Psychologen erforschen Umgang mit Lachen und Frotzeln in Beziehungen

Was sich neckt, das liebt sich?

 

Halle-Wittenberg (16. Oktober 2018) – Egal ob übereinander oder miteinander: Lachen spielt in Liebesbeziehungen eine wichtige Rolle. Ähneln sich die Liebespartner in ihrem Umgang mit Lachen oder dem Ausgelachtwerden, sind diese eher zufrieden mit ihrer Beziehung. Menschen, die Angst davor haben ausgelacht zu werden, sind mit ihrer Beziehung dagegen häufig weniger glücklich. Das überträgt sich auch auf ihren Partner und ihre Sexualität. Zu diesem Ergebnis kommen Psychologen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) in einer neuen Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift „Journal of Research in Personality“ veröffentlicht wurde.

Lachen spielt für den Menschen eine große Rolle: „Frühere Studien haben gezeigt, dass viele Menschen bei der Partnerwahl großen Wert darauf legen, dass ihr Partner oder ihre Partnerin einen Sinn für Humor hat und gerne lacht“, sagt der Psychologe Prof. Dr. René Proyer von der MLU, der die neue Studie gemeinsam mit Kay Brauer durchgeführt hat.

Wie Menschen darauf reagieren, wenn über sie gelacht wird, ist sehr unterschiedlich: Einige Menschen haben Angst davor, ausgelacht zu werden. „Sie interpretieren das Lachen eher als etwas Negatives oder Abschätziges“, erklärt Proyer. Andere würden es genießen, im Mittelpunkt zu stehen und bewusst Situationen provozieren, in denen über sie gelacht wird. Für diese Menschen seien Lacher ein Ausdruck der Wertschätzung. Eine weitere Eigenschaft ist es, Freude zu empfinden, wenn man andere auslacht und zum Beispiel Scherze auf Kosten anderer macht. „Diese drei Eigenschaften sind Persönlichkeitsmerkmale, die in verschiedenen Ausprägungen und Kombinationen vorkommen können. Das kann zum Beispiel von kleinen Witzen bis hin zum Spott über andere reichen. Alle Eigenschaften sind bis zu einem gewissen Grad normal – auch die Angst vorm Ausgelachtwerden“, so Proyer weiter. Aus der Kombination der einzelnen Merkmale lassen sich Profile bilden – zum Beispiel ein Mensch, der gerne über andere lacht, aber selbst ungern ausgelacht wird.

Für ihre aktuelle Studie führten die Psychologen aus Halle eine Online-Befragung mit 154 heterosexuellen Paaren durch. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantworteten dabei getrennt voneinander Fragen zu ihrer Beziehung. Dabei ging es zum Beispiel darum, wie zufrieden die Befragten mit ihrer Beziehung insgesamt sind, ob sich das Paar häufig streitet und wie zufrieden die jeweilige Person mit ihrem Sexualleben ist. Die Forscher erhoben zudem, wie die Umfrageteilnehmer damit umgehen, wenn über sie gelacht wird und ob sie gerne andere auslachen.

Für die Analyse verglichen die Forscher zunächst die Angaben der einzelnen Personen miteinander: „Dabei zeigte sich, dass sich die Partner häufig hinsichtlich ihrer einzelnen Eigenschaften und auch ihrer Profile ähneln“, fasst Kay Brauer zusammen. Gab es diese Übereinstimmung, waren die Paare im Durchschnitt zufriedener mit ihrer Beziehung als andere.

Für Menschen, die das Lachen über sich provozieren, beobachteten die Forscher vor allem positive Effekte: „Frauen berichteten häufiger, mit ihrer Beziehung eher zufrieden zu sein und sich stärker von ihrem Partner angezogen zu fühlen. Für sie und ihre Partner galt zudem, dass beide mit ihrem Sexleben eher zufrieden waren“, so Brauer weiter. Die Angst davor ausgelacht zu werden hatte dagegen eher negative Effekte: Menschen mit dieser Angst sind mit ihrer Beziehung weniger zufrieden und misstrauen ihrem Partner auch eher. Dies habe auch Folgen für den Partner: Männer berichteten häufiger, dass sie mit ihrem Sexualleben eher unzufrieden sind, wenn ihre Partnerinnen Angst davor hatte, ausgelacht zu werden.

Für Menschen, die gerne über andere spotten, konnten die Psychologen in Bezug auf die Beziehungszufriedenheit keine derartigen Zusammenhänge finden. Allerdings zeigte sich, dass sich die Paare häufiger streiten. „Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass diese Menschen gerne einmal über die Stränge schlagen und spöttische Kommentare äußern, die dann zu einem Streit führen können“, so Brauer.

Als alleiniges Merkmal zur Beurteilung einer „guten“ Beziehung reiche ein ähnlicher Umgang mit Lachen jedoch nicht aus, so die beiden Forscher. Dafür wären die beobachteten Effekte allein nicht aussagekräftig genug. Erkenntnisse darüber, ob einer der beiden Partner in einer Beziehung Angst vor dem Ausgelachtwerden hat, könnten aber künftig bei der Paartherapie oder -beratung nützlich sein. Die halleschen Psychologen wollen in Folgestudien ihre bisherigen Ergebnisse mit den Angaben von Singles zum Umgang mit dem Lachen kombinieren.

 


Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 16.10.2018 (tB).

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