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Weltnierentag 2015

ADPKD – eine vernachlässigte Erkrankung mit dringendem Bedarf an zielgerichteter Therapie

 

Frankfurt am Main (12. März 2015) – Die autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD) ist mit ca. 10 Millionen nachgewiesenen Betroffenen eine der häufigsten Erbkrankheiten weltweit.1 Die ADPKD ist eine chronische, progressive Krankheit, bei der es zur Zystenbildung in den Nieren und anderen Organen kommt und die in einem Nieren-versagen mündet.2 Bisher kann ADPKD nur symptomatisch behandelt werden. Die Erkrankung hat erhebliche physische und psychische Auswirkungen auf die Betroffenen und deren Familien. Insbesondere die Aussicht auf eine Dialyse oder Nierentransplantation ist für viele Patienten sehr belastend. Auch extrarenale Komplikationen und Begleiterkrankungen sowie Schmerzen im Bereich der Nieren schränken die Lebensqualität immer weiter ein. Da die ADPKD und ihre Folgen oft unterschätzt werden, empfiehlt das European ADPKD Forum (EAF), Gesundheitspersonal und breite Öffentlichkeit gegenüber ADPKD mehr zu sensibilisieren.3 Zudem solle die Entwicklung von zielgerichteten Therapiemöglichkeiten gefördert werden, die den Nierenfunktionsverlust verzögern und den Patienten eine neue Lebensperspektive geben können.3


Einer neuen Untersuchung zufolge beträgt die Prävalenz der ADPKD in Europa 3,56/10.000 Menschen.4 In Deutschland leben schätzungsweise 40.000 diagnostizierte ADPKD-Patienten. ADPKD ist eine der häufigsten Erbkrankheiten und vierthäufigste Ursache für Nierenversagen.5

 

Charakteristisch für diese Erkrankung ist die Bildung und stetige Ausdehnung von flüssigkeitsgefüllten Zysten in den Nieren, was zu einer teils immensen Vergrößerung der Nieren führt. Durch das renale Zystenwachstum kommt es zu einem fortschreitenden Nierenfunktionsverlust, der bei den meisten Betroffenen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren in Nierenversagen – mit Dialysepflicht oder Nierentransplantation – mündet.

 

Von der Zystenbildung können auch andere Organe betroffen sein, insbesondere die Leber. Das individuell unterschiedlich ausgeprägte klinische Bild der ADPKD umfasst vielfältige Symptome wie Hypertonie, Hämaturie, Albuminurie, Abdomen- und Flankenschmerzen sowie gelegentlich Zysteninfektionen und -einblutungen mit teilweise schwerem Verlauf. Zudem treten häufig intrakraniale Aneurysmen, Herzklappenveränderungen oder Kolondivertikulose auf.6-8

 

 

ADPKD – von der Genmutation zum Nierenversagen

 

Der ADPKD liegt eine Mutation der Gene PKD1 oder PKD2 zugrunde, die die Proteine Polycystin-1 und Polycystin-2 auf den Primärzilien der Tubulusepithelzellen in der Niere kodieren. Zu ca. 85 % ist PKD1 und in der Mehrzahl der übrigen Fälle PKD2 betroffen.2

 

Die Mutation verursacht einen Defekt der Primärzilien, was u.a. zu einer Hochregulation des Vasopressin-2-Rezeptors (V2-Rezeptor) führt.2,9 Dadurch wird vermehrt zyklisches Adenosinmonophosphat (cAMP) synthetisiert, das die Zellproliferation und die Bildung von Zysten und Flüssigkeitsansammlungen fördert.2,9,10 Das stetige Zystenwachstum führt zum fortschreitenden Verlust von funktionsfähigen Nephronen. Kann dies nicht mehr kompensiert werden – meist im 3. bis 4. Lebensjahrzehnt –, verschlechtert sich die Nieren-funktion.11

 

 

ADPKD – körperliche und seelische Folgen oft unterschätzt

 

Von ADPKD betroffene Menschen leiden ihr Leben lang unter den physischen und psychischen Folgen der Erkrankung, die ihre Lebensqualität und das Wohlbefinden beeinträchtigen. In der Regel müssen die Patienten mit – immer größer werdenden – Einschränkungen fertig werden, die ihren Arbeitsalltag sowie ihre körperliche Leistungsfähigkeit betreffen.12 Die seelischen Belastungen sind immens und sollten nicht unterschätzt werden, insbesondere bei bestehendem Kinderwunsch. Viele Betroffene haben Zukunfts- und Verlustängste, sie machen sich große Sorgen in Bezug auf ihre Erkrankung und besonders, wann das Endstadium eintreten wird. Das Leben vieler ADPKD-Patienten wird von der Angst vor Dialyse, Transplantation oder der Ruptur eines Aneurysmas im Gehirn geprägt.12 Alle diese Aspekte können zu Angstsyndromen und Depression führen.13,14

 

 

ADPKD – zielgerichtete Therapiemöglichkeiten dringend benötigt

 

Die ADPKD stellt eine große Herausforderung für Ärzte und Patienten dar, da mit den bis-her zur Verfügung stehenden Therapien nur Symptome gelindert bzw. die Begleiterkrankungen teilweise behandelt werden können. Es werden dringend zielgerichtete, nierenspezifische Therapiemöglichkeiten benötigt.

 

 

European ADPKD Forum – Expertengruppe zur Verbesserung der ADPKD-Therapie

 

Im Mai 2014 wurde daher das Europäische ADPKD Forum (EAF) gegründet, eine multi-disziplinäre Gruppe aus führenden Experten aus Medizin und Patientenvereinigungen, die dazu beitragen soll, die Gesundheit und die Lebensperspektive von ADPKD-Patienten zu verbessern. Die EAF-Initiative unter der gemeinsamen Leitung von Tess Harris, President of PKD International, und Dr. Richard Sandford, Consultant Clinical Geneticist am Addenbrooke’s Hospital, Cambridge, hat nun einen Expertenbericht erarbeitet, um die mangelnde Sensibilisierung von Gesundheitspersonal und breiter Öffentlichkeit für die Erkrankung ADPKD zu verbessern.3 Der Bericht fasst neue Erkenntnisse aus der bislang größten Um-frage unter 730 ADPKD-Patienten zu den emotionalen und körperlichen Belastungen aufgrund der Krankheit zusammen.12 „Wir haben für den EAF-Bericht analysiert, wie gut die Gesundheitsdienste im Hinblick auf die Herausforderung ADPKD zurzeit aufgestellt und welche Veränderungen erforderlich sind, um den Ausbau und die Gewährleistung von Versorgungsleistungen bei dieser Erkrankung zu verbessern”, erklärte Harris. „Das Management von ADPKD basiert aktuell auf dem allgemeinen Management des Verlusts der Nierenfunktion sowie der mit der Erkrankung assoziierten Symptome. In der EU finden sich zahlreiche verschiedene Behandlungskonzepte; Fachkenntnisse über die Krankheit sind nur begrenzt verfügbar. Wir brauchen innovative, langfristige Lösungen, um Patientenergebnisse zu verbessern und den finanziellen und gesellschaftlichen Herausforderungen von ADPKD gerecht zu werden“, betonte Sandford anlässlich der Veröffentlichung des EAF-Berichts. Einen dringenden Bedarf sieht Sandford vor allem bei der Entwicklung zielgerichteter Behandlungsmethoden für ADPKD sowie bei der Verabschiedung internationaler Leitlinien, um die Versorgung von ADPKD-Patienten zu optimieren.

 

 

Über European ADPKD Forum (EAF)

 

Das EAF ist ein fachübergreifendes Gremium führenden medizinischen Experten und Vertretern von Patientenorganisationen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Gesundheit und Lebensqualität von ADPKD-Patienten zu verbessern. Die EAF-Initiative wurde von Otsuka Pharmaceutical Europe Ltd. als einzigem Sponsor ins Leben gerufen. Weder Co-Vorsitzende des EAF noch Forumsmitglieder erhalten für ihre Aufgaben im Rahmen dieser Initiative ein Honorar. Der Inhalt des EAF-Berichts stellt die Meinungen des EAF und nicht zwangsläufig die Meinungen des Sponsors dar.

 

 

Über Otsuka

 

Otsuka Pharmaceutical ist eine globale Unternehmensgruppe auf dem Pharma- und Gesundheits-markt. Geleitet von der Unternehmensphilosophie „Otsuka-people creating new products for better health worldwide“ (Otsuka-Mitarbeiter schaffen neue Produkte für eine bessere Gesundheit auf der ganzen Welt) erforscht und entwickelt das Unternehmen, produziert und vermarktet innovative Arzneimittel und Medizinprodukte sowie Produkte zur Erhaltung der allgemeinen Gesundheit.

 

Als forschendes Pharmaunternehmen hat sich Otsuka ein Ziel gesetzt: therapeutische Lücken durch die Entwicklung innovativer Produkte zu schließen. Die Schwerpunkte der bereits vermarkteten Produkte liegen dabei auf den Gebieten Zentrales Nervensystem, Endokrinologie, Nephrologie, Onkologie, Infektionserkrankungen und Gastroenterologie. In den genannten Therapiebereichen und einigen weiteren befinden sich zahlreiche Substanzen in verschiedenen Stadien der klinischen Entwicklung.

 

Gegründet wurde Otsuka 1921 von Busaburo Otsuka, der mit der Herstellung von Feinchemikalien, gewonnen aus dem Meer, begann. 1946 hatte sich das Unternehmen unter seinem Sohn Masahito Otsuka zu einem Hersteller von Infusionslösungen entwickelt, der Kliniken in ganz Japan belieferte. 1971 beschloss Akihiko Otsuka, die 3. Generation des Familienunternehmens, eigene therapeutische Arzneimittel herzustellen, und gründete Otsukas erstes Institut für Arzneimittelentwicklung. Heute sind in der Otsuka Holdings rund 44.000 Mitarbeiter in mehr als 166 Unternehmen in 25 Ländern und Regionen beschäftigt. Otsuka verfügt über 43 Forschungszentren und 158 Produktionsstätten und ist seit Dezember 2010 an der Börse von Tokyo notiert. Im Geschäftsjahr 2013 (1. April 2013 bis 31. März 2014) erwirtschaftete die Unternehmensgruppe einen konsolidierten Umsatz von über zehn Milliarden Euro.

 

In Deutschland ist Otsuka unter anderem in Frankfurt mit der Vertriebs- und Vermarktungsgesellschaft Otsuka Pharma GmbH und der Niederlassung Otsuka Europe Development and Commercialization für die Klinische Forschung sowie in München mit Otsuka Novel Products GmbH vertreten.

 

 

Referenzen  

  1. Lentine KL et al. Clin J Am Soc Nephrol 2010; 5(8):1471–1479.
  2. Torres VE et al. Lancet 2007;369(9569):1287–1301.
  3. Otsuka Pharmaceutical Europe Ltd. Data on file. 2013.
  4. Grantham JJ et al. N Engl J Med. 2006;354(20):2122–2130.
  5. Schrier RW et al. J Am Soc Nephrol. 2014;25(11):2399–2418.
  6. Halvorson CR et al. Int J Nephrol Renovasc Dis. 2010;3:69–83.
  7. Torres VE, Harris PC. Kidney Int. 2009;76(2):149–168.
  8. Dell KM. Adv Chronic Kidney Dis. 2011;18(5):339–347.
  9. Takiar V, Caplan MJ. Biochim Biophys Acta. 2011;1812(10):1337–1343.
  10. Grantham JJ et al. Nat Rev Nephrol. 2011;7(10):556–566.
  11. Otsuka Pharmaceutical Europe Ltd. Marktforschungsdaten, 2014
  12. de Barros BP et al. J Bras Nefrol 2011;33:120–128.
  13. Pérez-Dominguez T et al. Nefrologia 2012;32:397v9.

 

 

Weitere Informationen

 

 

 


Quelle: Otsuka Pharma, 12.03.2015 (tB).

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