacy and tolerability of different intravenous iron formulations for the treatment of iron deficiency anaemia in patients with inflammatory bowel disease. Aliment Pharmacol Ther 2017; 45: 1303–1318.
  7. Goldberg ND. Iron deficiency anemia in patients with inflammatory bowel disease. Clinical Experimental Gastroenterol 2013; 6: 61-70.
  8. Metzgeroth G, Hastka J. Eisenmangelanämie und Anämie der chronischen Erkrankung. Internist 2015; 56: 978-988.
  9. Reinisch W et al. State of the iron: How to diagnose and efficiently treat iron deficiency anemia in inflammatory bowel disease. J Crohns Colitis 2013; 7: 429-440.
  10. Hastka J et al. Eisenmangel und Eisenmangelanämie. Stand April 2011. http://www.dgho-onkopedia.de/de/onkopedia/leitlinien/eisenmangel-und-eisenmangelanaemie – Letzter Zugriff: 14.03.2018.
  11. Gomollón F and Gisbert JP. Current management of iron deficiency anemia in inflammatory bowel disease: a practical guide. Drus 2013; 73: 1761-1770.
  12. Fachinformation ferinject® in der jeweils gültigen Fassung.
  13. Hentze MW, Muckenthaler MU, Galy B, Camaschella C. Two to tango: regulation of Mammalian iron metabolism. Cell 2010; 142(1): 24-38.
  14. Hentze MW, Muckenthaler MU, Andrews NC. Balancing acts: molecular control of mammalian iron metabolism. Cell 2004; 117(3): 285-297.
  15. Arezes J, Nemeth E. Hepcidin and iron disorders: new biology and clinical approaches. Int Jnl Lab Hem 2015; 37(Suppl. 1): 92-98.

 

 


Quelle: Vifor Pharma, 20.03.2018 (tB).

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