Benachteiligung durch Sicherheitstechnologien? 

Wenn der Urinbeutel zum Sicherheitsrisiko wird

 

Tübingen (4. April 2011) – Wir alle wollen ein Mehr an Sicherheit, aber welchen Preis sind wir bereit dafür zu zahlen? Und in welcher Form wird dieser Preis gezahlt: In Form von Geld, von Privatheit, von Freiheit, oder auch von Gerechtigkeit? Das Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMBF) fördert nun im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“ eine neues Forschungsprojekt des Internationalen Zentrums für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der Universität Tübingen mit 1.18 Mio. Euro, um diese Fragen zu untersuchen. Das Projekt KRETA (Körperscanner: Reflexion der Ethik auf Technik und Anwendungskontexte) wird die Einführung und Nutzung von Sicherheitstechnologien, speziell der Technologie des Körperscanners, ethisch wie sozialwissenschaftlich analysieren und wird im Rahmen des Forschungsschwerpunktes Sicherheitsethik von Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn geleitet.

 

Die Körperscanner sind mittlerweile feste Bestandteile des Sicherheitsdiskurses geworden. Erste Feldtests, z.B. in Hamburg werden durchgeführt und öffentlich diskutiert. Obwohl die Geräte in der Regel keine „Nacktscanner“ mehr sind – also keine Bilder des nackten Körpers mehr produzieren, sondern abstrakte Abbildungen –, bleiben wichtige Problemlagen ungeklärt. Der Einsatz von Körperscannern könnte zur Benachteiligung jener Menschen führen, deren Körper nicht normgerecht ist: Wie funktionieren Kontrollen bei Menschen mit uneindeutigen Geschlechtsmerkmalen oder bei Menschen mit verdeckten Behinderungen? Werden Menschen gezwungen sein, Brustprothesen, Urinbeutel oder Windeln vor Dritten offen zu legen? Welche Auswirkungen auf die Normalitätsvorstellungen einer Gesellschaft sowie auf die Alltagsnormalität von Behinderten wird es haben, wenn Menschen mit Behinderungen von Sicherheitstechnologien vermehrt als „abweichend und gefährlich“ detektiert werden?

 

„Eine der grundlegenden Fragen“, so Regina Ammicht Quinn, „lautet also, ob einzelne Bevölkerungsgruppen benachteiligt werden dürfen, um die Sicherheit vieler zu erhöhen?“ „Gerechtigkeit“ soll vor diesem Hintergrund durch das Projekt als Kategorie der Gestaltung und Bewertung von Sicherheitshandeln erprobt werden. Die Frage nach Gerechtigkeit wird jedoch nicht nur im Fall der verdeckten Behinderungen zur zentralen Frage, sondern auch dort, wo Menschen eines bestimmen Aussehens, einer bestimmten Herkunft oder Religion anders behandelt werden als andere.

 

Die ethische Forschung des Projektes findet dabei nicht im Nachhinein, sondern bereits im Prozess der Technikentwicklung bzw. Implementierung statt. Dies geschieht  in engem Kontakt mit Forschergruppen, die im Rahmen von anderen BMBF-Projekten mit der Entwicklung von Körperscannern befasst sind. Für die Forschungsreihen des Projekts wird ein eigener Körperscanner zur Verfügung stehen.

 

Das IZEW ist ein international ausgerichtetes, interdisziplinäres Forschungszentrum der Universität Tübingen, das ethische Fragen untersucht, die sich in und aus den Wissenschaften ergeben. Der Forschungsschwerpunkt Sicherheitsethik wird von Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn geleitet.

 

 


Quelle: Eberhard Karls Universität Tübingen, 04.04.2011 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…